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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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wir solten mit Abraham, Isaac und Jacob,
dort eine lange Predigt anhören. Wenn
ihr so mit euren gesunden Kinderchens um
den Tisch euch lagert, und bey Sommerszeit
Milch, und bey Winterszeit Erbsen und
Speck eßt. O Nachbaren, mich hungert,
wenn ich daran denke, und ich würd' mich
bey einem von euch gleich heut Abend auf
frischer That zu Gast bitten, um meinen heu-
tigen Vortrag recht lebhaft zu machen, wenn
ich nicht bey dem Herrn Pfarrer gebeten
wäre! Der Herr Pfarrer weiß schon, was
einem Handlanger am göttlichen Wort zu-
kommt, und ich versichre euch, daß ich dem
Studenten begegnen werde, wie meinem eig-
nen Kinde, obgleich er die Landes Manier nicht
weiß, und mir nicht die Ehre angethan hat,
eine Leichenabdankung bey mir zu bestellen.

Seht liebe Nachbaren, wie die Mahl-
zeit, so das Leben! Es ist, unter uns ge-
sagt, recht gut zu leben! -- Wenn ihr nicht
arbeiten möchtet, würd' es euch wohl schme-
cken? Die wenigsten Vornehmen essen und
trinken, sie thun nur so, als äßen und trän-
ken sie! und denn am Sonntage! -- denkt
nur noch an jenen Sonntag, wo wir des
Morgens um vier Uhr ein Werk der Liebe

und
S s 3

wir ſolten mit Abraham, Iſaac und Jacob,
dort eine lange Predigt anhoͤren. Wenn
ihr ſo mit euren geſunden Kinderchens um
den Tiſch euch lagert, und bey Sommerszeit
Milch, und bey Winterszeit Erbſen und
Speck eßt. O Nachbaren, mich hungert,
wenn ich daran denke, und ich wuͤrd’ mich
bey einem von euch gleich heut Abend auf
friſcher That zu Gaſt bitten, um meinen heu-
tigen Vortrag recht lebhaft zu machen, wenn
ich nicht bey dem Herrn Pfarrer gebeten
waͤre! Der Herr Pfarrer weiß ſchon, was
einem Handlanger am goͤttlichen Wort zu-
kommt, und ich verſichre euch, daß ich dem
Studenten begegnen werde, wie meinem eig-
nen Kinde, obgleich er die Landes Manier nicht
weiß, und mir nicht die Ehre angethan hat,
eine Leichenabdankung bey mir zu beſtellen.

Seht liebe Nachbaren, wie die Mahl-
zeit, ſo das Leben! Es iſt, unter uns ge-
ſagt, recht gut zu leben! — Wenn ihr nicht
arbeiten moͤchtet, wuͤrd’ es euch wohl ſchme-
cken? Die wenigſten Vornehmen eſſen und
trinken, ſie thun nur ſo, als aͤßen und traͤn-
ken ſie! und denn am Sonntage! — denkt
nur noch an jenen Sonntag, wo wir des
Morgens um vier Uhr ein Werk der Liebe

und
S s 3
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[645/0659] wir ſolten mit Abraham, Iſaac und Jacob, dort eine lange Predigt anhoͤren. Wenn ihr ſo mit euren geſunden Kinderchens um den Tiſch euch lagert, und bey Sommerszeit Milch, und bey Winterszeit Erbſen und Speck eßt. O Nachbaren, mich hungert, wenn ich daran denke, und ich wuͤrd’ mich bey einem von euch gleich heut Abend auf friſcher That zu Gaſt bitten, um meinen heu- tigen Vortrag recht lebhaft zu machen, wenn ich nicht bey dem Herrn Pfarrer gebeten waͤre! Der Herr Pfarrer weiß ſchon, was einem Handlanger am goͤttlichen Wort zu- kommt, und ich verſichre euch, daß ich dem Studenten begegnen werde, wie meinem eig- nen Kinde, obgleich er die Landes Manier nicht weiß, und mir nicht die Ehre angethan hat, eine Leichenabdankung bey mir zu beſtellen. Seht liebe Nachbaren, wie die Mahl- zeit, ſo das Leben! Es iſt, unter uns ge- ſagt, recht gut zu leben! — Wenn ihr nicht arbeiten moͤchtet, wuͤrd’ es euch wohl ſchme- cken? Die wenigſten Vornehmen eſſen und trinken, ſie thun nur ſo, als aͤßen und traͤn- ken ſie! und denn am Sonntage! — denkt nur noch an jenen Sonntag, wo wir des Morgens um vier Uhr ein Werk der Liebe und S s 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 645. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/659>, abgerufen am 24.11.2024.