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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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alle Fehler bey dieser Sache: denn sonst
wäre Mine schon mein -- ihrer stoischen
Tugend unerachtet, die eben so wenig, wie
heut zu Tag' irgend eine Festung, Stich
hält. -- Wir leben in überwindlichen Zei-
ten. -- Ich knirsche mit den Zähnen vor
Liebe und vor Wuth, daß ich so schlecht ge-
spielt habe. Wenn meine Mutter Minen
den Antrag gethan, hätt' ich gewonnen
Spiel gehabt; allein alsdann könnten Sie,
Freund! ihre Kunst nicht zeigen, alles wie-
der in Ordnung zu bringen. Kurz, Herr!
so wahr ein Teufel in der Höll' und ich ein
Cavalier in Curland bin, das ist viel gesagt,
Dene ist nicht die Ihrige, wenn Minchen
nicht die Meinig' ist. -- Eine Hand wäscht
die andre. Wird aber Mine, Dene; sie
verstehen doch deutsch? so sollen Sie von
meiner Mutter, nemlich von ihrem Witt-
wengehalt, von Testaments wegen, so lange
Dene lebt, und wenn Dene eher als Sie
stirbt, noch so lang Sie leben, achtzig Tha-
ler Albertus haben. Gelt! das schmeckt!
Außer dem geb' ich Ihnen ein für allemal
noch zweyhundert Thaler Albertus, sobald
Minchen sich zum Ziele legt. -- Die Kinder sol-
len als deutsche Leute gezogen werden, wie

mein

alle Fehler bey dieſer Sache: denn ſonſt
waͤre Mine ſchon mein — ihrer ſtoiſchen
Tugend unerachtet, die eben ſo wenig, wie
heut zu Tag’ irgend eine Feſtung, Stich
haͤlt. — Wir leben in uͤberwindlichen Zei-
ten. — Ich knirſche mit den Zaͤhnen vor
Liebe und vor Wuth, daß ich ſo ſchlecht ge-
ſpielt habe. Wenn meine Mutter Minen
den Antrag gethan, haͤtt’ ich gewonnen
Spiel gehabt; allein alsdann koͤnnten Sie,
Freund! ihre Kunſt nicht zeigen, alles wie-
der in Ordnung zu bringen. Kurz, Herr!
ſo wahr ein Teufel in der Hoͤll’ und ich ein
Cavalier in Curland bin, das iſt viel geſagt,
Dene iſt nicht die Ihrige, wenn Minchen
nicht die Meinig’ iſt. — Eine Hand waͤſcht
die andre. Wird aber Mine, Dene; ſie
verſtehen doch deutſch? ſo ſollen Sie von
meiner Mutter, nemlich von ihrem Witt-
wengehalt, von Teſtaments wegen, ſo lange
Dene lebt, und wenn Dene eher als Sie
ſtirbt, noch ſo lang Sie leben, achtzig Tha-
ler Albertus haben. Gelt! das ſchmeckt!
Außer dem geb’ ich Ihnen ein fuͤr allemal
noch zweyhundert Thaler Albertus, ſobald
Minchen ſich zum Ziele legt. — Die Kinder ſol-
len als deutſche Leute gezogen werden, wie

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[340/0348] alle Fehler bey dieſer Sache: denn ſonſt waͤre Mine ſchon mein — ihrer ſtoiſchen Tugend unerachtet, die eben ſo wenig, wie heut zu Tag’ irgend eine Feſtung, Stich haͤlt. — Wir leben in uͤberwindlichen Zei- ten. — Ich knirſche mit den Zaͤhnen vor Liebe und vor Wuth, daß ich ſo ſchlecht ge- ſpielt habe. Wenn meine Mutter Minen den Antrag gethan, haͤtt’ ich gewonnen Spiel gehabt; allein alsdann koͤnnten Sie, Freund! ihre Kunſt nicht zeigen, alles wie- der in Ordnung zu bringen. Kurz, Herr! ſo wahr ein Teufel in der Hoͤll’ und ich ein Cavalier in Curland bin, das iſt viel geſagt, Dene iſt nicht die Ihrige, wenn Minchen nicht die Meinig’ iſt. — Eine Hand waͤſcht die andre. Wird aber Mine, Dene; ſie verſtehen doch deutſch? ſo ſollen Sie von meiner Mutter, nemlich von ihrem Witt- wengehalt, von Teſtaments wegen, ſo lange Dene lebt, und wenn Dene eher als Sie ſtirbt, noch ſo lang Sie leben, achtzig Tha- ler Albertus haben. Gelt! das ſchmeckt! Außer dem geb’ ich Ihnen ein fuͤr allemal noch zweyhundert Thaler Albertus, ſobald Minchen ſich zum Ziele legt. — Die Kinder ſol- len als deutſche Leute gezogen werden, wie mein

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/348>, abgerufen am 22.11.2024.