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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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das Pastorat versammeltest, und Vom Himmel
hoch da komm ich her
etc. anstimmen ließ'st --
wie du dieses arme Volk, das seiner Som-
mergesellschaft am Ende ähnlich wird, zu christ-
lichen Schäfern
verschönertest, und in ihnen
vor der ganzen Gemeine eine Licht anzündetest,
so, daß jedes, auch im Weynachten, Achtung
für den Hirten hatte, da er, nach dem Laufe
der Natur, am wenigsten gilt.

Deine Wörter hahn, stahn, lahn, sollen
mir beßer klingen, als die weichlichen Worte der
schwelgenden Poesie. Dein Tittel: Weib Lo-
besan,
den du dir selbst beygeleget hast, ist
köstlicher als alle Welttittel. Ich will weit
eher in den Vorhöfen des Herrn in der Halle
wohnen, wozu dir dein Schutzgeist den
Schlüßel für dich und deine Nachkommen
gab, als in den Pallästen der Gottlosen!
Deine alten Worte: Wolgemut, fürbas, und
pflag, und traun! und schier! bezeichnen
mir die Einfalt der Alten der güldenen Zeit,
da die Menschen Gottes Nachbaren vorstel-
ten, ihm übern Zaun in seinen Himmel sahen,
vor ihm wandelten und fromm waren, und
wie solt' ich diesen Kern gegen den Prunk die-
ses versilbert blechernen Jahrhunderts vertau-
schen? -- Am Ende, wenn mir die Gedan-

cken

das Paſtorat verſammelteſt, und Vom Himmel
hoch da komm ich her
ꝛc. anſtimmen ließ’ſt —
wie du dieſes arme Volk, das ſeiner Som-
mergeſellſchaft am Ende aͤhnlich wird, zu chriſt-
lichen Schaͤfern
verſchoͤnerteſt, und in ihnen
vor der ganzen Gemeine eine Licht anzuͤndeteſt,
ſo, daß jedes, auch im Weynachten, Achtung
fuͤr den Hirten hatte, da er, nach dem Laufe
der Natur, am wenigſten gilt.

Deine Woͤrter hahn, ſtahn, lahn, ſollen
mir beßer klingen, als die weichlichen Worte der
ſchwelgenden Poeſie. Dein Tittel: Weib Lo-
beſan,
den du dir ſelbſt beygeleget haſt, iſt
koͤſtlicher als alle Welttittel. Ich will weit
eher in den Vorhoͤfen des Herrn in der Halle
wohnen, wozu dir dein Schutzgeiſt den
Schluͤßel fuͤr dich und deine Nachkommen
gab, als in den Pallaͤſten der Gottloſen!
Deine alten Worte: Wolgemut, fuͤrbas, und
pflag, und traun! und ſchier! bezeichnen
mir die Einfalt der Alten der guͤldenen Zeit,
da die Menſchen Gottes Nachbaren vorſtel-
ten, ihm uͤbern Zaun in ſeinen Himmel ſahen,
vor ihm wandelten und fromm waren, und
wie ſolt’ ich dieſen Kern gegen den Prunk die-
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ſchen? — Am Ende, wenn mir die Gedan-

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[346/0358] das Paſtorat verſammelteſt, und Vom Himmel hoch da komm ich her ꝛc. anſtimmen ließ’ſt — wie du dieſes arme Volk, das ſeiner Som- mergeſellſchaft am Ende aͤhnlich wird, zu chriſt- lichen Schaͤfern verſchoͤnerteſt, und in ihnen vor der ganzen Gemeine eine Licht anzuͤndeteſt, ſo, daß jedes, auch im Weynachten, Achtung fuͤr den Hirten hatte, da er, nach dem Laufe der Natur, am wenigſten gilt. Deine Woͤrter hahn, ſtahn, lahn, ſollen mir beßer klingen, als die weichlichen Worte der ſchwelgenden Poeſie. Dein Tittel: Weib Lo- beſan, den du dir ſelbſt beygeleget haſt, iſt koͤſtlicher als alle Welttittel. Ich will weit eher in den Vorhoͤfen des Herrn in der Halle wohnen, wozu dir dein Schutzgeiſt den Schluͤßel fuͤr dich und deine Nachkommen gab, als in den Pallaͤſten der Gottloſen! Deine alten Worte: Wolgemut, fuͤrbas, und pflag, und traun! und ſchier! bezeichnen mir die Einfalt der Alten der guͤldenen Zeit, da die Menſchen Gottes Nachbaren vorſtel- ten, ihm uͤbern Zaun in ſeinen Himmel ſahen, vor ihm wandelten und fromm waren, und wie ſolt’ ich dieſen Kern gegen den Prunk die- ſes verſilbert blechernen Jahrhunderts vertau- ſchen? — Am Ende, wenn mir die Gedan- cken

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/358>, abgerufen am 23.11.2024.