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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Mädchen hat Verstand, wie ein Engel, oder
beßer, wie ein Teufel. Gegen mich ist sie
ein Teufel. Damit Sie, lieber Herr-
mann, sich alles zurückerinnern, worauf
es bey der Sache ankommt; so bitt' ich
ja nicht zu vergessen und zu versäumen, Min-
chen alle zwölf Stunden, und wenn es auch
öfter wäre, zu sagen, daß ich heyrathe und
zwar aus lichterloher Liebe. Sie wissen es
anders, lieber Freund! allein Mine braucht
es nicht anders zu wissen, wenn ich nicht
müßte. -- Es ist wenigstens ein zehnfaches
Muß, das eilfte sag' ich keinem, als Ih-
nen, meinem vertrautesten Freunde! Ich
habe Reiseschulden, und im kurzen werden
ein halb Duzend A Datos eintreffen. Se-
hen Sie nur, lieber Herrmann! um sie
recht von meiner ehrlich und redlichen Ab-
sicht zu überzeugen; ich will das Testaments-
fräulein und Minchen zu gleicher Zeit, mit
einer Klatsche zwo Fliegen. -- Sagen Sie
selbst, wie mir bey der Trau zu Muthe seyn
müßte, wenn ich nicht auf den Trost ihres
Engels rechnen könnte. Ihr gutes Herz
wird mich nicht verwahrlosen. Alle Welt
hat Holz zu diesem Brande gelegt, und nun
verbrenn' ich in dieser Flamme. Ich weiß

alle
Y 2

Maͤdchen hat Verſtand, wie ein Engel, oder
beßer, wie ein Teufel. Gegen mich iſt ſie
ein Teufel. Damit Sie, lieber Herr-
mann, ſich alles zuruͤckerinnern, worauf
es bey der Sache ankommt; ſo bitt’ ich
ja nicht zu vergeſſen und zu verſaͤumen, Min-
chen alle zwoͤlf Stunden, und wenn es auch
oͤfter waͤre, zu ſagen, daß ich heyrathe und
zwar aus lichterloher Liebe. Sie wiſſen es
anders, lieber Freund! allein Mine braucht
es nicht anders zu wiſſen, wenn ich nicht
muͤßte. — Es iſt wenigſtens ein zehnfaches
Muß, das eilfte ſag’ ich keinem, als Ih-
nen, meinem vertrauteſten Freunde! Ich
habe Reiſeſchulden, und im kurzen werden
ein halb Duzend A Datos eintreffen. Se-
hen Sie nur, lieber Herrmann! um ſie
recht von meiner ehrlich und redlichen Ab-
ſicht zu uͤberzeugen; ich will das Teſtaments-
fraͤulein und Minchen zu gleicher Zeit, mit
einer Klatſche zwo Fliegen. — Sagen Sie
ſelbſt, wie mir bey der Trau zu Muthe ſeyn
muͤßte, wenn ich nicht auf den Troſt ihres
Engels rechnen koͤnnte. Ihr gutes Herz
wird mich nicht verwahrloſen. Alle Welt
hat Holz zu dieſem Brande gelegt, und nun
verbrenn’ ich in dieſer Flamme. Ich weiß

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[339/0347] Maͤdchen hat Verſtand, wie ein Engel, oder beßer, wie ein Teufel. Gegen mich iſt ſie ein Teufel. Damit Sie, lieber Herr- mann, ſich alles zuruͤckerinnern, worauf es bey der Sache ankommt; ſo bitt’ ich ja nicht zu vergeſſen und zu verſaͤumen, Min- chen alle zwoͤlf Stunden, und wenn es auch oͤfter waͤre, zu ſagen, daß ich heyrathe und zwar aus lichterloher Liebe. Sie wiſſen es anders, lieber Freund! allein Mine braucht es nicht anders zu wiſſen, wenn ich nicht muͤßte. — Es iſt wenigſtens ein zehnfaches Muß, das eilfte ſag’ ich keinem, als Ih- nen, meinem vertrauteſten Freunde! Ich habe Reiſeſchulden, und im kurzen werden ein halb Duzend A Datos eintreffen. Se- hen Sie nur, lieber Herrmann! um ſie recht von meiner ehrlich und redlichen Ab- ſicht zu uͤberzeugen; ich will das Teſtaments- fraͤulein und Minchen zu gleicher Zeit, mit einer Klatſche zwo Fliegen. — Sagen Sie ſelbſt, wie mir bey der Trau zu Muthe ſeyn muͤßte, wenn ich nicht auf den Troſt ihres Engels rechnen koͤnnte. Ihr gutes Herz wird mich nicht verwahrloſen. Alle Welt hat Holz zu dieſem Brande gelegt, und nun verbrenn’ ich in dieſer Flamme. Ich weiß alle Y 2

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/347>, abgerufen am 22.11.2024.