"Diese Hände" sie faltete sie, und sprach so feyerlich, als wenn sie einen Eid ablegte, "diese Hände sollen Tag und Nacht arbeiten" "-- Herrmann war wirklich bewegt." Ist "ihnen der Unterricht der Kinder schwer, sie "können ja nicht blos ein Mundwerk, son- "dern mehr als ein Handwerk --" Pfuy, sagte der alte Herr, so gerührt er auch war. Mine wolte das Handwerk dieses Pfuys we- gen verreden; allein Herrmann ließ sie nicht vom Fleck. Handwerk! fuhr er fort. Wie kannst du mir ein Handwerk vorrücken? Was hab' ich denn für eins getrieben? Die Schnei- derey an ihren Ort gestelt, wo ich doch auch kein Kleid, keinen Ueberrock, sondern Sa- chen fertigte, die nicht ins Auge fielen. Brusttücher und so was. -- Von Stie- feln Schuh, von Schuhen Pantoffeln künsteln, heißt das Schustern? Und etwas aus Thon drechseln, heißt das Töpfer seyn? Ich war, damit du's einmal für allemal weißt, Freyschneider, Freyschuster, Freytöpfer, so wie viele von unsern Hochwohlgebohrnen Herren, wenn sie von Reisen kommen, Frey- mäurer sind. Mine gab sich alle nur ersinn- liche Mühe, ihren Vater zu beruhigen; al- lein vergebens. Er konnt' ihr das Hand-
werk
„Dieſe Haͤnde„ ſie faltete ſie, und ſprach ſo feyerlich, als wenn ſie einen Eid ablegte, „dieſe Haͤnde ſollen Tag und Nacht arbeiten„ „— Herrmann war wirklich bewegt.„ Iſt „ihnen der Unterricht der Kinder ſchwer, ſie „koͤnnen ja nicht blos ein Mundwerk, ſon- „dern mehr als ein Handwerk —„ Pfuy, ſagte der alte Herr, ſo geruͤhrt er auch war. Mine wolte das Handwerk dieſes Pfuys we- gen verreden; allein Herrmann ließ ſie nicht vom Fleck. Handwerk! fuhr er fort. Wie kannſt du mir ein Handwerk vorruͤcken? Was hab’ ich denn fuͤr eins getrieben? Die Schnei- derey an ihren Ort geſtelt, wo ich doch auch kein Kleid, keinen Ueberrock, ſondern Sa- chen fertigte, die nicht ins Auge fielen. Bruſttuͤcher und ſo was. — Von Stie- feln Schuh, von Schuhen Pantoffeln kuͤnſteln, heißt das Schuſtern? Und etwas aus Thon drechſeln, heißt das Toͤpfer ſeyn? Ich war, damit du’s einmal fuͤr allemal weißt, Freyſchneider, Freyſchuſter, Freytoͤpfer, ſo wie viele von unſern Hochwohlgebohrnen Herren, wenn ſie von Reiſen kommen, Frey- maͤurer ſind. Mine gab ſich alle nur erſinn- liche Muͤhe, ihren Vater zu beruhigen; al- lein vergebens. Er konnt’ ihr das Hand-
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„Dieſe Haͤnde„ ſie faltete ſie, und ſprach ſo
feyerlich, als wenn ſie einen Eid ablegte,
„dieſe Haͤnde ſollen Tag und Nacht arbeiten„
„— Herrmann war wirklich bewegt.„ Iſt
„ihnen der Unterricht der Kinder ſchwer, ſie
„koͤnnen ja nicht blos ein Mundwerk, ſon-
„dern mehr als ein Handwerk —„ Pfuy,
ſagte der alte Herr, ſo geruͤhrt er auch war.
Mine wolte das Handwerk dieſes Pfuys we-
gen verreden; allein Herrmann ließ ſie nicht
vom Fleck. Handwerk! fuhr er fort. Wie
kannſt du mir ein Handwerk vorruͤcken? Was
hab’ ich denn fuͤr eins getrieben? Die Schnei-
derey an ihren Ort geſtelt, wo ich doch auch
kein Kleid, keinen Ueberrock, ſondern Sa-
chen fertigte, die nicht ins Auge fielen.
Bruſttuͤcher und ſo was. — Von Stie-
feln Schuh, von Schuhen Pantoffeln kuͤnſteln,
heißt das Schuſtern? Und etwas aus Thon
drechſeln, heißt das Toͤpfer ſeyn? Ich
war, damit du’s einmal fuͤr allemal weißt,
Freyſchneider, Freyſchuſter, Freytoͤpfer, ſo
wie viele von unſern Hochwohlgebohrnen
Herren, wenn ſie von Reiſen kommen, Frey-
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/328>, abgerufen am 22.11.2024.
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