sey ihm gut dem Wellchen, es kommt von mir. Da bin ich, arme Wayse! allein! ganz allein! Mutterchen weg! alles weg! alles! -- Das Sternchen dort oben -- wie es mich an- blitzt! Willkommen! dich hab' ich auch in unserm Dörfchen gesehen, du solst Mutter- sternchen heißen. Es war das erste, was ich wieder aus unserm Dorfe sah. Ewig solst du, ewig Mutterchen heißen, so lang ich sehen kann, soll es Mutterchen heißen -- Dies Sternchen ein Spann lang vom Mond. Nenn auch du ein Sternchen: Lieschen, nenn' es: Töchterchen, o! du gute Mutter jenseit des Flusses. -- Gottlob, wieder ein Bekannter, der Kukuk, und eine gute Freundin, die Nach- tigal. Mutterchen, leb wohl jenseit des Was- sers! Dich hab' ich nicht, kein Mutterchen hab' ich, doch bin ich nicht mehr in der Fremd. Ich hab' ein Sternchen dort oben, den Nach- bar Kukuk und die liebe Freundin, die aller- liebste Nachtigal.
Schilt nicht, strenger Vater, daß ich bey Hannchen gewesen! Schilt nicht, Vaterchen, ich bitte dich, Sieh in den Stall, deinen Liebling, den Schwarzen hab' ich gefuttert. Sieh! das hab' ich schon so viel Jahre gethan,
und
ſey ihm gut dem Wellchen, es kommt von mir. Da bin ich, arme Wayſe! allein! ganz allein! Mutterchen weg! alles weg! alles! — Das Sternchen dort oben — wie es mich an- blitzt! Willkommen! dich hab’ ich auch in unſerm Doͤrfchen geſehen, du ſolſt Mutter- ſternchen heißen. Es war das erſte, was ich wieder aus unſerm Dorfe ſah. Ewig ſolſt du, ewig Mutterchen heißen, ſo lang ich ſehen kann, ſoll es Mutterchen heißen — Dies Sternchen ein Spann lang vom Mond. Nenn auch du ein Sternchen: Lieschen, nenn’ es: Toͤchterchen, o! du gute Mutter jenſeit des Fluſſes. — Gottlob, wieder ein Bekannter, der Kukuk, und eine gute Freundin, die Nach- tigal. Mutterchen, leb wohl jenſeit des Waſ- ſers! Dich hab’ ich nicht, kein Mutterchen hab’ ich, doch bin ich nicht mehr in der Fremd. Ich hab’ ein Sternchen dort oben, den Nach- bar Kukuk und die liebe Freundin, die aller- liebſte Nachtigal.
Schilt nicht, ſtrenger Vater, daß ich bey Hannchen geweſen! Schilt nicht, Vaterchen, ich bitte dich, Sieh in den Stall, deinen Liebling, den Schwarzen hab’ ich gefuttert. Sieh! das hab’ ich ſchon ſo viel Jahre gethan,
und
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0586"n="574"/>ſey ihm gut dem Wellchen, es kommt von<lb/>
mir. Da bin ich, arme Wayſe! allein! ganz<lb/>
allein! Mutterchen weg! alles weg! alles! —<lb/>
Das Sternchen dort oben — wie es mich an-<lb/>
blitzt! Willkommen! dich hab’ ich auch in<lb/>
unſerm Doͤrfchen geſehen, du ſolſt Mutter-<lb/>ſternchen heißen. Es war das erſte, was ich<lb/>
wieder aus unſerm Dorfe ſah. Ewig ſolſt du,<lb/>
ewig Mutterchen heißen, ſo lang ich ſehen<lb/>
kann, ſoll es Mutterchen heißen — Dies<lb/>
Sternchen ein Spann lang vom Mond. Nenn<lb/>
auch du ein Sternchen: Lieschen, nenn’ es:<lb/>
Toͤchterchen, o! du gute Mutter jenſeit des<lb/>
Fluſſes. — Gottlob, wieder ein Bekannter,<lb/>
der Kukuk, und eine gute Freundin, die Nach-<lb/>
tigal. Mutterchen, leb wohl jenſeit des Waſ-<lb/>ſers! Dich hab’ ich nicht, kein Mutterchen<lb/>
hab’ ich, doch bin ich nicht mehr in der Fremd.<lb/>
Ich hab’ ein Sternchen dort oben, den Nach-<lb/>
bar Kukuk und die liebe Freundin, die aller-<lb/>
liebſte Nachtigal.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Schilt nicht, ſtrenger Vater, daß ich bey<lb/>
Hannchen geweſen! Schilt nicht, Vaterchen,<lb/>
ich bitte dich, Sieh in den Stall, deinen<lb/>
Liebling, den Schwarzen hab’ ich gefuttert.<lb/>
Sieh! das hab’ ich ſchon ſo viel Jahre gethan,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[574/0586]
ſey ihm gut dem Wellchen, es kommt von
mir. Da bin ich, arme Wayſe! allein! ganz
allein! Mutterchen weg! alles weg! alles! —
Das Sternchen dort oben — wie es mich an-
blitzt! Willkommen! dich hab’ ich auch in
unſerm Doͤrfchen geſehen, du ſolſt Mutter-
ſternchen heißen. Es war das erſte, was ich
wieder aus unſerm Dorfe ſah. Ewig ſolſt du,
ewig Mutterchen heißen, ſo lang ich ſehen
kann, ſoll es Mutterchen heißen — Dies
Sternchen ein Spann lang vom Mond. Nenn
auch du ein Sternchen: Lieschen, nenn’ es:
Toͤchterchen, o! du gute Mutter jenſeit des
Fluſſes. — Gottlob, wieder ein Bekannter,
der Kukuk, und eine gute Freundin, die Nach-
tigal. Mutterchen, leb wohl jenſeit des Waſ-
ſers! Dich hab’ ich nicht, kein Mutterchen
hab’ ich, doch bin ich nicht mehr in der Fremd.
Ich hab’ ein Sternchen dort oben, den Nach-
bar Kukuk und die liebe Freundin, die aller-
liebſte Nachtigal.
Schilt nicht, ſtrenger Vater, daß ich bey
Hannchen geweſen! Schilt nicht, Vaterchen,
ich bitte dich, Sieh in den Stall, deinen
Liebling, den Schwarzen hab’ ich gefuttert.
Sieh! das hab’ ich ſchon ſo viel Jahre gethan,
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 574. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/586>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.