Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

Bild:
<< vorherige Seite

auch Bebungen versteht. Schau, wie sie die
Laute hält, und wie sie den Ordensband sich
so leicht umhängt, als flöß' er, Bruder! --
Die Laut' ist an sich ein so gutherziges In-
strument! Amalia traurte jüngst, und da kam
die Weiße ihres Arms aus der Dunkelheit so
abstechend hervor, daß ich sitzen blieb, wie
vom Schlage gerührt. Hast du bemerkt, wenn
das Hemd' auf dem Busen eines Dorfmäd-
chens sich einen Finger breit verschiebt und bey
dem sonnenschwarzen Busen den weißen Fleck
verräth! -- Das, sagte Herr v. G., hab
ich bemerkt, meine Leser wissen wo?

Die, sagt' unser Mahler zum Herrn v. G.,
die in diesem Hause! Bruder, schwarz Haar,
wie Ebenholz! Ein Auge, das immer drey
Schritt weiter gieng, als meines, so stark auch
meines zudrang. -- Ein Busen! zehntau-
send Liebesgötter tanzten darauf. -- Pfui, sagte
Herr v. G., was muß das für ein Busen
seyn! Unser Reisende hatte Mühe, ihn mit
dem Busen und den Liebesgöttern auszusöh-
nen, die er auf zehn reducirte, wobey sich am
Ende Herr v. G. zufrieden gab. Bey deiner
lebt man, bey des -- (auf mich) stirbt
man. Bey deiner hält man sich gerade, denn
sie ist eine Göttin. Man sieht gen Himmel --

Bey
R 2

auch Bebungen verſteht. Schau, wie ſie die
Laute haͤlt, und wie ſie den Ordensband ſich
ſo leicht umhaͤngt, als floͤß’ er, Bruder! —
Die Laut’ iſt an ſich ein ſo gutherziges In-
ſtrument! Amalia traurte juͤngſt, und da kam
die Weiße ihres Arms aus der Dunkelheit ſo
abſtechend hervor, daß ich ſitzen blieb, wie
vom Schlage geruͤhrt. Haſt du bemerkt, wenn
das Hemd’ auf dem Buſen eines Dorfmaͤd-
chens ſich einen Finger breit verſchiebt und bey
dem ſonnenſchwarzen Buſen den weißen Fleck
verraͤth! — Das, ſagte Herr v. G., hab
ich bemerkt, meine Leſer wiſſen wo?

Die, ſagt’ unſer Mahler zum Herrn v. G.,
die in dieſem Hauſe! Bruder, ſchwarz Haar,
wie Ebenholz! Ein Auge, das immer drey
Schritt weiter gieng, als meines, ſo ſtark auch
meines zudrang. — Ein Buſen! zehntau-
ſend Liebesgoͤtter tanzten darauf. — Pfui, ſagte
Herr v. G., was muß das fuͤr ein Buſen
ſeyn! Unſer Reiſende hatte Muͤhe, ihn mit
dem Buſen und den Liebesgoͤttern auszuſoͤh-
nen, die er auf zehn reducirte, wobey ſich am
Ende Herr v. G. zufrieden gab. Bey deiner
lebt man, bey des — (auf mich) ſtirbt
man. Bey deiner haͤlt man ſich gerade, denn
ſie iſt eine Goͤttin. Man ſieht gen Himmel —

