Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
Ich. Wenn wir so mit dem Feu'r um-
springen könnten, Vater! wenn wir so die
Sonne, wie ein Caminfeu'r, ansehen, und wär
sie näher, heran treten könnten, ohne von
der Flamme ergriffen zu werden --
Vater. Die offenbare See --
Ich. Ich möcht mich doch da eher baden,
als die Hände dicht am Sonnencamin wär-
men. Was auf der Erde ist, gehört uns,
hast du mich gelehrt --
Vater. Das erste Feu'r auf der Erde
muß eine schreckliche Wirckung auf Mensch
und Vieh gemacht haben. Ein Blitz schlug's
vielleicht an, und die Menschen unterhielten
ein heiliges Feu'r, des sich jedes bediente, bis
sichs jedes selbst anschlagen lernte. Der
Mensch hat sich ohne Zweifel vorgestellt, die
Sonne wäre herabgekommen und wandele
unter uns --
Ich. Eine große Vorstellung!
Vater. Ich vergeb den Heiden, daß sie
die Sonne angebetet. Sie ist eins von den
großen Lichtern, die im Saal Gottes bren-
nen. Wir haben sie noch so ziemlich aus der
ersten Hand; in wenig Minuten ist der Strahl
auf der Erde. --

Ich.
Ich. Wenn wir ſo mit dem Feu’r um-
ſpringen koͤnnten, Vater! wenn wir ſo die
Sonne, wie ein Caminfeu’r, anſehen, und waͤr
ſie naͤher, heran treten koͤnnten, ohne von
der Flamme ergriffen zu werden —
Vater. Die offenbare See —
Ich. Ich moͤcht mich doch da eher baden,
als die Haͤnde dicht am Sonnencamin waͤr-
men. Was auf der Erde iſt, gehoͤrt uns,
haſt du mich gelehrt —
Vater. Das erſte Feu’r auf der Erde
muß eine ſchreckliche Wirckung auf Menſch
und Vieh gemacht haben. Ein Blitz ſchlug’s
vielleicht an, und die Menſchen unterhielten
ein heiliges Feu’r, des ſich jedes bediente, bis
ſichs jedes ſelbſt anſchlagen lernte. Der
Menſch hat ſich ohne Zweifel vorgeſtellt, die
Sonne waͤre herabgekommen und wandele
unter uns —
Ich. Eine große Vorſtellung!
Vater. Ich vergeb den Heiden, daß ſie
die Sonne angebetet. Sie iſt eins von den
großen Lichtern, die im Saal Gottes bren-
nen. Wir haben ſie noch ſo ziemlich aus der
erſten Hand; in wenig Minuten iſt der Strahl
auf der Erde. —

Ich.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0372" n="360"/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ich.</hi> </speaker>
            <p>Wenn wir &#x017F;o mit dem Feu&#x2019;r um-<lb/>
&#x017F;pringen ko&#x0364;nnten, Vater! wenn wir &#x017F;o die<lb/>
Sonne, wie ein Caminfeu&#x2019;r, an&#x017F;ehen, und wa&#x0364;r<lb/>
&#x017F;ie na&#x0364;her, heran treten ko&#x0364;nnten, ohne von<lb/>
der Flamme ergriffen zu werden &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Vater.</hi> </speaker>
            <p>Die offenbare See &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ich.</hi> </speaker>
            <p>Ich mo&#x0364;cht mich doch da eher baden,<lb/>
als die Ha&#x0364;nde dicht am Sonnencamin wa&#x0364;r-<lb/>
men. Was auf der Erde i&#x017F;t, geho&#x0364;rt uns,<lb/>
ha&#x017F;t du mich gelehrt &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Vater.</hi> </speaker>
            <p>Das er&#x017F;te Feu&#x2019;r auf der Erde<lb/>
muß eine &#x017F;chreckliche Wirckung auf Men&#x017F;ch<lb/>
und Vieh gemacht haben. Ein Blitz &#x017F;chlug&#x2019;s<lb/>
vielleicht an, und die Men&#x017F;chen unterhielten<lb/>
ein heiliges Feu&#x2019;r, des &#x017F;ich jedes bediente, bis<lb/>
&#x017F;ichs jedes &#x017F;elb&#x017F;t an&#x017F;chlagen lernte. Der<lb/>
Men&#x017F;ch hat &#x017F;ich ohne Zweifel vorge&#x017F;tellt, die<lb/>
Sonne wa&#x0364;re herabgekommen und wandele<lb/>
unter uns &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ich.</hi> </speaker>
            <p>Eine große Vor&#x017F;tellung!</p>
          </sp><lb/>
          <sp>
            <speaker> <hi rendition="#fr">Vater.</hi> </speaker>
            <p>Ich vergeb den Heiden, daß &#x017F;ie<lb/>
die Sonne angebetet. Sie i&#x017F;t eins von den<lb/>
großen Lichtern, die im Saal Gottes bren-<lb/>
nen. Wir haben &#x017F;ie noch &#x017F;o ziemlich aus der<lb/>
er&#x017F;ten Hand; in wenig Minuten i&#x017F;t der Strahl<lb/>
auf der Erde. &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Ich.</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[360/0372] Ich. Wenn wir ſo mit dem Feu’r um- ſpringen koͤnnten, Vater! wenn wir ſo die Sonne, wie ein Caminfeu’r, anſehen, und waͤr ſie naͤher, heran treten koͤnnten, ohne von der Flamme ergriffen zu werden — Vater. Die offenbare See — Ich. Ich moͤcht mich doch da eher baden, als die Haͤnde dicht am Sonnencamin waͤr- men. Was auf der Erde iſt, gehoͤrt uns, haſt du mich gelehrt — Vater. Das erſte Feu’r auf der Erde muß eine ſchreckliche Wirckung auf Menſch und Vieh gemacht haben. Ein Blitz ſchlug’s vielleicht an, und die Menſchen unterhielten ein heiliges Feu’r, des ſich jedes bediente, bis ſichs jedes ſelbſt anſchlagen lernte. Der Menſch hat ſich ohne Zweifel vorgeſtellt, die Sonne waͤre herabgekommen und wandele unter uns — Ich. Eine große Vorſtellung! Vater. Ich vergeb den Heiden, daß ſie die Sonne angebetet. Sie iſt eins von den großen Lichtern, die im Saal Gottes bren- nen. Wir haben ſie noch ſo ziemlich aus der erſten Hand; in wenig Minuten iſt der Strahl auf der Erde. — Ich.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/372
Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/372>, abgerufen am 18.05.2024.