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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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len. Wiederholungen derselben Sache ko-
sten allen schwächlichen Personen unglaublich
viel. Sie sahe des Predigers Bedenklichkeit,
und that ihren Mund nicht auf. -- Ihr gan-
zes, ganzes Leben war Duldung. Sie war
nur ein Zügling für eine andere Welt. Dies
empfand sie, wie mir der Prediger auf das
heiligste versichert hat, so sehr, daß sie diese
Welt nur wie die erste Erde ansah, aus der
sie versetzt würde. "Sie war froh in Gott"
des Predigers eigene Worte,
"und sich selbst bis auf Fälle von der Art,

"wie der Tod ihres lezten Verwandten, und
"die Veranstaltung zur Haft, immer gleich
"-- das heist, Gott ergeben. Solche außer-
"ordentliche Fälle schienen ihren Geist in der
"Hofnung der Künftigkeit zu verstärken; al-
"lein ihren schwachen Körper führten sie im
"Triumph. Ihr Geist war willig, das
"Fleisch schwach. Die Gottesfreud' ist von
"Dauer, sie ist sich gleich, sie jauchzt, sie
"lermt und kreischt nicht, wie die Weltfreude,
"die mit aller ihrer Lust oft nach vier und
"zwanzig Stunden vergehet.
Wer den
"Willen Gottes thut, bleibt in Ewigkeit. --
"Fast möcht' ich sagen, daß die Gottesfreude
"niemals im Gesicht läge, sie liegt tiefer --

"und

len. Wiederholungen derſelben Sache ko-
ſten allen ſchwaͤchlichen Perſonen unglaublich
viel. Sie ſahe des Predigers Bedenklichkeit,
und that ihren Mund nicht auf. — Ihr gan-
zes, ganzes Leben war Duldung. Sie war
nur ein Zuͤgling fuͤr eine andere Welt. Dies
empfand ſie, wie mir der Prediger auf das
heiligſte verſichert hat, ſo ſehr, daß ſie dieſe
Welt nur wie die erſte Erde anſah, aus der
ſie verſetzt wuͤrde. „Sie war froh in Gott„
des Predigers eigene Worte,
„und ſich ſelbſt bis auf Faͤlle von der Art,

„wie der Tod ihres lezten Verwandten, und
„die Veranſtaltung zur Haft, immer gleich
„— das heiſt, Gott ergeben. Solche außer-
„ordentliche Faͤlle ſchienen ihren Geiſt in der
„Hofnung der Kuͤnftigkeit zu verſtaͤrken; al-
„lein ihren ſchwachen Koͤrper fuͤhrten ſie im
„Triumph. Ihr Geiſt war willig, das
„Fleiſch ſchwach. Die Gottesfreud’ iſt von
„Dauer, ſie iſt ſich gleich, ſie jauchzt, ſie
„lermt und kreiſcht nicht, wie die Weltfreude,
„die mit aller ihrer Luſt oft nach vier und
„zwanzig Stunden vergehet.
Wer den
„Willen Gottes thut, bleibt in Ewigkeit. —
„Faſt moͤcht’ ich ſagen, daß die Gottesfreude
„niemals im Geſicht laͤge, ſie liegt tiefer —

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[506/0516] len. Wiederholungen derſelben Sache ko- ſten allen ſchwaͤchlichen Perſonen unglaublich viel. Sie ſahe des Predigers Bedenklichkeit, und that ihren Mund nicht auf. — Ihr gan- zes, ganzes Leben war Duldung. Sie war nur ein Zuͤgling fuͤr eine andere Welt. Dies empfand ſie, wie mir der Prediger auf das heiligſte verſichert hat, ſo ſehr, daß ſie dieſe Welt nur wie die erſte Erde anſah, aus der ſie verſetzt wuͤrde. „Sie war froh in Gott„ des Predigers eigene Worte, „und ſich ſelbſt bis auf Faͤlle von der Art, „wie der Tod ihres lezten Verwandten, und „die Veranſtaltung zur Haft, immer gleich „— das heiſt, Gott ergeben. Solche außer- „ordentliche Faͤlle ſchienen ihren Geiſt in der „Hofnung der Kuͤnftigkeit zu verſtaͤrken; al- „lein ihren ſchwachen Koͤrper fuͤhrten ſie im „Triumph. Ihr Geiſt war willig, das „Fleiſch ſchwach. Die Gottesfreud’ iſt von „Dauer, ſie iſt ſich gleich, ſie jauchzt, ſie „lermt und kreiſcht nicht, wie die Weltfreude, „die mit aller ihrer Luſt oft nach vier und „zwanzig Stunden vergehet. Wer den „Willen Gottes thut, bleibt in Ewigkeit. — „Faſt moͤcht’ ich ſagen, daß die Gottesfreude „niemals im Geſicht laͤge, ſie liegt tiefer — „und

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/516>, abgerufen am 22.11.2024.