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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Noch ein Paar Blicke von oben bis un-
ten, und dann wieder von unten bis oben,
ohne daß der Blick Minen die Ehre that, ir-
gendwo zu weilen, und nun -- Gott be-
wahre Sie, mein Kind!
-- Ein gewöhnli-
ches Compliment. Mine schreibt: "Mir war
"es als hätt' ich gesagt: vor solchen Leu-
"ten
-- ich erschrack; allein ich hatt' es
"nur herzlich und von ganzer Seele gedacht"
So ward hier, und so wird jederzeit, das
Gesetz erfüllt: Unrecht straft seinen eigenen
Herrn. -- --

Der alte Herr war in Seelenangst, auf
welche Art, ohne sich zu viel herauszuneh-
men, er die gnädige Wittwe in den Wagen
bringen solte. -- Endlich legt' er Hand ans
Werk. -- Mit Denen ward er geschwinder
fertig. Sie hatt' ihm Muth und Leben ein-
geflößt. -- Er wolte durchaus zu Pferd' und
den hohen Gästen vorreiten; allein sie ver-
baten es, der üblen Rachrede wegen, und
also begnügt' er sich, sie wieder bis auf die
Stelle zu begleiten, wo er sie entgegen ge-
nommen. --

Froh kam er zu Minen; allein dies konnte
die Strafpredigt nicht abwenden, die er ihr
hielte, viel zu wenig, viel zu wenig sich ge-

bückt,

Noch ein Paar Blicke von oben bis un-
ten, und dann wieder von unten bis oben,
ohne daß der Blick Minen die Ehre that, ir-
gendwo zu weilen, und nun — Gott be-
wahre Sie, mein Kind!
— Ein gewoͤhnli-
ches Compliment. Mine ſchreibt: „Mir war
„es als haͤtt’ ich geſagt: vor ſolchen Leu-
„ten
— ich erſchrack; allein ich hatt’ es
„nur herzlich und von ganzer Seele gedacht„
So ward hier, und ſo wird jederzeit, das
Geſetz erfuͤllt: Unrecht ſtraft ſeinen eigenen
Herrn. — —

Der alte Herr war in Seelenangſt, auf
welche Art, ohne ſich zu viel herauszuneh-
men, er die gnaͤdige Wittwe in den Wagen
bringen ſolte. — Endlich legt’ er Hand ans
Werk. — Mit Denen ward er geſchwinder
fertig. Sie hatt’ ihm Muth und Leben ein-
gefloͤßt. — Er wolte durchaus zu Pferd’ und
den hohen Gaͤſten vorreiten; allein ſie ver-
baten es, der uͤblen Rachrede wegen, und
alſo begnuͤgt’ er ſich, ſie wieder bis auf die
Stelle zu begleiten, wo er ſie entgegen ge-
nommen. —

Froh kam er zu Minen; allein dies konnte
die Strafpredigt nicht abwenden, die er ihr
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[299/0307] Noch ein Paar Blicke von oben bis un- ten, und dann wieder von unten bis oben, ohne daß der Blick Minen die Ehre that, ir- gendwo zu weilen, und nun — Gott be- wahre Sie, mein Kind! — Ein gewoͤhnli- ches Compliment. Mine ſchreibt: „Mir war „es als haͤtt’ ich geſagt: vor ſolchen Leu- „ten — ich erſchrack; allein ich hatt’ es „nur herzlich und von ganzer Seele gedacht„ So ward hier, und ſo wird jederzeit, das Geſetz erfuͤllt: Unrecht ſtraft ſeinen eigenen Herrn. — — Der alte Herr war in Seelenangſt, auf welche Art, ohne ſich zu viel herauszuneh- men, er die gnaͤdige Wittwe in den Wagen bringen ſolte. — Endlich legt’ er Hand ans Werk. — Mit Denen ward er geſchwinder fertig. Sie hatt’ ihm Muth und Leben ein- gefloͤßt. — Er wolte durchaus zu Pferd’ und den hohen Gaͤſten vorreiten; allein ſie ver- baten es, der uͤblen Rachrede wegen, und alſo begnuͤgt’ er ſich, ſie wieder bis auf die Stelle zu begleiten, wo er ſie entgegen ge- nommen. — Froh kam er zu Minen; allein dies konnte die Strafpredigt nicht abwenden, die er ihr hielte, viel zu wenig, viel zu wenig ſich ge- buͤckt,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/307>, abgerufen am 22.11.2024.