Menschen sonst, er sey Pastor oder nicht Pa- stor, gefunden habe. Es ist was Seel und Leib eigenes, was theosophisches, wie soll ichs nennen? Unser Freund Pastor hat den heili- gen Busch im Brande gesehen. -- Rechnet man dazu, daß er die Bibel nicht in schwarz Saffian gebunden hat, sondern im weißem Pergament, selbst -- ohne goldnen Schnitt, daß er sie nicht als Medicin, sondern als täg- lich Brod braucht; so ist der gute Pastor ein ganz besondrer Pastor. Seine andern Sei- ten, daß er z. E. die Glatze nicht mit Puder bedeckt, daß er kein Jaherr ist, daß sein Ausdruck nicht Scheidemünze, nicht Gang- und Gäbemünze, oder courent, sondern aus der Sparbüchse genommenes Geld ist, und um, mit Erlaubnis, in eine andre Figur zu kommen, nicht wie auf den Kauf gemacht, sondern wie bestelte Arbeit aussieht; so, daß es von ihm heißen kann: "was er spricht, "das geräth wohl!"
Daß der Pastor nicht ein gelernter Gelehr- ter, nicht einer des Buchstabens, sondern einer des Geistes und der Kraft ist;
daß er nichts bloß theoretisch weiß, son- dern alles, alles in Blut und Lebenssaft oder Praxis bey ihm übergegangen;
daß
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Menſchen ſonſt, er ſey Paſtor oder nicht Pa- ſtor, gefunden habe. Es iſt was Seel und Leib eigenes, was theoſophiſches, wie ſoll ichs nennen? Unſer Freund Paſtor hat den heili- gen Buſch im Brande geſehen. — Rechnet man dazu, daß er die Bibel nicht in ſchwarz Saffian gebunden hat, ſondern im weißem Pergament, ſelbſt — ohne goldnen Schnitt, daß er ſie nicht als Medicin, ſondern als taͤg- lich Brod braucht; ſo iſt der gute Paſtor ein ganz beſondrer Paſtor. Seine andern Sei- ten, daß er z. E. die Glatze nicht mit Puder bedeckt, daß er kein Jaherr iſt, daß ſein Ausdruck nicht Scheidemuͤnze, nicht Gang- und Gaͤbemuͤnze, oder courent, ſondern aus der Sparbuͤchſe genommenes Geld iſt, und um, mit Erlaubnis, in eine andre Figur zu kommen, nicht wie auf den Kauf gemacht, ſondern wie beſtelte Arbeit ausſieht; ſo, daß es von ihm heißen kann: „was er ſpricht, „das geraͤth wohl!“
Daß der Paſtor nicht ein gelernter Gelehr- ter, nicht einer des Buchſtabens, ſondern einer des Geiſtes und der Kraft iſt;
daß er nichts bloß theoretiſch weiß, ſon- dern alles, alles in Blut und Lebensſaft oder Praxis bey ihm uͤbergegangen;
daß
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Menſchen ſonſt, er ſey Paſtor oder nicht Pa-
ſtor, gefunden habe. Es iſt was Seel und
Leib eigenes, was theoſophiſches, wie ſoll ichs
nennen? Unſer Freund Paſtor hat den heili-
gen Buſch im Brande geſehen. — Rechnet
man dazu, daß er die Bibel nicht in ſchwarz
Saffian gebunden hat, ſondern im weißem
Pergament, ſelbſt — ohne goldnen Schnitt,
daß er ſie nicht als Medicin, ſondern als taͤg-
lich Brod braucht; ſo iſt der gute Paſtor ein
ganz beſondrer Paſtor. Seine andern Sei-
ten, daß er z. E. die Glatze nicht mit Puder
bedeckt, daß er kein Jaherr iſt, daß ſein
Ausdruck nicht Scheidemuͤnze, nicht Gang-
und Gaͤbemuͤnze, oder courent, ſondern aus
der Sparbuͤchſe genommenes Geld iſt, und
um, mit Erlaubnis, in eine andre Figur zu
kommen, nicht wie auf den Kauf gemacht,
ſondern wie beſtelte Arbeit ausſieht; ſo, daß
es von ihm heißen kann: „was er ſpricht,
„das geraͤth wohl!“
Daß der Paſtor nicht ein gelernter Gelehr-
ter, nicht einer des Buchſtabens, ſondern
einer des Geiſtes und der Kraft iſt;
daß er nichts bloß theoretiſch weiß, ſon-
dern alles, alles in Blut und Lebensſaft
oder Praxis bey ihm uͤbergegangen;
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/79>, abgerufen am 27.11.2024.
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