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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

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gehohlt. Solch ein Tod! -- Das nenn ich
sterben, sagte der Graf! Der Todesangst und
Noth unerachtet, wovon ich unsern Seeligen
nicht loszählen kann! -- --

O du! der du die Menschen läßest sterben
und sprichst: Kommt wieder Menschenkinder!
Ich bin zu geringe, wie jener Märtyrer, den
Himmel offen zu sehen, las mich, las mich
nur mit einer solchen That, wie dieser, dahin
scheiden! Konnte Gott diesen großen Thäter
mehr belohnen! Nicht wahr, der starb in ei-
ner seligen Stunde? Gott schenke sie mir
und allen, die solch eine Thräne verstehen.
Amen!

Hiemit wäre diese Leinweber-Geschichte
für den Himmel zu Ende; allein für die Er-
de bey weitem nicht. Die frohen Erben ver-
standen sich so auf Thränen nicht, als unser
Leinweber. Das Versprechen: so lang' ich
lebe
, war mit seinem Tode abgelaufen, das
verstand sich von selbst; allein der Michaelis-
zins? Auch den mußte die Curländerin ein-
büßen, oder ihr jüngstes --

Denn es ist mit nichts bescheiniget,
daß eine dergleichen Schenkung vorge-
fallen, vielmehr sind alle Umstände da-
wider. Defunktus hat zu verschiedenen

mahlen

gehohlt. Solch ein Tod! — Das nenn ich
ſterben, ſagte der Graf! Der Todesangſt und
Noth unerachtet, wovon ich unſern Seeligen
nicht loszaͤhlen kann! — —

O du! der du die Menſchen laͤßeſt ſterben
und ſprichſt: Kommt wieder Menſchenkinder!
Ich bin zu geringe, wie jener Maͤrtyrer, den
Himmel offen zu ſehen, las mich, las mich
nur mit einer ſolchen That, wie dieſer, dahin
ſcheiden! Konnte Gott dieſen großen Thaͤter
mehr belohnen! Nicht wahr, der ſtarb in ei-
ner ſeligen Stunde? Gott ſchenke ſie mir
und allen, die ſolch eine Thraͤne verſtehen.
Amen!

Hiemit waͤre dieſe Leinweber-Geſchichte
fuͤr den Himmel zu Ende; allein fuͤr die Er-
de bey weitem nicht. Die frohen Erben ver-
ſtanden ſich ſo auf Thraͤnen nicht, als unſer
Leinweber. Das Verſprechen: ſo lang’ ich
lebe
, war mit ſeinem Tode abgelaufen, das
verſtand ſich von ſelbſt; allein der Michaelis-
zins? Auch den mußte die Curlaͤnderin ein-
buͤßen, oder ihr juͤngſtes —

Denn es iſt mit nichts beſcheiniget,
daß eine dergleichen Schenkung vorge-
fallen, vielmehr ſind alle Umſtaͤnde da-
wider. Defunktus hat zu verſchiedenen

mahlen
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[127/0133] gehohlt. Solch ein Tod! — Das nenn ich ſterben, ſagte der Graf! Der Todesangſt und Noth unerachtet, wovon ich unſern Seeligen nicht loszaͤhlen kann! — — O du! der du die Menſchen laͤßeſt ſterben und ſprichſt: Kommt wieder Menſchenkinder! Ich bin zu geringe, wie jener Maͤrtyrer, den Himmel offen zu ſehen, las mich, las mich nur mit einer ſolchen That, wie dieſer, dahin ſcheiden! Konnte Gott dieſen großen Thaͤter mehr belohnen! Nicht wahr, der ſtarb in ei- ner ſeligen Stunde? Gott ſchenke ſie mir und allen, die ſolch eine Thraͤne verſtehen. Amen! Hiemit waͤre dieſe Leinweber-Geſchichte fuͤr den Himmel zu Ende; allein fuͤr die Er- de bey weitem nicht. Die frohen Erben ver- ſtanden ſich ſo auf Thraͤnen nicht, als unſer Leinweber. Das Verſprechen: ſo lang’ ich lebe, war mit ſeinem Tode abgelaufen, das verſtand ſich von ſelbſt; allein der Michaelis- zins? Auch den mußte die Curlaͤnderin ein- buͤßen, oder ihr juͤngſtes — Denn es iſt mit nichts beſcheiniget, daß eine dergleichen Schenkung vorge- fallen, vielmehr ſind alle Umſtaͤnde da- wider. Defunktus hat zu verſchiedenen mahlen

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/133>, abgerufen am 27.11.2024.