Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778. Vater. Schon Ein Ding würde den Un- terschied machen. Herr v. G. Ganz recht. Vater. In einer Realität setzen Sie Etwas. Herr v. G. Eine Realität ist eine Eins, das Gegentheil eine Nulle. Vater. Wenn Sie also zwey Welten von einander unterscheiden wollten, müßten Sie in einer etwas annehmen, was in der an- dern nicht wäre. In dieser wär eine Null, eine Verneinung. In jener eine Eins. Rea- litäten unterscheidet man durch den Grad der- selben, durch Größe und Schrancken. -- Herr v. G. Können denn nicht zwo Rari- täten, oder Realitäten -- ich wünschte ich könnte bey der Eins bleiben -- allein es läßt sich nicht -- können nicht zwo Realitäten von gleichem Grade in ihrer Beschaffenheit sich von einander unterscheiden? Vater. Nein! denn eben hiedurch würd in einer etwas seyn, was in der andern nicht ist; hier eine Eins, dort eine Nulle. Da haben Sie den Mangel, den Zaun, die Verneinung, und die Probe des Unterschie- des von Seiten des Grades -- Herr
Vater. Schon Ein Ding wuͤrde den Un- terſchied machen. Herr v. G. Ganz recht. Vater. In einer Realitaͤt ſetzen Sie Etwas. Herr v. G. Eine Realitaͤt iſt eine Eins, das Gegentheil eine Nulle. Vater. Wenn Sie alſo zwey Welten von einander unterſcheiden wollten, muͤßten Sie in einer etwas annehmen, was in der an- dern nicht waͤre. In dieſer waͤr eine Null, eine Verneinung. In jener eine Eins. Rea- litaͤten unterſcheidet man durch den Grad der- ſelben, durch Groͤße und Schrancken. — Herr v. G. Koͤnnen denn nicht zwo Rari- taͤten, oder Realitaͤten — ich wuͤnſchte ich koͤnnte bey der Eins bleiben — allein es laͤßt ſich nicht — koͤnnen nicht zwo Realitaͤten von gleichem Grade in ihrer Beſchaffenheit ſich von einander unterſcheiden? Vater. Nein! denn eben hiedurch wuͤrd in einer etwas ſeyn, was in der andern nicht iſt; hier eine Eins, dort eine Nulle. Da haben Sie den Mangel, den Zaun, die Verneinung, und die Probe des Unterſchie- des von Seiten des Grades — Herr
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0405" n="393"/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Vater.</hi> </speaker> <p>Schon Ein Ding wuͤrde den Un-<lb/> terſchied machen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Ganz recht.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Vater.</hi> </speaker> <p>In einer Realitaͤt ſetzen Sie<lb/> Etwas.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Eine Realitaͤt iſt eine Eins,<lb/> das Gegentheil eine Nulle.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Vater.</hi> </speaker> <p>Wenn Sie alſo zwey Welten von<lb/> einander unterſcheiden wollten, muͤßten Sie<lb/> in einer etwas annehmen, was in der an-<lb/> dern nicht waͤre. In dieſer waͤr eine Null,<lb/> eine Verneinung. In jener eine Eins. Rea-<lb/> litaͤten unterſcheidet man durch den Grad der-<lb/> ſelben, durch Groͤße und Schrancken. —</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Herr v. G.</hi> </speaker> <p>Koͤnnen denn nicht zwo Rari-<lb/> taͤten, oder Realitaͤten — ich wuͤnſchte ich<lb/> koͤnnte bey der Eins bleiben — allein es laͤßt<lb/> ſich nicht — koͤnnen nicht zwo Realitaͤten<lb/> von gleichem Grade in ihrer Beſchaffenheit<lb/> ſich von einander unterſcheiden?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#fr">Vater.</hi> </speaker> <p>Nein! denn eben hiedurch wuͤrd<lb/> in einer etwas ſeyn, was in der andern nicht<lb/> iſt; hier eine Eins, dort eine Nulle. Da<lb/> haben Sie den Mangel, den Zaun, die<lb/> Verneinung, und die Probe des Unterſchie-<lb/> des von Seiten des Grades —</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Herr</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [393/0405]
Vater. Schon Ein Ding wuͤrde den Un-
terſchied machen.
Herr v. G. Ganz recht.
Vater. In einer Realitaͤt ſetzen Sie
Etwas.
Herr v. G. Eine Realitaͤt iſt eine Eins,
das Gegentheil eine Nulle.
Vater. Wenn Sie alſo zwey Welten von
einander unterſcheiden wollten, muͤßten Sie
in einer etwas annehmen, was in der an-
dern nicht waͤre. In dieſer waͤr eine Null,
eine Verneinung. In jener eine Eins. Rea-
litaͤten unterſcheidet man durch den Grad der-
ſelben, durch Groͤße und Schrancken. —
Herr v. G. Koͤnnen denn nicht zwo Rari-
taͤten, oder Realitaͤten — ich wuͤnſchte ich
koͤnnte bey der Eins bleiben — allein es laͤßt
ſich nicht — koͤnnen nicht zwo Realitaͤten
von gleichem Grade in ihrer Beſchaffenheit
ſich von einander unterſcheiden?
Vater. Nein! denn eben hiedurch wuͤrd
in einer etwas ſeyn, was in der andern nicht
iſt; hier eine Eins, dort eine Nulle. Da
haben Sie den Mangel, den Zaun, die
Verneinung, und die Probe des Unterſchie-
des von Seiten des Grades —
Herr
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/405 |
Zitationshilfe: | Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/405>, abgerufen am 08.07.2024. |