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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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erwerben sich Almosen, der nicht immer ein
Stück Brodt und ein Vierting ist, sondern
auch ein Bückling ein Ehrenwort seyn kann
"das ist ein frommer Mann." Es hat
weise Heiden gegeben, die dafür hielten, man
solte laut beten, damit Gott nicht mit un-
klugen Bitten belästiget würde; allein die
Herren mögen es mir verzeihen. Gott ist
unser Vater, und wir können ihm alles sa-
gen. Wir bleiben gegen ihn bis ans Ende
kleine Kinder. Wir sollen Gott lieben! Liebe
ohne Aufopferung von der geliebten Seite ist
schwer zu dencken. Gott opfert sich, wenn er
uns Gutes thut, nicht auf. Es kostet ihm
keine Mühe, wenn er Früh- und Spätregen,
und fruchtbare Zeiten giebt, wenn er uns
die Hand reicht. Es wär' also nur Ehrfurcht,
was wir gegen ihn hätten, wenn wir nicht
beten dörften. Das Gebet hilft uns zu einer
Liebe, die anders ist, als alle Lieben in der
Welt. Christus hat die Lehre vom Gebet
so vortrefflich abgehandelt -- Betet im
Glauben, bestimmt nicht: laßts Gott über.
Plappert nicht, betet im Kämmerlein --
Mein Vater betete das Vater unser, und sah zum
Fenster, und ich betete mit, wir beteten sehr
laut.

Ich.
Z 4
erwerben ſich Almoſen, der nicht immer ein
Stuͤck Brodt und ein Vierting iſt, ſondern
auch ein Buͤckling ein Ehrenwort ſeyn kann
„das iſt ein frommer Mann.„ Es hat
weiſe Heiden gegeben, die dafuͤr hielten, man
ſolte laut beten, damit Gott nicht mit un-
klugen Bitten belaͤſtiget wuͤrde; allein die
Herren moͤgen es mir verzeihen. Gott iſt
unſer Vater, und wir koͤnnen ihm alles ſa-
gen. Wir bleiben gegen ihn bis ans Ende
kleine Kinder. Wir ſollen Gott lieben! Liebe
ohne Aufopferung von der geliebten Seite iſt
ſchwer zu dencken. Gott opfert ſich, wenn er
uns Gutes thut, nicht auf. Es koſtet ihm
keine Muͤhe, wenn er Fruͤh- und Spaͤtregen,
und fruchtbare Zeiten giebt, wenn er uns
die Hand reicht. Es waͤr’ alſo nur Ehrfurcht,
was wir gegen ihn haͤtten, wenn wir nicht
beten doͤrften. Das Gebet hilft uns zu einer
Liebe, die anders iſt, als alle Lieben in der
Welt. Chriſtus hat die Lehre vom Gebet
ſo vortrefflich abgehandelt — Betet im
Glauben, beſtimmt nicht: laßts Gott uͤber.
Plappert nicht, betet im Kaͤmmerlein —
Mein Vater betete das Vater unſer, und ſah zum
Fenſter, und ich betete mit, wir beteten ſehr
laut.

Ich.
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[357/0369] erwerben ſich Almoſen, der nicht immer ein Stuͤck Brodt und ein Vierting iſt, ſondern auch ein Buͤckling ein Ehrenwort ſeyn kann „das iſt ein frommer Mann.„ Es hat weiſe Heiden gegeben, die dafuͤr hielten, man ſolte laut beten, damit Gott nicht mit un- klugen Bitten belaͤſtiget wuͤrde; allein die Herren moͤgen es mir verzeihen. Gott iſt unſer Vater, und wir koͤnnen ihm alles ſa- gen. Wir bleiben gegen ihn bis ans Ende kleine Kinder. Wir ſollen Gott lieben! Liebe ohne Aufopferung von der geliebten Seite iſt ſchwer zu dencken. Gott opfert ſich, wenn er uns Gutes thut, nicht auf. Es koſtet ihm keine Muͤhe, wenn er Fruͤh- und Spaͤtregen, und fruchtbare Zeiten giebt, wenn er uns die Hand reicht. Es waͤr’ alſo nur Ehrfurcht, was wir gegen ihn haͤtten, wenn wir nicht beten doͤrften. Das Gebet hilft uns zu einer Liebe, die anders iſt, als alle Lieben in der Welt. Chriſtus hat die Lehre vom Gebet ſo vortrefflich abgehandelt — Betet im Glauben, beſtimmt nicht: laßts Gott uͤber. Plappert nicht, betet im Kaͤmmerlein — Mein Vater betete das Vater unſer, und ſah zum Fenſter, und ich betete mit, wir beteten ſehr laut. Ich. Z 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/369>, abgerufen am 27.11.2024.