Fritz sah gen Himmel, das Nachtigäl- chen auch. Fritz seufzete, das Vögelchen sang noch auf, und jedes neigte sein Köpfchen auf die Brust, und jedes starb. O wenn sie noch lebten! Wenn Bruder Fritzchen noch lebte! Dort leben sie beyde, Fritzchen, auch sein Nachtigälchen. Was kommts dem lieben Gott auf ein Pläzchen für ein Nachtigälchen an.
In das kleine Gesträuch jenseit des Flus- ses kam ein Sturmwind aus dem Flusse. Der Fluß erschrack und lief was er konnte. Der Sturmwind fuhr durchs Gesträuch raßlend, wie ein vornehmer Prinz, und riß mir mei- nen Blumenkranz vom geflochtenen Haar- thürmchen, ich grif -- weg war das Kränz- chen! ich lief nach, weg -- weg -- wer ist so ge- schwind, wie der Wind? Da kam Hans, mein Herzlieber, und Peter, der was beym Junker gilt -- bey mir gilt Peter nichts. Sie sahen mich im bloßen, und liefen suchen alle beyde. Findet Hänschen den Blumenkranz, gern nehm ich ihn und setz ihn auf und trag ihn, so lang noch ein Blumblättchen lebt und freu mich, daß mich der Wind im bloßen gelassen!
Wenn
„der liebe Gott thut dirs gewiß zu Gefallen!„
Fritz ſah gen Himmel, das Nachtigaͤl- chen auch. Fritz ſeufzete, das Voͤgelchen ſang noch auf, und jedes neigte ſein Koͤpfchen auf die Bruſt, und jedes ſtarb. O wenn ſie noch lebten! Wenn Bruder Fritzchen noch lebte! Dort leben ſie beyde, Fritzchen, auch ſein Nachtigaͤlchen. Was kommts dem lieben Gott auf ein Plaͤzchen fuͤr ein Nachtigaͤlchen an.
In das kleine Geſtraͤuch jenſeit des Fluſ- ſes kam ein Sturmwind aus dem Fluſſe. Der Fluß erſchrack und lief was er konnte. Der Sturmwind fuhr durchs Geſtraͤuch raßlend, wie ein vornehmer Prinz, und riß mir mei- nen Blumenkranz vom geflochtenen Haar- thuͤrmchen, ich grif — weg war das Kraͤnz- chen! ich lief nach, weg — weg — wer iſt ſo ge- ſchwind, wie der Wind? Da kam Hans, mein Herzlieber, und Peter, der was beym Junker gilt — bey mir gilt Peter nichts. Sie ſahen mich im bloßen, und liefen ſuchen alle beyde. Findet Haͤnschen den Blumenkranz, gern nehm ich ihn und ſetz ihn auf und trag ihn, ſo lang noch ein Blumblaͤttchen lebt und freu mich, daß mich der Wind im bloßen gelaſſen!
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„der liebe Gott thut dirs gewiß zu
Gefallen!„
Fritz ſah gen Himmel, das Nachtigaͤl-
chen auch. Fritz ſeufzete, das Voͤgelchen ſang
noch auf, und jedes neigte ſein Koͤpfchen auf
die Bruſt, und jedes ſtarb. O wenn ſie noch
lebten! Wenn Bruder Fritzchen noch lebte!
Dort leben ſie beyde, Fritzchen, auch ſein
Nachtigaͤlchen. Was kommts dem lieben Gott
auf ein Plaͤzchen fuͤr ein Nachtigaͤlchen an.
In das kleine Geſtraͤuch jenſeit des Fluſ-
ſes kam ein Sturmwind aus dem Fluſſe. Der
Fluß erſchrack und lief was er konnte. Der
Sturmwind fuhr durchs Geſtraͤuch raßlend,
wie ein vornehmer Prinz, und riß mir mei-
nen Blumenkranz vom geflochtenen Haar-
thuͤrmchen, ich grif — weg war das Kraͤnz-
chen! ich lief nach, weg — weg — wer iſt ſo ge-
ſchwind, wie der Wind? Da kam Hans, mein
Herzlieber, und Peter, der was beym Junker
gilt — bey mir gilt Peter nichts. Sie ſahen
mich im bloßen, und liefen ſuchen alle beyde.
Findet Haͤnschen den Blumenkranz, gern
nehm ich ihn und ſetz ihn auf und trag ihn,
ſo lang noch ein Blumblaͤttchen lebt und freu
mich, daß mich der Wind im bloßen gelaſſen!
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/584>, abgerufen am 22.11.2024.
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