Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778. Ich. Das war gebetet. Vater. Amen. Ich. Viel Leute schämen sich, den lieben Gott auszusprechen. Sie sagen: der Himmel. Ich sag ja nicht Mitau, wenn ich den Herzog meine. Einige sagen: die Vorsicht, das sind mir schon die rechten, nicht wahr, Vater? Vater. Nicht immer wahr. Da muß man sehr duldend seyn. Ich sage gern, herz- lich gern heraus: Gott, mein Gott, und freu mich, daß ichs nach meiner Religion darf. Andere Leute mögen andere Weisen haben. Mann nennt offt nach der Hauptstadt den Hoff, der Wienerhoff -- ich werd bey mei- ner Weise bleiben. Ich. Und ich auch in Ewigkeit. Vater. Eine Nacht gewacht macht mun- ter. Wir werden beid' einen herrlichen Tag haben. Ich. Ich dacht' es wäre des ersten Aus- flugs wegen. Der erste Ausflug aus dem Neste muß Alten und Jungen was ange- nehmes seyn. Du verstehst mich -- nach dem lieben Gott bist du mein Vater. Vater. Sey gut Alexander, und das wirst du seyn, wenn du Gott von Herzen Vater nennst. Vater.
Ich. Das war gebetet. Vater. Amen. Ich. Viel Leute ſchaͤmen ſich, den lieben Gott auszuſprechen. Sie ſagen: der Himmel. Ich ſag ja nicht Mitau, wenn ich den Herzog meine. Einige ſagen: die Vorſicht, das ſind mir ſchon die rechten, nicht wahr, Vater? Vater. Nicht immer wahr. Da muß man ſehr duldend ſeyn. Ich ſage gern, herz- lich gern heraus: Gott, mein Gott, und freu mich, daß ichs nach meiner Religion darf. Andere Leute moͤgen andere Weiſen haben. Mann nennt offt nach der Hauptſtadt den Hoff, der Wienerhoff — ich werd bey mei- ner Weiſe bleiben. Ich. Und ich auch in Ewigkeit. Vater. Eine Nacht gewacht macht mun- ter. Wir werden beid’ einen herrlichen Tag haben. Ich. Ich dacht’ es waͤre des erſten Aus- flugs wegen. Der erſte Ausflug aus dem Neſte muß Alten und Jungen was ange- nehmes ſeyn. Du verſtehſt mich — nach dem lieben Gott biſt du mein Vater. Vater. Sey gut Alexander, und das wirſt du ſeyn, wenn du Gott von Herzen Vater nennſt. Vater.
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Ich. Das war gebetet.
Vater. Amen.
Ich. Viel Leute ſchaͤmen ſich, den lieben
Gott auszuſprechen. Sie ſagen: der Himmel.
Ich ſag ja nicht Mitau, wenn ich den Herzog
meine. Einige ſagen: die Vorſicht, das ſind
mir ſchon die rechten, nicht wahr, Vater?
Vater. Nicht immer wahr. Da muß
man ſehr duldend ſeyn. Ich ſage gern, herz-
lich gern heraus: Gott, mein Gott, und freu
mich, daß ichs nach meiner Religion darf.
Andere Leute moͤgen andere Weiſen haben.
Mann nennt offt nach der Hauptſtadt den
Hoff, der Wienerhoff — ich werd bey mei-
ner Weiſe bleiben.
Ich. Und ich auch in Ewigkeit.
Vater. Eine Nacht gewacht macht mun-
ter. Wir werden beid’ einen herrlichen Tag
haben.
Ich. Ich dacht’ es waͤre des erſten Aus-
flugs wegen. Der erſte Ausflug aus dem
Neſte muß Alten und Jungen was ange-
nehmes ſeyn. Du verſtehſt mich — nach
dem lieben Gott biſt du mein Vater.
Vater. Sey gut Alexander, und das wirſt
du ſeyn, wenn du Gott von Herzen Vater
nennſt.
Vater.
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