und das werd' auch so viel Jahre thun, als dich Gott leben läßt und den Schwarzen. Ich streu mit glücklicher Hand die Saat, und schlag das Getreyd wie ein Gewapneter. Warum schilst du? Du hast vergessen was lieben heißt, sonst würdest du wissen, wie mir wäre, wenn ich zu Hause bliebe. Immer wünsch' ich wenn ich hinreit, und wenn ich wieder komme: Wenn es doch Nebel wäre! daß er nicht sähe, der strenge Vater: und wenn auch Nebel ist und wenn ichs auch noch so leise mache; was kann ich dafür, daß der Braune wiehert? und sich laut freut, wenn er geht, und wenn er kommt. Alterchen, nur Sonntags reit' ich. Gehört denn der Sonntag dir, Vaterchen? Nur Sonn- tags reit' ich bey mein Mädchen! nicht mit deinem Schwarzen, den schon' ich, wie mein Aug im Kopf, ich reit' geschwind zu Hann- chen, und du wilst, dein Liebling der Schwarze soll so gehen, wie du, Alterchen, ob er gleich nur sechsjährig ist. Laß mich reiten und schilt nicht, ich reit nur Sonntags, ich reit zum lieben Gott, und auf diesem Wege tref ich Hannchen und ihre Mutter.
Mein Vaterchen! mein Trostchen! bist du vorm Thor gewesen? Da ist glatt und
schlüpf-
und das werd’ auch ſo viel Jahre thun, als dich Gott leben laͤßt und den Schwarzen. Ich ſtreu mit gluͤcklicher Hand die Saat, und ſchlag das Getreyd wie ein Gewapneter. Warum ſchilſt du? Du haſt vergeſſen was lieben heißt, ſonſt wuͤrdeſt du wiſſen, wie mir waͤre, wenn ich zu Hauſe bliebe. Immer wuͤnſch’ ich wenn ich hinreit, und wenn ich wieder komme: Wenn es doch Nebel waͤre! daß er nicht ſaͤhe, der ſtrenge Vater: und wenn auch Nebel iſt und wenn ichs auch noch ſo leiſe mache; was kann ich dafuͤr, daß der Braune wiehert? und ſich laut freut, wenn er geht, und wenn er kommt. Alterchen, nur Sonntags reit’ ich. Gehoͤrt denn der Sonntag dir, Vaterchen? Nur Sonn- tags reit’ ich bey mein Maͤdchen! nicht mit deinem Schwarzen, den ſchon’ ich, wie mein Aug im Kopf, ich reit’ geſchwind zu Hann- chen, und du wilſt, dein Liebling der Schwarze ſoll ſo gehen, wie du, Alterchen, ob er gleich nur ſechsjaͤhrig iſt. Laß mich reiten und ſchilt nicht, ich reit nur Sonntags, ich reit zum lieben Gott, und auf dieſem Wege tref ich Hannchen und ihre Mutter.
Mein Vaterchen! mein Troſtchen! biſt du vorm Thor geweſen? Da iſt glatt und
ſchluͤpf-
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und das werd’ auch ſo viel Jahre thun, als
dich Gott leben laͤßt und den Schwarzen. Ich
ſtreu mit gluͤcklicher Hand die Saat, und ſchlag
das Getreyd wie ein Gewapneter. Warum
ſchilſt du? Du haſt vergeſſen was lieben heißt,
ſonſt wuͤrdeſt du wiſſen, wie mir waͤre, wenn
ich zu Hauſe bliebe. Immer wuͤnſch’ ich wenn
ich hinreit, und wenn ich wieder komme: Wenn
es doch Nebel waͤre! daß er nicht ſaͤhe, der
ſtrenge Vater: und wenn auch Nebel iſt und
wenn ichs auch noch ſo leiſe mache; was kann
ich dafuͤr, daß der Braune wiehert? und ſich
laut freut, wenn er geht, und wenn er kommt.
Alterchen, nur Sonntags reit’ ich. Gehoͤrt
denn der Sonntag dir, Vaterchen? Nur Sonn-
tags reit’ ich bey mein Maͤdchen! nicht mit
deinem Schwarzen, den ſchon’ ich, wie mein
Aug im Kopf, ich reit’ geſchwind zu Hann-
chen, und du wilſt, dein Liebling der Schwarze
ſoll ſo gehen, wie du, Alterchen, ob er
gleich nur ſechsjaͤhrig iſt. Laß mich reiten
und ſchilt nicht, ich reit nur Sonntags, ich
reit zum lieben Gott, und auf dieſem Wege
tref ich Hannchen und ihre Mutter.
Mein Vaterchen! mein Troſtchen! biſt
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/587>, abgerufen am 22.11.2024.
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