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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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liebe die Abwechselung, die Mannigfaltigkeit
durch verschiedene Zeiten. Wer im Bett im-
mer auf einer Stelle liegt, schwitzt ohne Be-
zoar-Pulver.
Herr v. G. Wenn man immer auf einer-
ley bleibt, wird man stehend Wasser --
Das glaub ich sind, mit Ehren zu melden, alle
Einsiedler und Weltflieher gewesen, und sind
es noch.
Pastor. In der Welt, außerhalb der Welt
seyn, das ist Weisheit. Ein Diogenesfaß
in der Vorstadt und nicht in der Wüste, ver-
dient den Namen Auditorium. Ein ständi-
ger Hunger nach Neuem ist eine Zeitungs-
kranckheit, ein verdorbener verzärtelter Ap-
petit. Eine Kriegslist gilt nur einmal, eine
Medaille bezeichnet einen Tag. Kann man
aber nicht denselben Gegenstand von einer an-
dern, und wieder von einer andern Seite,
und von tausend andern Seiten sehen, ihn
durch und durch ganz und gar sehen, und
zeigt dies nicht mehr Scharfsinn, als immer
einen neuen haschen. Ein Gedancke, der an
sich leicht und natürlich ist, den man endlich
so oft sagt, daß ihn der gemeine Mann gefaßt
hat, verliert von seinem Ansehn -- Feine
Irrthümer sind ein Reitz für die Eigenliebe,
man
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liebe die Abwechſelung, die Mannigfaltigkeit
durch verſchiedene Zeiten. Wer im Bett im-
mer auf einer Stelle liegt, ſchwitzt ohne Be-
zoar-Pulver.
Herr v. G. Wenn man immer auf einer-
ley bleibt, wird man ſtehend Waſſer —
Das glaub ich ſind, mit Ehren zu melden, alle
Einſiedler und Weltflieher geweſen, und ſind
es noch.
Paſtor. In der Welt, außerhalb der Welt
ſeyn, das iſt Weisheit. Ein Diogenesfaß
in der Vorſtadt und nicht in der Wuͤſte, ver-
dient den Namen Auditorium. Ein ſtaͤndi-
ger Hunger nach Neuem iſt eine Zeitungs-
kranckheit, ein verdorbener verzaͤrtelter Ap-
petit. Eine Kriegsliſt gilt nur einmal, eine
Medaille bezeichnet einen Tag. Kann man
aber nicht denſelben Gegenſtand von einer an-
dern, und wieder von einer andern Seite,
und von tauſend andern Seiten ſehen, ihn
durch und durch ganz und gar ſehen, und
zeigt dies nicht mehr Scharfſinn, als immer
einen neuen haſchen. Ein Gedancke, der an
ſich leicht und natuͤrlich iſt, den man endlich
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[419/0431] liebe die Abwechſelung, die Mannigfaltigkeit durch verſchiedene Zeiten. Wer im Bett im- mer auf einer Stelle liegt, ſchwitzt ohne Be- zoar-Pulver. Herr v. G. Wenn man immer auf einer- ley bleibt, wird man ſtehend Waſſer — Das glaub ich ſind, mit Ehren zu melden, alle Einſiedler und Weltflieher geweſen, und ſind es noch. Paſtor. In der Welt, außerhalb der Welt ſeyn, das iſt Weisheit. Ein Diogenesfaß in der Vorſtadt und nicht in der Wuͤſte, ver- dient den Namen Auditorium. Ein ſtaͤndi- ger Hunger nach Neuem iſt eine Zeitungs- kranckheit, ein verdorbener verzaͤrtelter Ap- petit. Eine Kriegsliſt gilt nur einmal, eine Medaille bezeichnet einen Tag. Kann man aber nicht denſelben Gegenſtand von einer an- dern, und wieder von einer andern Seite, und von tauſend andern Seiten ſehen, ihn durch und durch ganz und gar ſehen, und zeigt dies nicht mehr Scharfſinn, als immer einen neuen haſchen. Ein Gedancke, der an ſich leicht und natuͤrlich iſt, den man endlich ſo oft ſagt, daß ihn der gemeine Mann gefaßt hat, verliert von ſeinem Anſehn — Feine Irrthuͤmer ſind ein Reitz fuͤr die Eigenliebe, man D d 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/431>, abgerufen am 24.11.2024.