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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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aus dem Herzen kommt, geht wieder zu Her-
zen. Was aus dem Munde kommt, geht
wieder in den Mund. Was aus dem Con-
cept kommt, geht ins Concept, und was aus
dem Buche, ins Buch. Ende gut, alles
gut! Ich werde dir nicht erscheinen mein
Kind! wenn ich heimgehe? es würde dir
und mir beschwerlich seyn: allein ich komme
dir gewis entgegen. Der Herr sey mit dir
im Leben, und wenn du leidest, und wenn du
stirbst. Gehts mit dir zum Ende, sey es
mit dem Schluß deines Lebens, wie mit dem
Jahresschluß, wo die Tage kurz sind! --
Des Abends muß man einen schönen Tag
loben. Amen, das heißt: Ja, ja, es soll
also geschehn! Amen ist des lieben Gottes
großes Siegel, und der Frommen Zuversicht.
Ich beschwöre dich beym Amen, daß du diese
Regeln aufbehältst und sie befolgest, und sie
alle Viertheil Jahr liesest, und vor der Le-
sung singst:
O Gott, du frommer Gott.
und nach der Lesung:
Gros ist Herr deine Güte. Amen!
Dies war der Abschied, den meine Mutter von
mir schriftlich nahm, wie sie ihn auch gern

vom

aus dem Herzen kommt, geht wieder zu Her-
zen. Was aus dem Munde kommt, geht
wieder in den Mund. Was aus dem Con-
cept kommt, geht ins Concept, und was aus
dem Buche, ins Buch. Ende gut, alles
gut! Ich werde dir nicht erſcheinen mein
Kind! wenn ich heimgehe? es wuͤrde dir
und mir beſchwerlich ſeyn: allein ich komme
dir gewis entgegen. Der Herr ſey mit dir
im Leben, und wenn du leideſt, und wenn du
ſtirbſt. Gehts mit dir zum Ende, ſey es
mit dem Schluß deines Lebens, wie mit dem
Jahresſchluß, wo die Tage kurz ſind! —
Des Abends muß man einen ſchoͤnen Tag
loben. Amen, das heißt: Ja, ja, es ſoll
alſo geſchehn! Amen iſt des lieben Gottes
großes Siegel, und der Frommen Zuverſicht.
Ich beſchwoͤre dich beym Amen, daß du dieſe
Regeln aufbehaͤltſt und ſie befolgeſt, und ſie
alle Viertheil Jahr lieſeſt, und vor der Le-
ſung ſingſt:
O Gott, du frommer Gott.
und nach der Leſung:
Gros iſt Herr deine Guͤte. Amen!
Dies war der Abſchied, den meine Mutter von
mir ſchriftlich nahm, wie ſie ihn auch gern

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[344/0356] aus dem Herzen kommt, geht wieder zu Her- zen. Was aus dem Munde kommt, geht wieder in den Mund. Was aus dem Con- cept kommt, geht ins Concept, und was aus dem Buche, ins Buch. Ende gut, alles gut! Ich werde dir nicht erſcheinen mein Kind! wenn ich heimgehe? es wuͤrde dir und mir beſchwerlich ſeyn: allein ich komme dir gewis entgegen. Der Herr ſey mit dir im Leben, und wenn du leideſt, und wenn du ſtirbſt. Gehts mit dir zum Ende, ſey es mit dem Schluß deines Lebens, wie mit dem Jahresſchluß, wo die Tage kurz ſind! — Des Abends muß man einen ſchoͤnen Tag loben. Amen, das heißt: Ja, ja, es ſoll alſo geſchehn! Amen iſt des lieben Gottes großes Siegel, und der Frommen Zuverſicht. Ich beſchwoͤre dich beym Amen, daß du dieſe Regeln aufbehaͤltſt und ſie befolgeſt, und ſie alle Viertheil Jahr lieſeſt, und vor der Le- ſung ſingſt: O Gott, du frommer Gott. und nach der Leſung: Gros iſt Herr deine Guͤte. Amen! Dies war der Abſchied, den meine Mutter von mir ſchriftlich nahm, wie ſie ihn auch gern vom

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/356>, abgerufen am 16.06.2024.