Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite
er. ohne Menschenhände.
ich. und begraben?
er. ein junges Paar.
ich. Paar?
er. wie ich sage. Schade, daß ihr Verlust
eine Schwester ist, sonst eine Stelle für
Sie, wie gewonnen.
ich. Wer zuerst?
er. sie.
ich. Gott!
er. es war ein Mädchen, das Liebe hatte,
bey jung und alt. Die Eltern, wies doch
immer so geht, wollten sie zwingen, und
sie wollte sich nicht zwingen laßen. Sie
liebt' einen jungen Menschen, deßen Vater
das ist, was ihr Vater ist. Kein Finger-
breit mehr, oder weniger. Die Eltern
wollten höher mit ihr heraus; endlich sa-
hen sie, es gienge nicht, denn das Mäd-
chen grämte sich zusehens. In der Gemei-
ne kenn' ich meine Kundleute aufs Haar.
Da sollten wohl zehn eingeschnürte ver-
heimlichte Schwangerschaften der Hebam-
me des Creyses eher entgehen, als mir ei-
nes, das an Grabes Bord ist, obgleich ich
auch mich auf die gesegneten Umstände und
Leibeserlösung, wiewohl nur nach Augen-
maas,
er. ohne Menſchenhaͤnde.
ich. und begraben?
er. ein junges Paar.
ich. Paar?
er. wie ich ſage. Schade, daß ihr Verluſt
eine Schweſter iſt, ſonſt eine Stelle fuͤr
Sie, wie gewonnen.
ich. Wer zuerſt?
er. ſie.
ich. Gott!
er. es war ein Maͤdchen, das Liebe hatte,
bey jung und alt. Die Eltern, wies doch
immer ſo geht, wollten ſie zwingen, und
ſie wollte ſich nicht zwingen laßen. Sie
liebt’ einen jungen Menſchen, deßen Vater
das iſt, was ihr Vater iſt. Kein Finger-
breit mehr, oder weniger. Die Eltern
wollten hoͤher mit ihr heraus; endlich ſa-
hen ſie, es gienge nicht, denn das Maͤd-
chen graͤmte ſich zuſehens. In der Gemei-
ne kenn’ ich meine Kundleute aufs Haar.
Da ſollten wohl zehn eingeſchnuͤrte ver-
heimlichte Schwangerſchaften der Hebam-
me des Creyſes eher entgehen, als mir ei-
nes, das an Grabes Bord iſt, obgleich ich
auch mich auf die geſegneten Umſtaͤnde und
Leibeserloͤſung, wiewohl nur nach Augen-
maas,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0276" n="270"/>
        <list>
          <item><hi rendition="#fr">er.</hi> ohne Men&#x017F;chenha&#x0364;nde.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#fr">ich.</hi> und begraben?</item><lb/>
          <item><hi rendition="#fr">er.</hi> ein junges Paar.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#fr">ich.</hi> Paar?</item><lb/>
          <item><hi rendition="#fr">er.</hi> wie ich &#x017F;age. Schade, daß ihr Verlu&#x017F;t<lb/>
eine Schwe&#x017F;ter i&#x017F;t, &#x017F;on&#x017F;t eine Stelle fu&#x0364;r<lb/>
Sie, wie gewonnen.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#fr">ich.</hi> Wer zuer&#x017F;t?</item><lb/>
          <item><hi rendition="#fr">er.</hi> &#x017F;ie.</item><lb/>
          <item><hi rendition="#fr">ich.</hi> Gott!</item><lb/>
          <item><hi rendition="#fr">er.</hi> es war ein Ma&#x0364;dchen, das Liebe hatte,<lb/>
bey jung und alt. Die Eltern, wies doch<lb/>
immer &#x017F;o geht, wollten &#x017F;ie zwingen, und<lb/>
&#x017F;ie wollte &#x017F;ich nicht zwingen laßen. Sie<lb/>
liebt&#x2019; einen jungen Men&#x017F;chen, deßen Vater<lb/>
das i&#x017F;t, was ihr Vater i&#x017F;t. Kein Finger-<lb/>
breit mehr, oder weniger. Die Eltern<lb/>
wollten ho&#x0364;her mit ihr heraus; endlich &#x017F;a-<lb/>
hen &#x017F;ie, es gienge nicht, denn das Ma&#x0364;d-<lb/>
chen gra&#x0364;mte &#x017F;ich zu&#x017F;ehens. In der Gemei-<lb/>
ne kenn&#x2019; ich meine Kundleute aufs Haar.<lb/>
Da &#x017F;ollten wohl zehn einge&#x017F;chnu&#x0364;rte ver-<lb/>
heimlichte Schwanger&#x017F;chaften der Hebam-<lb/>
me des Crey&#x017F;es eher entgehen, als mir ei-<lb/>
nes, das an Grabes Bord i&#x017F;t, obgleich ich<lb/>
auch mich auf die ge&#x017F;egneten Um&#x017F;ta&#x0364;nde und<lb/>
Leibeserlo&#x0364;&#x017F;ung, wiewohl nur nach Augen-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">maas,</fw><lb/></item>
        </list>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0276] er. ohne Menſchenhaͤnde. ich. und begraben? er. ein junges Paar. ich. Paar? er. wie ich ſage. Schade, daß ihr Verluſt eine Schweſter iſt, ſonſt eine Stelle fuͤr Sie, wie gewonnen. ich. Wer zuerſt? er. ſie. ich. Gott! er. es war ein Maͤdchen, das Liebe hatte, bey jung und alt. Die Eltern, wies doch immer ſo geht, wollten ſie zwingen, und ſie wollte ſich nicht zwingen laßen. Sie liebt’ einen jungen Menſchen, deßen Vater das iſt, was ihr Vater iſt. Kein Finger- breit mehr, oder weniger. Die Eltern wollten hoͤher mit ihr heraus; endlich ſa- hen ſie, es gienge nicht, denn das Maͤd- chen graͤmte ſich zuſehens. In der Gemei- ne kenn’ ich meine Kundleute aufs Haar. Da ſollten wohl zehn eingeſchnuͤrte ver- heimlichte Schwangerſchaften der Hebam- me des Creyſes eher entgehen, als mir ei- nes, das an Grabes Bord iſt, obgleich ich auch mich auf die geſegneten Umſtaͤnde und Leibeserloͤſung, wiewohl nur nach Augen- maas,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/276
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/276>, abgerufen am 23.11.2024.