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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Uebrigens hängt dies Leben an einem seid-
nen Faden. Wir leben nur einmal, wir ha-
ben nur eine Seele zu verlieren. Ein Mensch,
der im Himmel, das heißt: überall, nur im
Planeten Erde nicht, zu Hause gehört, sollte
aus Paris, London, Rom, Athen seyn?
Unser Wandel ist im Himmel. Wir wollen
Herzhaftigkeit haben, aus Gottes Welt, aus
uns selbst zu seyn. --

Den Menschen kennen lernen, heißt: den
besten Theil der Wissenschaften gewählt ha-
ben. Das soll nicht von uns genommen wer-
den! Wenn uns alles verläßt, behalten wir
uns doch! --

Ich werde noch Gelegenheit haben, von
meinem academischen Lebenslauf ein Wört-
chen zu geben. Will man dies Wörtchen in
Rücksicht, daß das Studiren eine Art von
Geisterseherey ist, so übersetzen: ich werde ei-
nen Geist erscheinen lassen! Auch gut! Ei-
nen guten Geist, versteht sich. Alle gute Gei-
ster leben Gott den Herrn! -- --


Ich verlies, wie es meinen Lesern nicht
unbekannt seyn kann, Gretchen eben zu einer

Zeit,
U 3

Uebrigens haͤngt dies Leben an einem ſeid-
nen Faden. Wir leben nur einmal, wir ha-
ben nur eine Seele zu verlieren. Ein Menſch,
der im Himmel, das heißt: uͤberall, nur im
Planeten Erde nicht, zu Hauſe gehoͤrt, ſollte
aus Paris, London, Rom, Athen ſeyn?
Unſer Wandel iſt im Himmel. Wir wollen
Herzhaftigkeit haben, aus Gottes Welt, aus
uns ſelbſt zu ſeyn. —

Den Menſchen kennen lernen, heißt: den
beſten Theil der Wiſſenſchaften gewaͤhlt ha-
ben. Das ſoll nicht von uns genommen wer-
den! Wenn uns alles verlaͤßt, behalten wir
uns doch! —

Ich werde noch Gelegenheit haben, von
meinem academiſchen Lebenslauf ein Woͤrt-
chen zu geben. Will man dies Woͤrtchen in
Ruͤckſicht, daß das Studiren eine Art von
Geiſterſeherey iſt, ſo uͤberſetzen: ich werde ei-
nen Geiſt erſcheinen laſſen! Auch gut! Ei-
nen guten Geiſt, verſteht ſich. Alle gute Gei-
ſter leben Gott den Herrn! — —


Ich verlies, wie es meinen Leſern nicht
unbekannt ſeyn kann, Gretchen eben zu einer

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[309/0315] Uebrigens haͤngt dies Leben an einem ſeid- nen Faden. Wir leben nur einmal, wir ha- ben nur eine Seele zu verlieren. Ein Menſch, der im Himmel, das heißt: uͤberall, nur im Planeten Erde nicht, zu Hauſe gehoͤrt, ſollte aus Paris, London, Rom, Athen ſeyn? Unſer Wandel iſt im Himmel. Wir wollen Herzhaftigkeit haben, aus Gottes Welt, aus uns ſelbſt zu ſeyn. — Den Menſchen kennen lernen, heißt: den beſten Theil der Wiſſenſchaften gewaͤhlt ha- ben. Das ſoll nicht von uns genommen wer- den! Wenn uns alles verlaͤßt, behalten wir uns doch! — Ich werde noch Gelegenheit haben, von meinem academiſchen Lebenslauf ein Woͤrt- chen zu geben. Will man dies Woͤrtchen in Ruͤckſicht, daß das Studiren eine Art von Geiſterſeherey iſt, ſo uͤberſetzen: ich werde ei- nen Geiſt erſcheinen laſſen! Auch gut! Ei- nen guten Geiſt, verſteht ſich. Alle gute Gei- ſter leben Gott den Herrn! — — Ich verlies, wie es meinen Leſern nicht unbekannt ſeyn kann, Gretchen eben zu einer Zeit, U 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/315>, abgerufen am 22.11.2024.