das Pastorat versammeltest, und Vom Himmel hoch da komm ich her etc. anstimmen ließ'st -- wie du dieses arme Volk, das seiner Som- mergesellschaft am Ende ähnlich wird, zu christ- lichen Schäfern verschönertest, und in ihnen vor der ganzen Gemeine eine Licht anzündetest, so, daß jedes, auch im Weynachten, Achtung für den Hirten hatte, da er, nach dem Laufe der Natur, am wenigsten gilt.
Deine Wörter hahn, stahn, lahn, sollen mir beßer klingen, als die weichlichen Worte der schwelgenden Poesie. Dein Tittel: Weib Lo- besan, den du dir selbst beygeleget hast, ist köstlicher als alle Welttittel. Ich will weit eher in den Vorhöfen des Herrn in der Halle wohnen, wozu dir dein Schutzgeist den Schlüßel für dich und deine Nachkommen gab, als in den Pallästen der Gottlosen! Deine alten Worte: Wolgemut, fürbas, und pflag, und traun! und schier! bezeichnen mir die Einfalt der Alten der güldenen Zeit, da die Menschen Gottes Nachbaren vorstel- ten, ihm übern Zaun in seinen Himmel sahen, vor ihm wandelten und fromm waren, und wie solt' ich diesen Kern gegen den Prunk die- ses versilbert blechernen Jahrhunderts vertau- schen? -- Am Ende, wenn mir die Gedan-
cken
das Paſtorat verſammelteſt, und Vom Himmel hoch da komm ich her ꝛc. anſtimmen ließ’ſt — wie du dieſes arme Volk, das ſeiner Som- mergeſellſchaft am Ende aͤhnlich wird, zu chriſt- lichen Schaͤfern verſchoͤnerteſt, und in ihnen vor der ganzen Gemeine eine Licht anzuͤndeteſt, ſo, daß jedes, auch im Weynachten, Achtung fuͤr den Hirten hatte, da er, nach dem Laufe der Natur, am wenigſten gilt.
Deine Woͤrter hahn, ſtahn, lahn, ſollen mir beßer klingen, als die weichlichen Worte der ſchwelgenden Poeſie. Dein Tittel: Weib Lo- beſan, den du dir ſelbſt beygeleget haſt, iſt koͤſtlicher als alle Welttittel. Ich will weit eher in den Vorhoͤfen des Herrn in der Halle wohnen, wozu dir dein Schutzgeiſt den Schluͤßel fuͤr dich und deine Nachkommen gab, als in den Pallaͤſten der Gottloſen! Deine alten Worte: Wolgemut, fuͤrbas, und pflag, und traun! und ſchier! bezeichnen mir die Einfalt der Alten der guͤldenen Zeit, da die Menſchen Gottes Nachbaren vorſtel- ten, ihm uͤbern Zaun in ſeinen Himmel ſahen, vor ihm wandelten und fromm waren, und wie ſolt’ ich dieſen Kern gegen den Prunk die- ſes verſilbert blechernen Jahrhunderts vertau- ſchen? — Am Ende, wenn mir die Gedan-
cken
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0358"n="346"/>
das Paſtorat verſammelteſt, und <hirendition="#fr">Vom Himmel<lb/>
hoch da komm ich her</hi>ꝛc. anſtimmen ließ’ſt —<lb/>
wie du dieſes arme Volk, das ſeiner Som-<lb/>
mergeſellſchaft am Ende aͤhnlich wird, zu <hirendition="#fr">chriſt-<lb/>
lichen Schaͤfern</hi> verſchoͤnerteſt, und in ihnen<lb/>
vor der ganzen Gemeine eine Licht anzuͤndeteſt,<lb/>ſo, daß jedes, auch im Weynachten, Achtung<lb/>
fuͤr den Hirten hatte, da er, nach dem Laufe<lb/>
der Natur, am wenigſten gilt.</p><lb/><p>Deine Woͤrter <hirendition="#fr">hahn, ſtahn, lahn,</hi>ſollen<lb/>
mir beßer klingen, als die weichlichen Worte der<lb/>ſchwelgenden Poeſie. Dein Tittel: <hirendition="#fr">Weib Lo-<lb/>
beſan,</hi> den du dir ſelbſt beygeleget haſt, iſt<lb/>
koͤſtlicher als alle Welttittel. Ich will weit<lb/>
eher in den Vorhoͤfen des Herrn in der Halle<lb/>
wohnen, wozu dir dein Schutzgeiſt den<lb/>
Schluͤßel fuͤr dich und deine Nachkommen<lb/>
gab, als in den Pallaͤſten der Gottloſen!<lb/>
Deine alten Worte: <hirendition="#fr">Wolgemut, fuͤrbas,</hi> und<lb/><hirendition="#fr">pflag,</hi> und <hirendition="#fr">traun!</hi> und <hirendition="#fr">ſchier!</hi> bezeichnen<lb/>
mir die Einfalt der Alten der guͤldenen Zeit,<lb/>
da die Menſchen Gottes Nachbaren vorſtel-<lb/>
ten, ihm uͤbern Zaun in ſeinen Himmel ſahen,<lb/>
vor ihm wandelten und fromm waren, und<lb/>
wie ſolt’ ich dieſen Kern gegen den Prunk die-<lb/>ſes verſilbert blechernen Jahrhunderts vertau-<lb/>ſchen? — Am Ende, wenn mir die Gedan-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">cken</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[346/0358]
das Paſtorat verſammelteſt, und Vom Himmel
hoch da komm ich her ꝛc. anſtimmen ließ’ſt —
wie du dieſes arme Volk, das ſeiner Som-
mergeſellſchaft am Ende aͤhnlich wird, zu chriſt-
lichen Schaͤfern verſchoͤnerteſt, und in ihnen
vor der ganzen Gemeine eine Licht anzuͤndeteſt,
ſo, daß jedes, auch im Weynachten, Achtung
fuͤr den Hirten hatte, da er, nach dem Laufe
der Natur, am wenigſten gilt.
Deine Woͤrter hahn, ſtahn, lahn, ſollen
mir beßer klingen, als die weichlichen Worte der
ſchwelgenden Poeſie. Dein Tittel: Weib Lo-
beſan, den du dir ſelbſt beygeleget haſt, iſt
koͤſtlicher als alle Welttittel. Ich will weit
eher in den Vorhoͤfen des Herrn in der Halle
wohnen, wozu dir dein Schutzgeiſt den
Schluͤßel fuͤr dich und deine Nachkommen
gab, als in den Pallaͤſten der Gottloſen!
Deine alten Worte: Wolgemut, fuͤrbas, und
pflag, und traun! und ſchier! bezeichnen
mir die Einfalt der Alten der guͤldenen Zeit,
da die Menſchen Gottes Nachbaren vorſtel-
ten, ihm uͤbern Zaun in ſeinen Himmel ſahen,
vor ihm wandelten und fromm waren, und
wie ſolt’ ich dieſen Kern gegen den Prunk die-
ſes verſilbert blechernen Jahrhunderts vertau-
ſchen? — Am Ende, wenn mir die Gedan-
cken
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/358>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.