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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Wechsel; allein ich bat meine Mutter, sich
nach der Aufnahme dieses Geldes zu erkun-
digen, da ich hierüber dem lieben Gott un-
mittelbare Rechnung abzulegen hätte. Er!
der ehrliche Alte, war schon seit drey Wochen
zur Ruhe eingegangen in jene selge Wohnun-
gen, wo ihn kein Pachtunglück und kein Con-
trakt, der ohne den lieben Gott gemacht ward,
und kein W. R. J. V. R. W. mehr drücken
konnte. Seine Frau lebte noch, zählte bis
zehn, noch mehr, sagte sie, als ob das Geld
unter ihren Händen sich mehrte. Sie sprach
für den Geber Segen, gab das ungezählte
Geld und die gezählten zehn, Einem ihrer
Nachbaren zum Aufheben, und starb. -- --
Der Tod war ihr lieber, als hundert Pisto-
len. Der Sohn, der Amtsgeschäfte halber
seinem Vater nicht das letzte Geleite geben
können, kam zum mütterlichen Begräbnis.
Solten ihn wohl die hundert Pistolen dazu
vermocht haben? Meine Mutter versicherte
mir, daß der Leidtragende Herr Sohn nicht
aufhören können, Gottes wunderbare Füh-
rung zu verherrlichen! -- Das dacht' ich
wohl, und meine Leser mit mir, daß er diese
hundert Pistolen nicht ohn' ein Kirchengebet
einstreichen würde -- ich wünsche wohl zu

bekom-

Wechſel; allein ich bat meine Mutter, ſich
nach der Aufnahme dieſes Geldes zu erkun-
digen, da ich hieruͤber dem lieben Gott un-
mittelbare Rechnung abzulegen haͤtte. Er!
der ehrliche Alte, war ſchon ſeit drey Wochen
zur Ruhe eingegangen in jene ſelge Wohnun-
gen, wo ihn kein Pachtungluͤck und kein Con-
trakt, der ohne den lieben Gott gemacht ward,
und kein W. R. J. V. R. W. mehr druͤcken
konnte. Seine Frau lebte noch, zaͤhlte bis
zehn, noch mehr, ſagte ſie, als ob das Geld
unter ihren Haͤnden ſich mehrte. Sie ſprach
fuͤr den Geber Segen, gab das ungezaͤhlte
Geld und die gezaͤhlten zehn, Einem ihrer
Nachbaren zum Aufheben, und ſtarb. — —
Der Tod war ihr lieber, als hundert Piſto-
len. Der Sohn, der Amtsgeſchaͤfte halber
ſeinem Vater nicht das letzte Geleite geben
koͤnnen, kam zum muͤtterlichen Begraͤbnis.
Solten ihn wohl die hundert Piſtolen dazu
vermocht haben? Meine Mutter verſicherte
mir, daß der Leidtragende Herr Sohn nicht
aufhoͤren koͤnnen, Gottes wunderbare Fuͤh-
rung zu verherrlichen! — Das dacht’ ich
wohl, und meine Leſer mit mir, daß er dieſe
hundert Piſtolen nicht ohn’ ein Kirchengebet
einſtreichen wuͤrde — ich wuͤnſche wohl zu

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[360/0368] Wechſel; allein ich bat meine Mutter, ſich nach der Aufnahme dieſes Geldes zu erkun- digen, da ich hieruͤber dem lieben Gott un- mittelbare Rechnung abzulegen haͤtte. Er! der ehrliche Alte, war ſchon ſeit drey Wochen zur Ruhe eingegangen in jene ſelge Wohnun- gen, wo ihn kein Pachtungluͤck und kein Con- trakt, der ohne den lieben Gott gemacht ward, und kein W. R. J. V. R. W. mehr druͤcken konnte. Seine Frau lebte noch, zaͤhlte bis zehn, noch mehr, ſagte ſie, als ob das Geld unter ihren Haͤnden ſich mehrte. Sie ſprach fuͤr den Geber Segen, gab das ungezaͤhlte Geld und die gezaͤhlten zehn, Einem ihrer Nachbaren zum Aufheben, und ſtarb. — — Der Tod war ihr lieber, als hundert Piſto- len. Der Sohn, der Amtsgeſchaͤfte halber ſeinem Vater nicht das letzte Geleite geben koͤnnen, kam zum muͤtterlichen Begraͤbnis. Solten ihn wohl die hundert Piſtolen dazu vermocht haben? Meine Mutter verſicherte mir, daß der Leidtragende Herr Sohn nicht aufhoͤren koͤnnen, Gottes wunderbare Fuͤh- rung zu verherrlichen! — Das dacht’ ich wohl, und meine Leſer mit mir, daß er dieſe hundert Piſtolen nicht ohn’ ein Kirchengebet einſtreichen wuͤrde — ich wuͤnſche wohl zu bekom-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/368>, abgerufen am 22.11.2024.