schlüpfrich, wer da geht, fält schneller, als auf dem blanken Spiegeleise. So ists den ganzen Sommer auch, wenn die Erde rings- umher brennt, wie ein Backofen. Immer glatt und schlüpfrich, wie Leim, wenn er zum Hausbau geknetet wird. Weißt du auch, wie es glatt und schlüpfrich ward, Vaterchen, mein Vaterchen? Eben da, da, wo es jetzt glatt und schlüpfrich ist, gab mir Peter den Silberring, bey Mondschein -- so schön Silber, wie der Mond, ich hielt beyde zusammen und prahlte mich gegen den Mond. Silber ist Silber. Da, eben da, verlohr ich mich selbst. Meine Unschuld, mein Le- ben, es ist all eins. -- Der Bösewicht schwur und fluchte, als er verführte. Philax nimm kein Brod von ihm, und wenn er mit frischer Maybutter es auch salbet: nimm nicht vom Bösewicht, der spotten konnte nach der That. Du weißt, er spottete auch dein, Vater! und deiner gesprenkelten Haare. Den Ring hab ich an der schlüpfrichen Stelle vorm Thor verworfen, verworfen vorm Thor, wo es jetzt glatt und schlüpfrich ist. Alles war da schön, grün und gelb, wie der Bösewicht mich verführte, aber ich weinte, Vater! ich weinte, und weinte von Herzen
sehr,
ſchluͤpfrich, wer da geht, faͤlt ſchneller, als auf dem blanken Spiegeleiſe. So iſts den ganzen Sommer auch, wenn die Erde rings- umher brennt, wie ein Backofen. Immer glatt und ſchluͤpfrich, wie Leim, wenn er zum Hausbau geknetet wird. Weißt du auch, wie es glatt und ſchluͤpfrich ward, Vaterchen, mein Vaterchen? Eben da, da, wo es jetzt glatt und ſchluͤpfrich iſt, gab mir Peter den Silberring, bey Mondſchein — ſo ſchoͤn Silber, wie der Mond, ich hielt beyde zuſammen und prahlte mich gegen den Mond. Silber iſt Silber. Da, eben da, verlohr ich mich ſelbſt. Meine Unſchuld, mein Le- ben, es iſt all eins. — Der Boͤſewicht ſchwur und fluchte, als er verfuͤhrte. Philax nimm kein Brod von ihm, und wenn er mit friſcher Maybutter es auch ſalbet: nimm nicht vom Boͤſewicht, der ſpotten konnte nach der That. Du weißt, er ſpottete auch dein, Vater! und deiner geſprenkelten Haare. Den Ring hab ich an der ſchluͤpfrichen Stelle vorm Thor verworfen, verworfen vorm Thor, wo es jetzt glatt und ſchluͤpfrich iſt. Alles war da ſchoͤn, gruͤn und gelb, wie der Boͤſewicht mich verfuͤhrte, aber ich weinte, Vater! ich weinte, und weinte von Herzen
ſehr,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0588"n="576"/>ſchluͤpfrich, wer da geht, faͤlt ſchneller, als<lb/>
auf dem blanken Spiegeleiſe. So iſts den<lb/>
ganzen Sommer auch, wenn die Erde rings-<lb/>
umher brennt, wie ein Backofen. Immer<lb/>
glatt und ſchluͤpfrich, wie Leim, wenn er<lb/>
zum Hausbau geknetet wird. Weißt du<lb/>
auch, wie es glatt und ſchluͤpfrich ward,<lb/>
Vaterchen, mein Vaterchen? Eben da, da,<lb/>
wo es jetzt glatt und ſchluͤpfrich iſt, gab mir<lb/><hirendition="#fr">Peter</hi> den Silberring, bey Mondſchein —ſo<lb/>ſchoͤn Silber, wie der Mond, ich hielt beyde<lb/>
zuſammen und prahlte mich gegen den Mond.<lb/>
Silber iſt Silber. Da, eben da, verlohr<lb/>
ich mich ſelbſt. Meine Unſchuld, mein Le-<lb/>
ben, es iſt all eins. — Der Boͤſewicht ſchwur<lb/>
und fluchte, als er verfuͤhrte. Philax nimm<lb/>
kein Brod von ihm, und wenn er mit friſcher<lb/>
Maybutter es auch ſalbet: nimm nicht vom<lb/>
Boͤſewicht, der ſpotten konnte nach der That.<lb/>
Du weißt, er ſpottete auch dein, Vater! und<lb/>
deiner geſprenkelten Haare. Den Ring hab<lb/>
ich an der ſchluͤpfrichen Stelle vorm Thor<lb/>
verworfen, verworfen vorm Thor, wo es<lb/>
jetzt glatt und ſchluͤpfrich iſt. Alles war da<lb/>ſchoͤn, gruͤn und gelb, wie der Boͤſewicht<lb/>
mich verfuͤhrte, aber ich weinte, Vater!<lb/>
ich weinte, und weinte von Herzen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſehr,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[576/0588]
ſchluͤpfrich, wer da geht, faͤlt ſchneller, als
auf dem blanken Spiegeleiſe. So iſts den
ganzen Sommer auch, wenn die Erde rings-
umher brennt, wie ein Backofen. Immer
glatt und ſchluͤpfrich, wie Leim, wenn er
zum Hausbau geknetet wird. Weißt du
auch, wie es glatt und ſchluͤpfrich ward,
Vaterchen, mein Vaterchen? Eben da, da,
wo es jetzt glatt und ſchluͤpfrich iſt, gab mir
Peter den Silberring, bey Mondſchein — ſo
ſchoͤn Silber, wie der Mond, ich hielt beyde
zuſammen und prahlte mich gegen den Mond.
Silber iſt Silber. Da, eben da, verlohr
ich mich ſelbſt. Meine Unſchuld, mein Le-
ben, es iſt all eins. — Der Boͤſewicht ſchwur
und fluchte, als er verfuͤhrte. Philax nimm
kein Brod von ihm, und wenn er mit friſcher
Maybutter es auch ſalbet: nimm nicht vom
Boͤſewicht, der ſpotten konnte nach der That.
Du weißt, er ſpottete auch dein, Vater! und
deiner geſprenkelten Haare. Den Ring hab
ich an der ſchluͤpfrichen Stelle vorm Thor
verworfen, verworfen vorm Thor, wo es
jetzt glatt und ſchluͤpfrich iſt. Alles war da
ſchoͤn, gruͤn und gelb, wie der Boͤſewicht
mich verfuͤhrte, aber ich weinte, Vater!
ich weinte, und weinte von Herzen
ſehr,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/588>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.