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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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werk nicht verzeihen, und die Schule? fuhr
Mine fort. Auch nicht! erwiederte Herr-
mann, der nicht Commißbrod essen wolte,
wenn er magenverderbendes Gebacknes haben
konnte. Du weißt, sagt' er ihr, daß wir die
letzte Zeit jährlich eingeschustert haben. --
(Gern hätt' er dieses Wort zurück gehabt.) --
Du weißt -- -- Mine weinte. -- Sie lei-
tet' ihren Vater auf Gott, den Brunnquell
aller Gnaden! Wie ein Vater sich erbarmet
über seine Kinder, so wird sich Gott erbarmen
über uns, wenn wir ihn fürchten -- wenn
wir auf seinem Wege wandeln, seine Rechte
halten und darnach thun. Ich will Nacht
und Tag zu Gott empor rufen! Ich will eine
Nähschule halten, ich will beten und arbeiten,
bey Brod und Wasser. -- Ich will alles, alles
versuchen, was ehrlich und recht ist, vor Gott
und Menschen. -- -- Aller Augen warten
auf den Herrn! Er giebt Speise zu seiner Zeit,
er thut seine milden Händ' auf, sättiget alles
was lebet, bis auf die himmelschreiende Ra-
ben. Sind wir denn nicht, als sie! -- Mine
sagte dies mit solcher Zuversicht, daß Herr-
mann ihr nicht weiter den Vorschlag von
Mund und Handwerk nachtrug. --

Herr-
Zweiter Th. X

werk nicht verzeihen, und die Schule? fuhr
Mine fort. Auch nicht! erwiederte Herr-
mann, der nicht Commißbrod eſſen wolte,
wenn er magenverderbendes Gebacknes haben
konnte. Du weißt, ſagt’ er ihr, daß wir die
letzte Zeit jaͤhrlich eingeſchuſtert haben. —
(Gern haͤtt’ er dieſes Wort zuruͤck gehabt.) —
Du weißt — — Mine weinte. — Sie lei-
tet’ ihren Vater auf Gott, den Brunnquell
aller Gnaden! Wie ein Vater ſich erbarmet
uͤber ſeine Kinder, ſo wird ſich Gott erbarmen
uͤber uns, wenn wir ihn fuͤrchten — wenn
wir auf ſeinem Wege wandeln, ſeine Rechte
halten und darnach thun. Ich will Nacht
und Tag zu Gott empor rufen! Ich will eine
Naͤhſchule halten, ich will beten und arbeiten,
bey Brod und Waſſer. — Ich will alles, alles
verſuchen, was ehrlich und recht iſt, vor Gott
und Menſchen. — — Aller Augen warten
auf den Herrn! Er giebt Speiſe zu ſeiner Zeit,
er thut ſeine milden Haͤnd’ auf, ſaͤttiget alles
was lebet, bis auf die himmelſchreiende Ra-
ben. Sind wir denn nicht, als ſie! — Mine
ſagte dies mit ſolcher Zuverſicht, daß Herr-
mann ihr nicht weiter den Vorſchlag von
Mund und Handwerk nachtrug. —

Herr-
Zweiter Th. X
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[321/0329] werk nicht verzeihen, und die Schule? fuhr Mine fort. Auch nicht! erwiederte Herr- mann, der nicht Commißbrod eſſen wolte, wenn er magenverderbendes Gebacknes haben konnte. Du weißt, ſagt’ er ihr, daß wir die letzte Zeit jaͤhrlich eingeſchuſtert haben. — (Gern haͤtt’ er dieſes Wort zuruͤck gehabt.) — Du weißt — — Mine weinte. — Sie lei- tet’ ihren Vater auf Gott, den Brunnquell aller Gnaden! Wie ein Vater ſich erbarmet uͤber ſeine Kinder, ſo wird ſich Gott erbarmen uͤber uns, wenn wir ihn fuͤrchten — wenn wir auf ſeinem Wege wandeln, ſeine Rechte halten und darnach thun. Ich will Nacht und Tag zu Gott empor rufen! Ich will eine Naͤhſchule halten, ich will beten und arbeiten, bey Brod und Waſſer. — Ich will alles, alles verſuchen, was ehrlich und recht iſt, vor Gott und Menſchen. — — Aller Augen warten auf den Herrn! Er giebt Speiſe zu ſeiner Zeit, er thut ſeine milden Haͤnd’ auf, ſaͤttiget alles was lebet, bis auf die himmelſchreiende Ra- ben. Sind wir denn nicht, als ſie! — Mine ſagte dies mit ſolcher Zuverſicht, daß Herr- mann ihr nicht weiter den Vorſchlag von Mund und Handwerk nachtrug. — Herr- Zweiter Th. X

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/329>, abgerufen am 22.11.2024.