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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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herrscht bäurisch zärtliche Natur und Etwas
dem Volk eigenes. Die Uebersezung ist noch
meines Vaters Manier.

Weil wir bei den Sprachen sind muß
ich noch bemerken, daß mein Vater nur blut-
wenig hebräisch; arabisch und chaldäisch
u. s. w. aber gar nicht wußte. Er hatte
sich wegen des Hebräischen im Anfange vie-
len Nachreden ausgesetzt; Da er so ehrlich
gewesen die Gräntzen dieser seiner Kenntnisse
nicht zu verbergen. Nach der zehnten
Hauptverfolgung die mein Vater dieserhalb
in Curland erlitten, zog ein sehr geschickter
Conversus (jüdischer Christ oder getaufter
Jude) unsre Straße und dieser brachte mei-
nem Vater das Jüdischdeutsche in wenig
Stunden bei. Er hatte den Einfall auf diese
Art an einen seiner Herren Amtsbrüder der
über ihn den größten Stock gebrochen hatte
zu schreiben, und da es dem guten Mann
unmöglich fiel diese Schrift aufzulösen kam
mein Vater in einen so großen Ruf wegen
der Grundsprache daß dieser böse Herr Amts-
bruder mit dem großen Stock,
meinen Va-
ter für einen getauften Rabiner gehalten ha-
ben würde, wenn meinem Vater damit ge-
dient gewesen wäre. Ob nun gleich dieser

Con-

herrſcht baͤuriſch zaͤrtliche Natur und Etwas
dem Volk eigenes. Die Ueberſezung iſt noch
meines Vaters Manier.

Weil wir bei den Sprachen ſind muß
ich noch bemerken, daß mein Vater nur blut-
wenig hebraͤiſch; arabiſch und chaldaͤiſch
u. ſ. w. aber gar nicht wußte. Er hatte
ſich wegen des Hebraͤiſchen im Anfange vie-
len Nachreden ausgeſetzt; Da er ſo ehrlich
geweſen die Graͤntzen dieſer ſeiner Kenntniſſe
nicht zu verbergen. Nach der zehnten
Hauptverfolgung die mein Vater dieſerhalb
in Curland erlitten, zog ein ſehr geſchickter
Converſus (juͤdiſcher Chriſt oder getaufter
Jude) unſre Straße und dieſer brachte mei-
nem Vater das Juͤdiſchdeutſche in wenig
Stunden bei. Er hatte den Einfall auf dieſe
Art an einen ſeiner Herren Amtsbruͤder der
uͤber ihn den groͤßten Stock gebrochen hatte
zu ſchreiben, und da es dem guten Mann
unmoͤglich fiel dieſe Schrift aufzuloͤſen kam
mein Vater in einen ſo großen Ruf wegen
der Grundſprache daß dieſer boͤſe Herr Amts-
bruder mit dem großen Stock,
meinen Va-
ter fuͤr einen getauften Rabiner gehalten ha-
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[75/0083] herrſcht baͤuriſch zaͤrtliche Natur und Etwas dem Volk eigenes. Die Ueberſezung iſt noch meines Vaters Manier. Weil wir bei den Sprachen ſind muß ich noch bemerken, daß mein Vater nur blut- wenig hebraͤiſch; arabiſch und chaldaͤiſch u. ſ. w. aber gar nicht wußte. Er hatte ſich wegen des Hebraͤiſchen im Anfange vie- len Nachreden ausgeſetzt; Da er ſo ehrlich geweſen die Graͤntzen dieſer ſeiner Kenntniſſe nicht zu verbergen. Nach der zehnten Hauptverfolgung die mein Vater dieſerhalb in Curland erlitten, zog ein ſehr geſchickter Converſus (juͤdiſcher Chriſt oder getaufter Jude) unſre Straße und dieſer brachte mei- nem Vater das Juͤdiſchdeutſche in wenig Stunden bei. Er hatte den Einfall auf dieſe Art an einen ſeiner Herren Amtsbruͤder der uͤber ihn den groͤßten Stock gebrochen hatte zu ſchreiben, und da es dem guten Mann unmoͤglich fiel dieſe Schrift aufzuloͤſen kam mein Vater in einen ſo großen Ruf wegen der Grundſprache daß dieſer boͤſe Herr Amts- bruder mit dem großen Stock, meinen Va- ter fuͤr einen getauften Rabiner gehalten ha- ben wuͤrde, wenn meinem Vater damit ge- dient geweſen waͤre. Ob nun gleich dieſer Con-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/83>, abgerufen am 24.11.2024.