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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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dankt nicht mit Worten, sondern mit That
und Wahrheit. Zwar hatt ich meiner Mut-
ter die Wort' aus Minchens Testament bestens
empfohlen:
"Kanst du meinen Verwandten in Mi-
"tau förderlich und dienstlich seyn; sey
"es. Gott wird dich lohnen;

indessen kam mir dies anekhou kai apikhou, diese
Lotteriedevise mit einem Gewinst, sehr will-
kommen. Willkommner kann es den Anver-
wandten in Mitau nicht seyn! Schwer war
es mir, zu diesem allem nichts mehr als ein
Franko beytragen zu können -- ein Scherf-
lein in den Gotteskasten.

Das Schwere bey einem mäßigen uns zu-
gemessenen Auskommen ist blos, daß wir
nichts mehr, als höchstens die Gabe der Rei-
chen frankiren können! Darf ich wohl bemer-
ken, daß ich gegen den Grafen kein Wort von
Minchens armen Verwandten in Mitau ver-
lohren? Es wird nicht jeder so neugierig seyn,
zu fragen, ob die Post auch richtig das Haus
der Armen gefunden, die in der Welt Angst
hatten. Um ihnen keine Minute zu entziehen,
sandt' ich das Geld gerades Weges, und nicht
durch meinen Vater, auch nicht einst durch

Wech-
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dankt nicht mit Worten, ſondern mit That
und Wahrheit. Zwar hatt ich meiner Mut-
ter die Wort’ aus Minchens Teſtament beſtens
empfohlen:
„Kanſt du meinen Verwandten in Mi-
„tau foͤrderlich und dienſtlich ſeyn; ſey
„es. Gott wird dich lohnen;

indeſſen kam mir dies ανέχου και απίχου, dieſe
Lotteriedeviſe mit einem Gewinſt, ſehr will-
kommen. Willkommner kann es den Anver-
wandten in Mitau nicht ſeyn! Schwer war
es mir, zu dieſem allem nichts mehr als ein
Franko beytragen zu koͤnnen — ein Scherf-
lein in den Gotteskaſten.

Das Schwere bey einem maͤßigen uns zu-
gemeſſenen Auskommen iſt blos, daß wir
nichts mehr, als hoͤchſtens die Gabe der Rei-
chen frankiren koͤnnen! Darf ich wohl bemer-
ken, daß ich gegen den Grafen kein Wort von
Minchens armen Verwandten in Mitau ver-
lohren? Es wird nicht jeder ſo neugierig ſeyn,
zu fragen, ob die Poſt auch richtig das Haus
der Armen gefunden, die in der Welt Angſt
hatten. Um ihnen keine Minute zu entziehen,
ſandt’ ich das Geld gerades Weges, und nicht
durch meinen Vater, auch nicht einſt durch

Wech-
Z 4
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[359/0367] dankt nicht mit Worten, ſondern mit That und Wahrheit. Zwar hatt ich meiner Mut- ter die Wort’ aus Minchens Teſtament beſtens empfohlen: „Kanſt du meinen Verwandten in Mi- „tau foͤrderlich und dienſtlich ſeyn; ſey „es. Gott wird dich lohnen; indeſſen kam mir dies ανέχου και απίχου, dieſe Lotteriedeviſe mit einem Gewinſt, ſehr will- kommen. Willkommner kann es den Anver- wandten in Mitau nicht ſeyn! Schwer war es mir, zu dieſem allem nichts mehr als ein Franko beytragen zu koͤnnen — ein Scherf- lein in den Gotteskaſten. Das Schwere bey einem maͤßigen uns zu- gemeſſenen Auskommen iſt blos, daß wir nichts mehr, als hoͤchſtens die Gabe der Rei- chen frankiren koͤnnen! Darf ich wohl bemer- ken, daß ich gegen den Grafen kein Wort von Minchens armen Verwandten in Mitau ver- lohren? Es wird nicht jeder ſo neugierig ſeyn, zu fragen, ob die Poſt auch richtig das Haus der Armen gefunden, die in der Welt Angſt hatten. Um ihnen keine Minute zu entziehen, ſandt’ ich das Geld gerades Weges, und nicht durch meinen Vater, auch nicht einſt durch Wech- Z 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/367>, abgerufen am 22.11.2024.