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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Edle Einfalt war beym Anfang der Welt,
und wird, wie ich nach der Liebe hoffe, bey
der Welt Ende seyn. Eine Heerde und Ein
Hirte. Lobe nicht Leute, die nicht lobens-
würdig sind. Ein Thor denckt nie beym un-
verdienten Lobe: "weißt du nicht, daß dich
"Gottes Güte zur Buße leite"
Falsche
Freunde sind Schwalben, die nur des Sommers
da sind. Sonnenuhren, die nur brauchbar sind,
so lang die Sonne scheint. Der Mensch
geht in dieser Welt in die Schule beym lie-
ben Gott. Der Tod befördert ihn zur Aka-
demie. So wie du gewartet hast, ehe dir
das Licht angezündet ward; so wart auch,
biß es ausbrennt, oder ausgelöscht wird,
und denck an die Sonne der Gerechtigkeit,
die nach der Zeit über deinem Haupt aufge-
het, ohne unterzugehen in Ewigkeit. Der
Herr wird uns erlösen von allem Uebel, und
aushelfen zu seinem ewigen himmlischen
Reich, denn sein ist das Reich, und die Kraft,
und die Herrlichkeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit
Amen. Wir sterben lieber in jeder Stunde,
als daß wir die Hofnung aufgeben solten:
wir halten täglich mehr aus, als den Tod, um
der Hofnung willen noch länger zu leben,
und müßen doch einmal recht aus dem Grun-

de
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Edle Einfalt war beym Anfang der Welt,
und wird, wie ich nach der Liebe hoffe, bey
der Welt Ende ſeyn. Eine Heerde und Ein
Hirte. Lobe nicht Leute, die nicht lobens-
wuͤrdig ſind. Ein Thor denckt nie beym un-
verdienten Lobe: „weißt du nicht, daß dich
„Gottes Guͤte zur Buße leite„
Falſche
Freunde ſind Schwalben, die nur des Sommers
da ſind. Sonnenuhren, die nur brauchbar ſind,
ſo lang die Sonne ſcheint. Der Menſch
geht in dieſer Welt in die Schule beym lie-
ben Gott. Der Tod befoͤrdert ihn zur Aka-
demie. So wie du gewartet haſt, ehe dir
das Licht angezuͤndet ward; ſo wart auch,
biß es ausbrennt, oder ausgeloͤſcht wird,
und denck an die Sonne der Gerechtigkeit,
die nach der Zeit uͤber deinem Haupt aufge-
het, ohne unterzugehen in Ewigkeit. Der
Herr wird uns erloͤſen von allem Uebel, und
aushelfen zu ſeinem ewigen himmliſchen
Reich, denn ſein iſt das Reich, und die Kraft,
und die Herrlichkeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit
Amen. Wir ſterben lieber in jeder Stunde,
als daß wir die Hofnung aufgeben ſolten:
wir halten taͤglich mehr aus, als den Tod, um
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und muͤßen doch einmal recht aus dem Grun-

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[339/0351] Edle Einfalt war beym Anfang der Welt, und wird, wie ich nach der Liebe hoffe, bey der Welt Ende ſeyn. Eine Heerde und Ein Hirte. Lobe nicht Leute, die nicht lobens- wuͤrdig ſind. Ein Thor denckt nie beym un- verdienten Lobe: „weißt du nicht, daß dich „Gottes Guͤte zur Buße leite„ Falſche Freunde ſind Schwalben, die nur des Sommers da ſind. Sonnenuhren, die nur brauchbar ſind, ſo lang die Sonne ſcheint. Der Menſch geht in dieſer Welt in die Schule beym lie- ben Gott. Der Tod befoͤrdert ihn zur Aka- demie. So wie du gewartet haſt, ehe dir das Licht angezuͤndet ward; ſo wart auch, biß es ausbrennt, oder ausgeloͤſcht wird, und denck an die Sonne der Gerechtigkeit, die nach der Zeit uͤber deinem Haupt aufge- het, ohne unterzugehen in Ewigkeit. Der Herr wird uns erloͤſen von allem Uebel, und aushelfen zu ſeinem ewigen himmliſchen Reich, denn ſein iſt das Reich, und die Kraft, und die Herrlichkeit, von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen. Wir ſterben lieber in jeder Stunde, als daß wir die Hofnung aufgeben ſolten: wir halten taͤglich mehr aus, als den Tod, um der Hofnung willen noch laͤnger zu leben, und muͤßen doch einmal recht aus dem Grun- de Y 3

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/351>, abgerufen am 17.06.2024.