Thu wie ein Kind und lege dich in Gottes Vaterarme, und laß nicht nach, bis daß er sich dein väterlich erbarme; so wird er dich durch seinen Geist, auf Wegen, die du jetzt nicht weißt, nach wohlgehaltnem Singen aus allen Sorgen bringen.
Im Liede steht Ringen anstatt singen. Wer wird indeßen meiner Mutter diese Aenderung verdencken? Lieber hätte sie, das weiß ich, nach wohlgehaltenem Tackte gesungen, sie mußt' aber den Reim bedencken.
Sie schloß in Prosa mit wiederhohlent- lichem Amen, Amen.
Nach dieser Erzählung und diesen müt- terlichen Wünschen laß sie mir einen Aufsatz vor, den zum größten Theil ihr Vater für ihren Bruder aufgesetzt hatte, welcher aber in der Kinderlehre geblieben, wie sie sich aus- druckte. Vieles, sagte sie, ist deines Vaters, das meiste gehört mir. Ich will es meinen Lesern zum Besten von mächtiger zu mäch- tiger Stäte, von treuen zu treuen Händen mittheilen.
Noch
und nach dieſer Strophe:
Thu wie ein Kind und lege dich in Gottes Vaterarme, und laß nicht nach, bis daß er ſich dein vaͤterlich erbarme; ſo wird er dich durch ſeinen Geiſt, auf Wegen, die du jetzt nicht weißt, nach wohlgehaltnem Singen aus allen Sorgen bringen.
Im Liede ſteht Ringen anſtatt ſingen. Wer wird indeßen meiner Mutter dieſe Aenderung verdencken? Lieber haͤtte ſie, das weiß ich, nach wohlgehaltenem Tackte geſungen, ſie mußt’ aber den Reim bedencken.
Sie ſchloß in Proſa mit wiederhohlent- lichem Amen, Amen.
Nach dieſer Erzaͤhlung und dieſen muͤt- terlichen Wuͤnſchen laß ſie mir einen Aufſatz vor, den zum groͤßten Theil ihr Vater fuͤr ihren Bruder aufgeſetzt hatte, welcher aber in der Kinderlehre geblieben, wie ſie ſich aus- druckte. Vieles, ſagte ſie, iſt deines Vaters, das meiſte gehoͤrt mir. Ich will es meinen Leſern zum Beſten von maͤchtiger zu maͤch- tiger Staͤte, von treuen zu treuen Haͤnden mittheilen.
Noch
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und nach dieſer Strophe:
Thu wie ein Kind und lege dich
in Gottes Vaterarme,
und laß nicht nach, bis daß er ſich
dein vaͤterlich erbarme;
ſo wird er dich durch ſeinen Geiſt,
auf Wegen, die du jetzt nicht weißt,
nach wohlgehaltnem Singen
aus allen Sorgen bringen.
Im Liede ſteht Ringen anſtatt ſingen. Wer
wird indeßen meiner Mutter dieſe Aenderung
verdencken? Lieber haͤtte ſie, das weiß ich,
nach wohlgehaltenem Tackte geſungen, ſie
mußt’ aber den Reim bedencken.
Sie ſchloß in Proſa mit wiederhohlent-
lichem Amen, Amen.
Nach dieſer Erzaͤhlung und dieſen muͤt-
terlichen Wuͤnſchen laß ſie mir einen Aufſatz
vor, den zum groͤßten Theil ihr Vater fuͤr
ihren Bruder aufgeſetzt hatte, welcher aber
in der Kinderlehre geblieben, wie ſie ſich aus-
druckte. Vieles, ſagte ſie, iſt deines Vaters,
das meiſte gehoͤrt mir. Ich will es meinen
Leſern zum Beſten von maͤchtiger zu maͤch-
tiger Staͤte, von treuen zu treuen Haͤnden
mittheilen.
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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