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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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nen Schneider zum Sohne, der schon alles
reichlich mit Zinsen ersetzt hat, was der Va-
ter verloren. -- Sag nicht, Mutter, be-
schloß der Alte -- du weißt noch nicht, was
unser thun wird! -- geben ist gut -- beten
ist auch gut. -- Nicht wahr, Jungfer Mühm-
chen? frug der Alte. --

Minchens ehrliche Anverwandten halfen
die Sache mit einem preußischen Fuhrmann
berichtigen, und da Mine ihren Freunden
von ihrer Geschichte so viel, als ihnen zu wis-
sen nöthig war, entdeckt hatte; blieb die
Hauptsache eine geschwinde Abreise. --

Minens Verwandte gab ihr einen Brief
nach L. in Preußen, neun Meilen hinter Kö-
nigsberg, mit, wo eine leibliche Schwester
des ehrlichen verunglückten Pächters wohnte,
und wohin auch Minchen gleich Anfangs hin-
dachte. Es sind reiche Leute, sagt' er. Viel-
leicht thäten sie an uns etwas. -- Gott
wird es ihnen bezahlen, hier zeitlich und
dort ewiglich. --

Und Minens Vater? --

Er hatt' einen harten Kampf mit dem
Herrn v. E., daß er Minen nicht weichher-
ziger, wie er sich auszudrücken beliebte, ge-
macht. -- Dieser Kampf hatte schon, wie

sich

nen Schneider zum Sohne, der ſchon alles
reichlich mit Zinſen erſetzt hat, was der Va-
ter verloren. — Sag nicht, Mutter, be-
ſchloß der Alte — du weißt noch nicht, was
unſer thun wird! — geben iſt gut — beten
iſt auch gut. — Nicht wahr, Jungfer Muͤhm-
chen? frug der Alte. —

Minchens ehrliche Anverwandten halfen
die Sache mit einem preußiſchen Fuhrmann
berichtigen, und da Mine ihren Freunden
von ihrer Geſchichte ſo viel, als ihnen zu wiſ-
ſen noͤthig war, entdeckt hatte; blieb die
Hauptſache eine geſchwinde Abreiſe. —

Minens Verwandte gab ihr einen Brief
nach L. in Preußen, neun Meilen hinter Koͤ-
nigsberg, mit, wo eine leibliche Schweſter
des ehrlichen verungluͤckten Paͤchters wohnte,
und wohin auch Minchen gleich Anfangs hin-
dachte. Es ſind reiche Leute, ſagt’ er. Viel-
leicht thaͤten ſie an uns etwas. — Gott
wird es ihnen bezahlen, hier zeitlich und
dort ewiglich. —

Und Minens Vater? —

Er hatt’ einen harten Kampf mit dem
Herrn v. E., daß er Minen nicht weichher-
ziger, wie er ſich auszudruͤcken beliebte, ge-
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[392/0402] nen Schneider zum Sohne, der ſchon alles reichlich mit Zinſen erſetzt hat, was der Va- ter verloren. — Sag nicht, Mutter, be- ſchloß der Alte — du weißt noch nicht, was unſer thun wird! — geben iſt gut — beten iſt auch gut. — Nicht wahr, Jungfer Muͤhm- chen? frug der Alte. — Minchens ehrliche Anverwandten halfen die Sache mit einem preußiſchen Fuhrmann berichtigen, und da Mine ihren Freunden von ihrer Geſchichte ſo viel, als ihnen zu wiſ- ſen noͤthig war, entdeckt hatte; blieb die Hauptſache eine geſchwinde Abreiſe. — Minens Verwandte gab ihr einen Brief nach L. in Preußen, neun Meilen hinter Koͤ- nigsberg, mit, wo eine leibliche Schweſter des ehrlichen verungluͤckten Paͤchters wohnte, und wohin auch Minchen gleich Anfangs hin- dachte. Es ſind reiche Leute, ſagt’ er. Viel- leicht thaͤten ſie an uns etwas. — Gott wird es ihnen bezahlen, hier zeitlich und dort ewiglich. — Und Minens Vater? — Er hatt’ einen harten Kampf mit dem Herrn v. E., daß er Minen nicht weichher- ziger, wie er ſich auszudruͤcken beliebte, ge- macht. — Dieſer Kampf hatte ſchon, wie ſich

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/402>, abgerufen am 22.11.2024.