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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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verantwortlich. Wie schrecklich wahr ist dies
Gesetz der sich selbst gelaßenen Vernunft!
Wo fliehet sie hin in diesen Seelennöthen?

Wohl mir, daß ich ein Christ bin! Wenn
ich alles gethan habe, was ich zu thun schul-
dig war, und was ich nur thun konnte, bin
ich zwar noch immer ein unnützer Knecht,
dem noch viel fehlt; allein welch ein Trost für
mich, im Leben und Sterben, daß Christus
lebte und starb! Er hat Gott, dem Schöp-
fer der Menschen, im Leben und im Sterben
den ganzen Werth der Menschheit in hoher
Person gezeigt, er hat ihn uns dargestellt,
und wenn, nach dem äußersten Bestreben, zu
werden, wie Jesus Christus auch war, Un-
vollkommenheiten vorfallen; bitten wir Gott,
daß er nicht uns, sondern die Essenz der
Menschheit, das Ideal menschlicher Tugen-
den, anschaue, und in ihm, in diesem großen
Muster, uns sündige Geschöpfe, und daß er
uns gnädig sey und barmherzig und von
großer Güte und Treue!

Der Mensch ist göttlichen Herkommens,
göttlichen Geschlechts! Aller dieser Verwand-
schaft, wie unwürdig sind wir ihr, im Fleisch
durch Sünde! Heil uns, daß unsere Natur
einen Repräsentanten hat, in welchem Gott

uns,

verantwortlich. Wie ſchrecklich wahr iſt dies
Geſetz der ſich ſelbſt gelaßenen Vernunft!
Wo fliehet ſie hin in dieſen Seelennoͤthen?

Wohl mir, daß ich ein Chriſt bin! Wenn
ich alles gethan habe, was ich zu thun ſchul-
dig war, und was ich nur thun konnte, bin
ich zwar noch immer ein unnuͤtzer Knecht,
dem noch viel fehlt; allein welch ein Troſt fuͤr
mich, im Leben und Sterben, daß Chriſtus
lebte und ſtarb! Er hat Gott, dem Schoͤp-
fer der Menſchen, im Leben und im Sterben
den ganzen Werth der Menſchheit in hoher
Perſon gezeigt, er hat ihn uns dargeſtellt,
und wenn, nach dem aͤußerſten Beſtreben, zu
werden, wie Jeſus Chriſtus auch war, Un-
vollkommenheiten vorfallen; bitten wir Gott,
daß er nicht uns, ſondern die Eſſenz der
Menſchheit, das Ideal menſchlicher Tugen-
den, anſchaue, und in ihm, in dieſem großen
Muſter, uns ſuͤndige Geſchoͤpfe, und daß er
uns gnaͤdig ſey und barmherzig und von
großer Guͤte und Treue!

Der Menſch iſt goͤttlichen Herkommens,
goͤttlichen Geſchlechts! Aller dieſer Verwand-
ſchaft, wie unwuͤrdig ſind wir ihr, im Fleiſch
durch Suͤnde! Heil uns, daß unſere Natur
einen Repraͤſentanten hat, in welchem Gott

uns,
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[208/0214] verantwortlich. Wie ſchrecklich wahr iſt dies Geſetz der ſich ſelbſt gelaßenen Vernunft! Wo fliehet ſie hin in dieſen Seelennoͤthen? Wohl mir, daß ich ein Chriſt bin! Wenn ich alles gethan habe, was ich zu thun ſchul- dig war, und was ich nur thun konnte, bin ich zwar noch immer ein unnuͤtzer Knecht, dem noch viel fehlt; allein welch ein Troſt fuͤr mich, im Leben und Sterben, daß Chriſtus lebte und ſtarb! Er hat Gott, dem Schoͤp- fer der Menſchen, im Leben und im Sterben den ganzen Werth der Menſchheit in hoher Perſon gezeigt, er hat ihn uns dargeſtellt, und wenn, nach dem aͤußerſten Beſtreben, zu werden, wie Jeſus Chriſtus auch war, Un- vollkommenheiten vorfallen; bitten wir Gott, daß er nicht uns, ſondern die Eſſenz der Menſchheit, das Ideal menſchlicher Tugen- den, anſchaue, und in ihm, in dieſem großen Muſter, uns ſuͤndige Geſchoͤpfe, und daß er uns gnaͤdig ſey und barmherzig und von großer Guͤte und Treue! Der Menſch iſt goͤttlichen Herkommens, goͤttlichen Geſchlechts! Aller dieſer Verwand- ſchaft, wie unwuͤrdig ſind wir ihr, im Fleiſch durch Suͤnde! Heil uns, daß unſere Natur einen Repraͤſentanten hat, in welchem Gott uns,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/214>, abgerufen am 22.11.2024.