Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.maas, verstehe. Ein Aug' ist bey unser Einem die andre Hand. -- Diesmahl glaubt' ich schon, mich zu irren. Ich irrte mich würklich; die Eltern sagten endlich Ja zur Heyrath, und alles sagte Ja. Das Mädchen erhohlte sich zusehens. Verlo- bungen kommen unser Einem selten zu Oh- ren. Die Leute halten mich für ein Stück vom Tode, für einen Verwandten des To- des, und wollen mit dem Tode bey der- gleichen Gelegenheit nichts zu thun haben; obgleich der Tod immer hinterm Stuhl steht, es sey bey einer Verlobung, oder sonst. Es ist, dünkt mich, zu sehen, daß ich so gut lebendig bin, wie einer, und wenn der Tod bedenkt, daß unser Einer ihm gewiß ist, und daß er ihn aus der er- sten Hand hat, so geht er lieber auf die Jagd, als daß er nach dem Haushahn greift. -- ich. Das Mädchen, Freund, das Mädchen erholte sich -- er. Ja wohl, erhohlte es sich. Ist die Ver- lobung nicht vorgefallen; so hätte sie doch vorfallen sollen. Es war alles: Ja und Amen, und da starb es, wie eine Knospe Rosenroth, und nun giengs ans Heulen und Zähnklappen. ich.
maas, verſtehe. Ein Aug’ iſt bey unſer Einem die andre Hand. — Diesmahl glaubt’ ich ſchon, mich zu irren. Ich irrte mich wuͤrklich; die Eltern ſagten endlich Ja zur Heyrath, und alles ſagte Ja. Das Maͤdchen erhohlte ſich zuſehens. Verlo- bungen kommen unſer Einem ſelten zu Oh- ren. Die Leute halten mich fuͤr ein Stuͤck vom Tode, fuͤr einen Verwandten des To- des, und wollen mit dem Tode bey der- gleichen Gelegenheit nichts zu thun haben; obgleich der Tod immer hinterm Stuhl ſteht, es ſey bey einer Verlobung, oder ſonſt. Es iſt, duͤnkt mich, zu ſehen, daß ich ſo gut lebendig bin, wie einer, und wenn der Tod bedenkt, daß unſer Einer ihm gewiß iſt, und daß er ihn aus der er- ſten Hand hat, ſo geht er lieber auf die Jagd, als daß er nach dem Haushahn greift. — ich. Das Maͤdchen, Freund, das Maͤdchen erholte ſich — er. Ja wohl, erhohlte es ſich. Iſt die Ver- lobung nicht vorgefallen; ſo haͤtte ſie doch vorfallen ſollen. Es war alles: Ja und Amen, und da ſtarb es, wie eine Knospe Roſenroth, und nun giengs ans Heulen und Zaͤhnklappen. ich.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <list> <item><pb facs="#f0277" n="271"/> maas, verſtehe. Ein Aug’ iſt bey unſer<lb/> Einem die andre Hand. — Diesmahl<lb/> glaubt’ ich ſchon, mich zu irren. Ich irrte<lb/> mich wuͤrklich; die Eltern ſagten endlich<lb/> Ja zur Heyrath, und alles ſagte Ja. Das<lb/> Maͤdchen erhohlte ſich zuſehens. Verlo-<lb/> bungen kommen unſer Einem ſelten zu Oh-<lb/> ren. Die Leute halten mich fuͤr ein Stuͤck<lb/> vom Tode, fuͤr einen Verwandten des To-<lb/> des, und wollen mit dem Tode bey der-<lb/> gleichen Gelegenheit nichts zu thun haben;<lb/> obgleich der Tod immer hinterm Stuhl<lb/> ſteht, es ſey bey einer Verlobung, oder<lb/> ſonſt. Es iſt, duͤnkt mich, zu ſehen, daß<lb/> ich ſo gut lebendig bin, wie einer, und<lb/> wenn der Tod bedenkt, daß unſer Einer<lb/> ihm gewiß iſt, und daß er ihn aus der er-<lb/> ſten Hand hat, ſo geht er lieber auf die<lb/> Jagd, als daß er nach dem Haushahn<lb/> greift. —</item><lb/> <item><hi rendition="#fr">ich.</hi> Das Maͤdchen, Freund, das Maͤdchen<lb/> erholte ſich —</item><lb/> <item><hi rendition="#fr">er.</hi> Ja wohl, erhohlte es ſich. Iſt die Ver-<lb/> lobung nicht vorgefallen; ſo haͤtte ſie doch<lb/> vorfallen ſollen. Es war alles: Ja und<lb/> Amen, und da ſtarb es, wie eine Knospe<lb/> Roſenroth, und nun giengs ans Heulen und<lb/> Zaͤhnklappen.</item> </list><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">ich.</hi> </fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [271/0277]
maas, verſtehe. Ein Aug’ iſt bey unſer
Einem die andre Hand. — Diesmahl
glaubt’ ich ſchon, mich zu irren. Ich irrte
mich wuͤrklich; die Eltern ſagten endlich
Ja zur Heyrath, und alles ſagte Ja. Das
Maͤdchen erhohlte ſich zuſehens. Verlo-
bungen kommen unſer Einem ſelten zu Oh-
ren. Die Leute halten mich fuͤr ein Stuͤck
vom Tode, fuͤr einen Verwandten des To-
des, und wollen mit dem Tode bey der-
gleichen Gelegenheit nichts zu thun haben;
obgleich der Tod immer hinterm Stuhl
ſteht, es ſey bey einer Verlobung, oder
ſonſt. Es iſt, duͤnkt mich, zu ſehen, daß
ich ſo gut lebendig bin, wie einer, und
wenn der Tod bedenkt, daß unſer Einer
ihm gewiß iſt, und daß er ihn aus der er-
ſten Hand hat, ſo geht er lieber auf die
Jagd, als daß er nach dem Haushahn
greift. —
ich. Das Maͤdchen, Freund, das Maͤdchen
erholte ſich —
er. Ja wohl, erhohlte es ſich. Iſt die Ver-
lobung nicht vorgefallen; ſo haͤtte ſie doch
vorfallen ſollen. Es war alles: Ja und
Amen, und da ſtarb es, wie eine Knospe
Roſenroth, und nun giengs ans Heulen und
Zaͤhnklappen.
ich.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |