Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

5. B. Mosis im 13. Capitel im 32. und 33.
Vers, sagte der Prediger aus L-- und freute
sich, daß er, so alt er wäre, noch so gut tref-
fen könne.

Der alte Herr spielte im figürlichen Ver-
stande zu der Predigt des Casuisten. Er gab
dem neuen Ehepaar durch einige Reimlein das
Geleite. Die Curländerin brauchte den Aus-
druck: er bestreute diesen Weg mit einem
Pasquill, und da sie alle Beilagen zu ihrem
Lebenslauf aufgeblättert hatte, fand sie diese
Beilage A. mit einem Grif, womit ich meine
Leser aber nicht belästigen will.

Ein Reimschmidt war gewöhnlich die
andre Hand des Herrmanns. Aus Höflich-
keit nannte er ihn seine rechte Hand. Selten
war er ohne eine solche andre oder rechte
Hand. Ein paar Strophen:

Was hat in dieser lezten Zeit
ein Pastor über Fingerbreit?
den Beichtstuhl, arme Sünder,
und, wenn zu Haus es wohl gedeyt,
ein ganzes Häuflein Kinder!
Wie

5. B. Moſis im 13. Capitel im 32. und 33.
Vers, ſagte der Prediger aus L— und freute
ſich, daß er, ſo alt er waͤre, noch ſo gut tref-
fen koͤnne.

Der alte Herr ſpielte im figuͤrlichen Ver-
ſtande zu der Predigt des Caſuiſten. Er gab
dem neuen Ehepaar durch einige Reimlein das
Geleite. Die Curlaͤnderin brauchte den Aus-
druck: er beſtreute dieſen Weg mit einem
Pasquill, und da ſie alle Beilagen zu ihrem
Lebenslauf aufgeblaͤttert hatte, fand ſie dieſe
Beilage A. mit einem Grif, womit ich meine
Leſer aber nicht belaͤſtigen will.

Ein Reimſchmidt war gewoͤhnlich die
andre Hand des Herrmanns. Aus Hoͤflich-
keit nannte er ihn ſeine rechte Hand. Selten
war er ohne eine ſolche andre oder rechte
Hand. Ein paar Strophen:

Was hat in dieſer lezten Zeit
ein Paſtor uͤber Fingerbreit?
den Beichtſtuhl, arme Suͤnder,
und, wenn zu Haus es wohl gedeyt,
ein ganzes Haͤuflein Kinder!
Wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0115" n="109"/>
5. B. Mo&#x017F;is im 13. Capitel im 32. und 33.<lb/>
Vers, &#x017F;agte der Prediger aus L&#x2014; und freute<lb/>
&#x017F;ich, daß er, &#x017F;o alt er wa&#x0364;re, noch &#x017F;o gut tref-<lb/>
fen ko&#x0364;nne.</p><lb/>
        <p>Der alte Herr &#x017F;pielte im figu&#x0364;rlichen Ver-<lb/>
&#x017F;tande zu der Predigt des Ca&#x017F;ui&#x017F;ten. Er gab<lb/>
dem neuen Ehepaar durch einige Reimlein das<lb/>
Geleite. Die Curla&#x0364;nderin brauchte den Aus-<lb/>
druck: er be&#x017F;treute die&#x017F;en Weg mit einem<lb/>
Pasquill, und da &#x017F;ie alle Beilagen zu ihrem<lb/>
Lebenslauf aufgebla&#x0364;ttert hatte, fand &#x017F;ie die&#x017F;e<lb/>
Beilage A. mit einem Grif, womit ich meine<lb/>
Le&#x017F;er aber nicht bela&#x0364;&#x017F;tigen will.</p><lb/>
        <p>Ein Reim&#x017F;chmidt war gewo&#x0364;hnlich die<lb/>
andre Hand des Herrmanns. Aus Ho&#x0364;flich-<lb/>
keit nannte er ihn &#x017F;eine rechte Hand. Selten<lb/>
war er ohne eine &#x017F;olche andre oder rechte<lb/>
Hand. Ein paar Strophen:</p><lb/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l>Was hat in die&#x017F;er lezten Zeit</l><lb/>
            <l>ein Pa&#x017F;tor u&#x0364;ber Fingerbreit?</l><lb/>
            <l>den Beicht&#x017F;tuhl, arme Su&#x0364;nder,</l><lb/>
            <l>und, wenn zu Haus es wohl gedeyt,</l><lb/>
            <l>ein ganzes Ha&#x0364;uflein Kinder!</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wie</fw><lb/>
          <l>
</l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[109/0115] 5. B. Moſis im 13. Capitel im 32. und 33. Vers, ſagte der Prediger aus L— und freute ſich, daß er, ſo alt er waͤre, noch ſo gut tref- fen koͤnne. Der alte Herr ſpielte im figuͤrlichen Ver- ſtande zu der Predigt des Caſuiſten. Er gab dem neuen Ehepaar durch einige Reimlein das Geleite. Die Curlaͤnderin brauchte den Aus- druck: er beſtreute dieſen Weg mit einem Pasquill, und da ſie alle Beilagen zu ihrem Lebenslauf aufgeblaͤttert hatte, fand ſie dieſe Beilage A. mit einem Grif, womit ich meine Leſer aber nicht belaͤſtigen will. Ein Reimſchmidt war gewoͤhnlich die andre Hand des Herrmanns. Aus Hoͤflich- keit nannte er ihn ſeine rechte Hand. Selten war er ohne eine ſolche andre oder rechte Hand. Ein paar Strophen: Was hat in dieſer lezten Zeit ein Paſtor uͤber Fingerbreit? den Beichtſtuhl, arme Suͤnder, und, wenn zu Haus es wohl gedeyt, ein ganzes Haͤuflein Kinder! Wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/115
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 3,1. Berlin, 1781, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe0301_1781/115>, abgerufen am 06.05.2024.