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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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"wenn diese Unschuldige im Herrn entschläft,
"ihren Tod Ew. Königlichen Majestät einzu-
"berichten"
"ich ersterbe in tiefster Treue"
"Ew. Königlichen Majestät"
"allerunterthänigster Knecht"
,Nathanael -- --"

Meine Leser wissen schon, daß Mine die-
sen Vorfall zu überleben außer Stande war.
Vielleicht wäre sie mit der Zeit so stark gewor-
den, mich noch in dieser Welt zu sehen, o
wäre sie's doch! Gott wäre sie's doch! Jetzt
war hiezu keine Aussicht. -- Sie selbst sagte
zum Prediger, ehe dieser Vorfall sich vollends
zu Grunde richtete, was meynen Sie, werd'
ich nicht bald stark genug seyn, Alexandern
zu sehen, nur ihn zu sehen -- in dieser
Welt -- und dann! dann! laß mich in Frie-
den fahren! ich habe genug! Nimm Herr mei-
ne Seele! -- Der Prediger trug Bedenken,
ihr die ganze Anlage des Herrn v. E. zu ent-
decken, und besonders war er bemühet, einen
Vorhang über den Antheil, den Minens Va-
ter an dieser Mordgeschichte genommen, zu
ziehen! -- Sie drang nicht weiter. -- Sie
war zu schwach, um ihre Bitte zu wiederho-

len.
J i 5

„wenn dieſe Unſchuldige im Herrn entſchlaͤft,
„ihren Tod Ew. Koͤniglichen Majeſtaͤt einzu-
„berichten„
„ich erſterbe in tiefſter Treue„
„Ew. Koͤniglichen Majeſtaͤt„
„allerunterthaͤnigſter Knecht„
‚Nathanael — —„

Meine Leſer wiſſen ſchon, daß Mine die-
ſen Vorfall zu uͤberleben außer Stande war.
Vielleicht waͤre ſie mit der Zeit ſo ſtark gewor-
den, mich noch in dieſer Welt zu ſehen, o
waͤre ſie’s doch! Gott waͤre ſie’s doch! Jetzt
war hiezu keine Ausſicht. — Sie ſelbſt ſagte
zum Prediger, ehe dieſer Vorfall ſich vollends
zu Grunde richtete, was meynen Sie, werd’
ich nicht bald ſtark genug ſeyn, Alexandern
zu ſehen, nur ihn zu ſehen — in dieſer
Welt — und dann! dann! laß mich in Frie-
den fahren! ich habe genug! Nimm Herr mei-
ne Seele! — Der Prediger trug Bedenken,
ihr die ganze Anlage des Herrn v. E. zu ent-
decken, und beſonders war er bemuͤhet, einen
Vorhang uͤber den Antheil, den Minens Va-
ter an dieſer Mordgeſchichte genommen, zu
ziehen! — Sie drang nicht weiter. — Sie
war zu ſchwach, um ihre Bitte zu wiederho-

len.
J i 5
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[505/0515] „wenn dieſe Unſchuldige im Herrn entſchlaͤft, „ihren Tod Ew. Koͤniglichen Majeſtaͤt einzu- „berichten„ „ich erſterbe in tiefſter Treue„ „Ew. Koͤniglichen Majeſtaͤt„ „allerunterthaͤnigſter Knecht„ ‚Nathanael — —„ Meine Leſer wiſſen ſchon, daß Mine die- ſen Vorfall zu uͤberleben außer Stande war. Vielleicht waͤre ſie mit der Zeit ſo ſtark gewor- den, mich noch in dieſer Welt zu ſehen, o waͤre ſie’s doch! Gott waͤre ſie’s doch! Jetzt war hiezu keine Ausſicht. — Sie ſelbſt ſagte zum Prediger, ehe dieſer Vorfall ſich vollends zu Grunde richtete, was meynen Sie, werd’ ich nicht bald ſtark genug ſeyn, Alexandern zu ſehen, nur ihn zu ſehen — in dieſer Welt — und dann! dann! laß mich in Frie- den fahren! ich habe genug! Nimm Herr mei- ne Seele! — Der Prediger trug Bedenken, ihr die ganze Anlage des Herrn v. E. zu ent- decken, und beſonders war er bemuͤhet, einen Vorhang uͤber den Antheil, den Minens Va- ter an dieſer Mordgeſchichte genommen, zu ziehen! — Sie drang nicht weiter. — Sie war zu ſchwach, um ihre Bitte zu wiederho- len. J i 5

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 505. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/515>, abgerufen am 25.11.2024.