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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Gott verzeih mir meine Sünde! Manch-
mal dacht ich, wenn ihr alle aufs Grab wein-
tet, so, daß die Thränen ordentlich drauf zu
kennen waren, der selige Mensch werde bald
aufgehen -- und ich hätte die Ehre gehabt,
diese Pflanze Gottes auf seinem (nehmlich
Gottesacker) zu begrüßen. --

Wenn man recht herzlich weint, hat
man nicht Zeit, an einen Schwamm zu den-
ken; und es ist wahrlich ein schöner Anblick,
so natürlich weg weinen zu sehen! -- Aber
wieder auf das Leben und die Mahlzeit zu
kommen!

Kennt ihr, lieben getreuen Nachbarn
und desgleichen
, kennnt ihr was angeneh-
mers, als eine gute Mahlzeit? -- Ich glaub'
es thut den Engelchens leid, wenn sie uns es-
sen sehen, daß sie es nicht auch können. --
Der liebe Gott hat uns alle, nach dieser
Welt, mit Abraham, Isaac und Jacob, zu
Tisch bitten lassen -- das wird schmecken!
Freylich werden nur blos geistliche Gerichte
aufgetragen werden; aber man sieht doch
draus, daß der liebe Gott selbst an Essen und
Trinken denkt, und wohl weiß, daß uns
der Mund alsdenn eher nach dem Himmel
wässern werde, als wenn er gesagt hätte,

wir

Gott verzeih mir meine Suͤnde! Manch-
mal dacht ich, wenn ihr alle aufs Grab wein-
tet, ſo, daß die Thraͤnen ordentlich drauf zu
kennen waren, der ſelige Menſch werde bald
aufgehen — und ich haͤtte die Ehre gehabt,
dieſe Pflanze Gottes auf ſeinem (nehmlich
Gottesacker) zu begruͤßen. —

Wenn man recht herzlich weint, hat
man nicht Zeit, an einen Schwamm zu den-
ken; und es iſt wahrlich ein ſchoͤner Anblick,
ſo natuͤrlich weg weinen zu ſehen! — Aber
wieder auf das Leben und die Mahlzeit zu
kommen!

Kennt ihr, lieben getreuen Nachbarn
und desgleichen
, kennnt ihr was angeneh-
mers, als eine gute Mahlzeit? — Ich glaub’
es thut den Engelchens leid, wenn ſie uns eſ-
ſen ſehen, daß ſie es nicht auch koͤnnen. —
Der liebe Gott hat uns alle, nach dieſer
Welt, mit Abraham, Iſaac und Jacob, zu
Tiſch bitten laſſen — das wird ſchmecken!
Freylich werden nur blos geiſtliche Gerichte
aufgetragen werden; aber man ſieht doch
draus, daß der liebe Gott ſelbſt an Eſſen und
Trinken denkt, und wohl weiß, daß uns
der Mund alsdenn eher nach dem Himmel
waͤſſern werde, als wenn er geſagt haͤtte,

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[644/0658] Gott verzeih mir meine Suͤnde! Manch- mal dacht ich, wenn ihr alle aufs Grab wein- tet, ſo, daß die Thraͤnen ordentlich drauf zu kennen waren, der ſelige Menſch werde bald aufgehen — und ich haͤtte die Ehre gehabt, dieſe Pflanze Gottes auf ſeinem (nehmlich Gottesacker) zu begruͤßen. — Wenn man recht herzlich weint, hat man nicht Zeit, an einen Schwamm zu den- ken; und es iſt wahrlich ein ſchoͤner Anblick, ſo natuͤrlich weg weinen zu ſehen! — Aber wieder auf das Leben und die Mahlzeit zu kommen! Kennt ihr, lieben getreuen Nachbarn und desgleichen, kennnt ihr was angeneh- mers, als eine gute Mahlzeit? — Ich glaub’ es thut den Engelchens leid, wenn ſie uns eſ- ſen ſehen, daß ſie es nicht auch koͤnnen. — Der liebe Gott hat uns alle, nach dieſer Welt, mit Abraham, Iſaac und Jacob, zu Tiſch bitten laſſen — das wird ſchmecken! Freylich werden nur blos geiſtliche Gerichte aufgetragen werden; aber man ſieht doch draus, daß der liebe Gott ſelbſt an Eſſen und Trinken denkt, und wohl weiß, daß uns der Mund alsdenn eher nach dem Himmel waͤſſern werde, als wenn er geſagt haͤtte, wir

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 644. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/658>, abgerufen am 24.11.2024.