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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779.

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Gebet ins Kämmerlein, weil uns da nie-
mand hört. Die Idee ist sehr natürlich,
daß wenn uns kein Mensch höret, Gott
uns höre. -- Dein Vater, der ins
Verborgene siehet, spricht Christus, wird
sich öffentlich an dir offenbaren. Das
Gebet bringt uns den Glauben, daß
Gott sey, fast bis zum Schauen. Das
Gebet ist der Spiegel, durch welchen wir
im dunklen Ort Gott sehen! -- Ihn se-
hen! -- Wenn aber kommt das Vollkom-
mene, wird das Stückwerk aufhören. Wenn
mein Gebet eintrift; ists mir so, als
wär' ich entzückt bis zum unaussprechli-
chen. -- Es ist die Probe, daß mein
Glaub' an Gott richtig gerechnet, und die
wahre Summe herausgebracht. Chri-
stus, der Herr, kam unserer Schwach-
heit zu Hülfe. Auch was ohn unser Ge-
bet geschehen wäre, wenn es auf unser
Gebet geschieht, hilft unserer Schwach-
heit auf. -- Kurz, das Gebet setzt den
Menschen mit Gott in Verbindung! --
Wer erzählt nicht gern, was er gesehen
und gehört hat, und was geschehen ist?
Wie viel hört, sieht man, und läßt ge-
schehen, blos um es erzählen zu können!
und
Gebet ins Kaͤmmerlein, weil uns da nie-
mand hoͤrt. Die Idee iſt ſehr natuͤrlich,
daß wenn uns kein Menſch hoͤret, Gott
uns hoͤre. — Dein Vater, der ins
Verborgene ſiehet, ſpricht Chriſtus, wird
ſich oͤffentlich an dir offenbaren. Das
Gebet bringt uns den Glauben, daß
Gott ſey, faſt bis zum Schauen. Das
Gebet iſt der Spiegel, durch welchen wir
im dunklen Ort Gott ſehen! — Ihn ſe-
hen! — Wenn aber kommt das Vollkom-
mene, wird das Stuͤckwerk aufhoͤren. Wenn
mein Gebet eintrift; iſts mir ſo, als
waͤr’ ich entzuͤckt bis zum unausſprechli-
chen. — Es iſt die Probe, daß mein
Glaub’ an Gott richtig gerechnet, und die
wahre Summe herausgebracht. Chri-
ſtus, der Herr, kam unſerer Schwach-
heit zu Huͤlfe. Auch was ohn unſer Ge-
bet geſchehen waͤre, wenn es auf unſer
Gebet geſchieht, hilft unſerer Schwach-
heit auf. — Kurz, das Gebet ſetzt den
Menſchen mit Gott in Verbindung! —
Wer erzaͤhlt nicht gern, was er geſehen
und gehoͤrt hat, und was geſchehen iſt?
Wie viel hoͤrt, ſieht man, und laͤßt ge-
ſchehen, blos um es erzaͤhlen zu koͤnnen!
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[140/0146] Gebet ins Kaͤmmerlein, weil uns da nie- mand hoͤrt. Die Idee iſt ſehr natuͤrlich, daß wenn uns kein Menſch hoͤret, Gott uns hoͤre. — Dein Vater, der ins Verborgene ſiehet, ſpricht Chriſtus, wird ſich oͤffentlich an dir offenbaren. Das Gebet bringt uns den Glauben, daß Gott ſey, faſt bis zum Schauen. Das Gebet iſt der Spiegel, durch welchen wir im dunklen Ort Gott ſehen! — Ihn ſe- hen! — Wenn aber kommt das Vollkom- mene, wird das Stuͤckwerk aufhoͤren. Wenn mein Gebet eintrift; iſts mir ſo, als waͤr’ ich entzuͤckt bis zum unausſprechli- chen. — Es iſt die Probe, daß mein Glaub’ an Gott richtig gerechnet, und die wahre Summe herausgebracht. Chri- ſtus, der Herr, kam unſerer Schwach- heit zu Huͤlfe. Auch was ohn unſer Ge- bet geſchehen waͤre, wenn es auf unſer Gebet geſchieht, hilft unſerer Schwach- heit auf. — Kurz, das Gebet ſetzt den Menſchen mit Gott in Verbindung! — Wer erzaͤhlt nicht gern, was er geſehen und gehoͤrt hat, und was geſchehen iſt? Wie viel hoͤrt, ſieht man, und laͤßt ge- ſchehen, blos um es erzaͤhlen zu koͤnnen! und

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 140. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/146>, abgerufen am 27.11.2024.