trauens werth sey. Ich vergaß seine Rolle beym Finkennest, beym Judenjungen, und als Darius, ich dachte nur dran, daß er Minchens ihrer, blos ihretwegen, nicht die Nacht bleiben wolte. -- Dein Plan ist gut, weil du ihn gemacht hast, sagt' ich ihm, -- du siehst, ich kann nichts überdenken. -- Es kam mir alles übern Halß, Minens Brief, der Mann mit dem einen Handschu, und die Geschicht' unseres Bekannten. Wenn ich ein Bösewicht wäre, sagt' ich zu Benja- min, wie könnt' ich diese Geschichte wißen, und Minen untreu seyn? Ich empfahl Ben- jamin die Laube, welche der Ueberwundene gepflanzt hatte, die jetzt fürchterlich finster war. So finster und zehnmal finsterer sey es um meine Seele, wenn ich Minen ver- geße! -- Erinnern sie sie, Benjamin, an die kalte Hand ihrer Mutter! -- Ich liebe Minen sehr, sehr. --
Da sank ich abgemattet nieder, und er- hohlte mich erst nach einer Viertelstunde. --
Was ich mich freue, (fieng Benjamin an, hielte beyde Hände gefalten, und hüpft' auf seinem Posten immer auf einer Stelle.)
Ich. Warum?
Ben-
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trauens werth ſey. Ich vergaß ſeine Rolle beym Finkenneſt, beym Judenjungen, und als Darius, ich dachte nur dran, daß er Minchens ihrer, blos ihretwegen, nicht die Nacht bleiben wolte. — Dein Plan iſt gut, weil du ihn gemacht haſt, ſagt’ ich ihm, — du ſiehſt, ich kann nichts uͤberdenken. — Es kam mir alles uͤbern Halß, Minens Brief, der Mann mit dem einen Handſchu, und die Geſchicht’ unſeres Bekannten. Wenn ich ein Boͤſewicht waͤre, ſagt’ ich zu Benja- min, wie koͤnnt’ ich dieſe Geſchichte wißen, und Minen untreu ſeyn? Ich empfahl Ben- jamin die Laube, welche der Ueberwundene gepflanzt hatte, die jetzt fuͤrchterlich finſter war. So finſter und zehnmal finſterer ſey es um meine Seele, wenn ich Minen ver- geße! — Erinnern ſie ſie, Benjamin, an die kalte Hand ihrer Mutter! — Ich liebe Minen ſehr, ſehr. —
Da ſank ich abgemattet nieder, und er- hohlte mich erſt nach einer Viertelſtunde. —
Was ich mich freue, (fieng Benjamin an, hielte beyde Haͤnde gefalten, und huͤpft’ auf ſeinem Poſten immer auf einer Stelle.)
Ich. Warum?
Ben-
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trauens werth ſey. Ich vergaß ſeine Rolle
beym Finkenneſt, beym Judenjungen, und
als Darius, ich dachte nur dran, daß er
Minchens ihrer, blos ihretwegen, nicht die
Nacht bleiben wolte. — Dein Plan iſt gut,
weil du ihn gemacht haſt, ſagt’ ich ihm, —
du ſiehſt, ich kann nichts uͤberdenken. —
Es kam mir alles uͤbern Halß, Minens
Brief, der Mann mit dem einen Handſchu,
und die Geſchicht’ unſeres Bekannten. Wenn
ich ein Boͤſewicht waͤre, ſagt’ ich zu Benja-
min, wie koͤnnt’ ich dieſe Geſchichte wißen,
und Minen untreu ſeyn? Ich empfahl Ben-
jamin die Laube, welche der Ueberwundene
gepflanzt hatte, die jetzt fuͤrchterlich finſter
war. So finſter und zehnmal finſterer ſey
es um meine Seele, wenn ich Minen ver-
geße! — Erinnern ſie ſie, Benjamin, an
die kalte Hand ihrer Mutter! — Ich liebe
Minen ſehr, ſehr. —
Da ſank ich abgemattet nieder, und er-
hohlte mich erſt nach einer Viertelſtunde. —
Was ich mich freue, (fieng Benjamin
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 2. Berlin, 1779, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe02_1779/123>, abgerufen am 25.11.2024.
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