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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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Gottes Unterrichter, es eröfnet dir in jeder
dir selbst gelaßenen Stunde: du seyst ein un-
gerechter Haushalter. Du hättest mehr thun
sollen, weil du mehr thun können. Du
hättest gesündigt, im Himmel und vor ihm,
und wärest nicht werth der göttlichen Natur,
nicht werth, ein Mensch zu seyn. Schäme
dich, sagt es dann, und sammelt feurige
Kohlen auf dein Haupt. Wohl dem, der diese
Kohlen zum Fegfeuer anfacht! Wohl dem, der
zu dieser seiner Zeit bedenket, was zu seinem
Frieden dient, und daß er in eine Gegend
gehe, wo er nicht mehr mit seinem Bruder
auf dem Wege ist, und wo es angeschrieben
steht: Du kannst hinfort nicht mehr
Haushalter seyn!
Was nun? --

Die meisten Handlungen, Freunde, sind
darum gut, weil man sie sich viel böser den-
ken kann. So wird das Spiel als eine er-
laubte Sache gepriesen, weil es besser als
Schmähsucht und Zungentodschlag ist. Prie-
ster und Leviten der Vernunftreligion stehen
mit Lebensbalsam, mit Gewissenskühlungen,
mit Herzstärkungen aus; allein wenns zum
Sterben geht, hilft kein Seelenkraut und Pfla-
ster, das Wort Gottes allein heilet. -- Jeder
unrichtige Gedanke, jedes unnütze Wort ist

ver-

Gottes Unterrichter, es eroͤfnet dir in jeder
dir ſelbſt gelaßenen Stunde: du ſeyſt ein un-
gerechter Haushalter. Du haͤtteſt mehr thun
ſollen, weil du mehr thun koͤnnen. Du
haͤtteſt geſuͤndigt, im Himmel und vor ihm,
und waͤreſt nicht werth der goͤttlichen Natur,
nicht werth, ein Menſch zu ſeyn. Schaͤme
dich, ſagt es dann, und ſammelt feurige
Kohlen auf dein Haupt. Wohl dem, der dieſe
Kohlen zum Fegfeuer anfacht! Wohl dem, der
zu dieſer ſeiner Zeit bedenket, was zu ſeinem
Frieden dient, und daß er in eine Gegend
gehe, wo er nicht mehr mit ſeinem Bruder
auf dem Wege iſt, und wo es angeſchrieben
ſteht: Du kannſt hinfort nicht mehr
Haushalter ſeyn!
Was nun? —

Die meiſten Handlungen, Freunde, ſind
darum gut, weil man ſie ſich viel boͤſer den-
ken kann. So wird das Spiel als eine er-
laubte Sache geprieſen, weil es beſſer als
Schmaͤhſucht und Zungentodſchlag iſt. Prie-
ſter und Leviten der Vernunftreligion ſtehen
mit Lebensbalſam, mit Gewiſſenskuͤhlungen,
mit Herzſtaͤrkungen aus; allein wenns zum
Sterben geht, hilft kein Seelenkraut und Pfla-
ſter, das Wort Gottes allein heilet. — Jeder
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[207/0213] Gottes Unterrichter, es eroͤfnet dir in jeder dir ſelbſt gelaßenen Stunde: du ſeyſt ein un- gerechter Haushalter. Du haͤtteſt mehr thun ſollen, weil du mehr thun koͤnnen. Du haͤtteſt geſuͤndigt, im Himmel und vor ihm, und waͤreſt nicht werth der goͤttlichen Natur, nicht werth, ein Menſch zu ſeyn. Schaͤme dich, ſagt es dann, und ſammelt feurige Kohlen auf dein Haupt. Wohl dem, der dieſe Kohlen zum Fegfeuer anfacht! Wohl dem, der zu dieſer ſeiner Zeit bedenket, was zu ſeinem Frieden dient, und daß er in eine Gegend gehe, wo er nicht mehr mit ſeinem Bruder auf dem Wege iſt, und wo es angeſchrieben ſteht: Du kannſt hinfort nicht mehr Haushalter ſeyn! Was nun? — Die meiſten Handlungen, Freunde, ſind darum gut, weil man ſie ſich viel boͤſer den- ken kann. So wird das Spiel als eine er- laubte Sache geprieſen, weil es beſſer als Schmaͤhſucht und Zungentodſchlag iſt. Prie- ſter und Leviten der Vernunftreligion ſtehen mit Lebensbalſam, mit Gewiſſenskuͤhlungen, mit Herzſtaͤrkungen aus; allein wenns zum Sterben geht, hilft kein Seelenkraut und Pfla- ſter, das Wort Gottes allein heilet. — Jeder unrichtige Gedanke, jedes unnuͤtze Wort iſt ver-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/213>, abgerufen am 22.11.2024.