Bey
R 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0267" n="259"/>
auch Bebungen ver&#x017F;teht. Schau, wie &#x017F;ie die<lb/>
Laute ha&#x0364;lt, und wie &#x017F;ie den Ordensband &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;o leicht umha&#x0364;ngt, als flo&#x0364;ß&#x2019; er, Bruder! &#x2014;<lb/>
Die Laut&#x2019; i&#x017F;t an &#x017F;ich ein &#x017F;o gutherziges In-<lb/>
&#x017F;trument! Amalia traurte ju&#x0364;ng&#x017F;t, und da kam<lb/>
die Weiße ihres Arms aus der Dunkelheit &#x017F;o<lb/>
ab&#x017F;techend hervor, daß ich &#x017F;itzen blieb, wie<lb/>
vom Schlage geru&#x0364;hrt. Ha&#x017F;t du bemerkt, wenn<lb/>
das Hemd&#x2019; auf dem Bu&#x017F;en eines Dorfma&#x0364;d-<lb/>
chens &#x017F;ich einen Finger breit ver&#x017F;chiebt und bey<lb/>
dem &#x017F;onnen&#x017F;chwarzen Bu&#x017F;en den weißen Fleck<lb/>
verra&#x0364;th! &#x2014; Das, &#x017F;agte Herr v. G., hab<lb/><hi rendition="#fr">ich</hi> bemerkt, meine Le&#x017F;er wi&#x017F;&#x017F;en wo?</p><lb/>
          <p>Die, &#x017F;agt&#x2019; un&#x017F;er Mahler zum Herrn v. G.,<lb/>
die in die&#x017F;em Hau&#x017F;e! Bruder, &#x017F;chwarz Haar,<lb/>
wie Ebenholz! Ein Auge, das immer drey<lb/>
Schritt weiter gieng, als meines, &#x017F;o &#x017F;tark auch<lb/>
meines zudrang. &#x2014; Ein Bu&#x017F;en! zehntau-<lb/>
&#x017F;end Liebesgo&#x0364;tter tanzten darauf. &#x2014; Pfui, &#x017F;agte<lb/>
Herr v. G., was muß das fu&#x0364;r ein Bu&#x017F;en<lb/>
&#x017F;eyn! Un&#x017F;er Rei&#x017F;ende hatte Mu&#x0364;he, ihn mit<lb/>
dem Bu&#x017F;en und den Liebesgo&#x0364;ttern auszu&#x017F;o&#x0364;h-<lb/>
nen, die er auf zehn reducirte, wobey &#x017F;ich am<lb/>
Ende Herr v. G. zufrieden gab. Bey deiner<lb/>
lebt man, bey des &#x2014; (auf mich) &#x017F;tirbt<lb/>
man. Bey deiner ha&#x0364;lt man &#x017F;ich gerade, denn<lb/>
&#x017F;ie i&#x017F;t eine Go&#x0364;ttin. Man &#x017F;ieht gen Himmel &#x2014;<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 2</fw><fw place="bottom" type="catch">Bey</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0267] auch Bebungen verſteht. Schau, wie ſie die Laute haͤlt, und wie ſie den Ordensband ſich ſo leicht umhaͤngt, als floͤß’ er, Bruder! — Die Laut’ iſt an ſich ein ſo gutherziges In- ſtrument! Amalia traurte juͤngſt, und da kam die Weiße ihres Arms aus der Dunkelheit ſo abſtechend hervor, daß ich ſitzen blieb, wie vom Schlage geruͤhrt. Haſt du bemerkt, wenn das Hemd’ auf dem Buſen eines Dorfmaͤd- chens ſich einen Finger breit verſchiebt und bey dem ſonnenſchwarzen Buſen den weißen Fleck verraͤth! — Das, ſagte Herr v. G., hab ich bemerkt, meine Leſer wiſſen wo? Die, ſagt’ unſer Mahler zum Herrn v. G., die in dieſem Hauſe! Bruder, ſchwarz Haar, wie Ebenholz! Ein Auge, das immer drey Schritt weiter gieng, als meines, ſo ſtark auch meines zudrang. — Ein Buſen! zehntau- ſend Liebesgoͤtter tanzten darauf. — Pfui, ſagte Herr v. G., was muß das fuͤr ein Buſen ſeyn! Unſer Reiſende hatte Muͤhe, ihn mit dem Buſen und den Liebesgoͤttern auszuſoͤh- nen, die er auf zehn reducirte, wobey ſich am Ende Herr v. G. zufrieden gab. Bey deiner lebt man, bey des — (auf mich) ſtirbt man. Bey deiner haͤlt man ſich gerade, denn ſie iſt eine Goͤttin. Man ſieht gen Himmel — Bey R 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/267
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/267>, abgerufen am 10.05.2024.