nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet, eine Predigt gehalten hätte. In dieser Predigt, sagte meine Mutter, war so viel Salz und Schmalz, daß alles wie Schne- cken, wenn sich ein Blädchen rührt, die Hör- ner einzog. Sein blütübertragenes Herz bekam Luft, und er genas. Nach der Pre- digt ward das Lied: In dich hab ich gehoffet Herr, gesungen, welchem M. Jacob Daniel Ernst, in der Historischen Confecttafel, die rührende Befreiung des Herrn Andreas Steinberg, wolverdienten Pfarren zu Bu- din in Böhmen, zuschreibet, und wider wel- ches ich kein Wort habe, außer, daß mir der dritte Vers zu kriegerisch vorkommt.
Mein Gott und Schirmer steh mir bey, sei meine Burg, darinn ich frey und ritterlich mag streiten --
(Sie sang die drei letzten Strophen, die sich anfangen:)
Mir hat die Welt trüglich gericht't, mit Lügen und mit falschem Gedicht - viel Netz und heimlich Stricke; - -
Hätte es deinem lieben Vater gefallen, mich bey dieser Liederwahl zu Rathe zu zie- hen; so würden die Lieder einen eben so algemeinen Beyfall gefunden haben, als die
fanden,
nicht, ſo werdet ihr auch nicht gerichtet, eine Predigt gehalten haͤtte. In dieſer Predigt, ſagte meine Mutter, war ſo viel Salz und Schmalz, daß alles wie Schne- cken, wenn ſich ein Blaͤdchen ruͤhrt, die Hoͤr- ner einzog. Sein bluͤtuͤbertragenes Herz bekam Luft, und er genas. Nach der Pre- digt ward das Lied: In dich hab ich gehoffet Herr, geſungen, welchem M. Jacob Daniel Ernſt, in der Hiſtoriſchen Confecttafel, die ruͤhrende Befreiung des Herrn Andreas Steinberg, wolverdienten Pfarren zu Bu- din in Boͤhmen, zuſchreibet, und wider wel- ches ich kein Wort habe, außer, daß mir der dritte Vers zu kriegeriſch vorkommt.
Mein Gott und Schirmer ſteh mir bey, ſei meine Burg, darinn ich frey und ritterlich mag ſtreiten —
(Sie ſang die drei letzten Strophen, die ſich anfangen:)
Mir hat die Welt truͤglich gericht’t, mit Luͤgen und mit falſchem Gedicht ‒ viel Netz und heimlich Stricke; ‒ ‒
Haͤtte es deinem lieben Vater gefallen, mich bey dieſer Liederwahl zu Rathe zu zie- hen; ſo wuͤrden die Lieder einen eben ſo algemeinen Beyfall gefunden haben, als die
fanden,
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0296"n="284"/><hirendition="#fr">nicht, ſo werdet ihr auch nicht gerichtet,</hi><lb/>
eine Predigt gehalten haͤtte. In dieſer<lb/>
Predigt, ſagte meine Mutter, war ſo viel<lb/><hirendition="#fr">Salz</hi> und <hirendition="#fr">Schmalz,</hi> daß alles wie Schne-<lb/>
cken, wenn ſich ein Blaͤdchen ruͤhrt, die Hoͤr-<lb/>
ner einzog. Sein bluͤtuͤbertragenes Herz<lb/>
bekam Luft, und er genas. Nach der Pre-<lb/>
digt ward das Lied: <hirendition="#fr">In dich hab ich gehoffet<lb/>
Herr,</hi> geſungen, welchem M. <hirendition="#fr">Jacob Daniel<lb/>
Ernſt,</hi> in der <hirendition="#fr">Hiſtoriſchen Confecttafel, die</hi><lb/>
ruͤhrende Befreiung des Herrn Andreas<lb/>
Steinberg, wolverdienten Pfarren zu Bu-<lb/>
din in Boͤhmen, zuſchreibet, und wider wel-<lb/>
ches ich kein Wort habe, außer, daß mir der<lb/>
dritte Vers zu kriegeriſch vorkommt.</p><lb/><lgtype="poem"><l>Mein Gott und Schirmer ſteh mir bey,</l><lb/><l>ſei meine Burg, darinn ich frey</l><lb/><l>und ritterlich mag ſtreiten —</l></lg><lb/><p>(Sie ſang die drei letzten Strophen, die<lb/>ſich anfangen:)</p><lb/><lgtype="poem"><l>Mir hat die Welt truͤglich gericht’t,</l><lb/><l>mit Luͤgen und mit falſchem Gedicht ‒</l><lb/><l>viel Netz und heimlich Stricke; ‒‒</l></lg><lb/><p>Haͤtte es deinem lieben Vater gefallen,<lb/>
mich bey dieſer Liederwahl zu Rathe zu zie-<lb/>
hen; ſo wuͤrden die Lieder einen eben ſo<lb/>
algemeinen Beyfall gefunden haben, als die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">fanden,</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[284/0296]
nicht, ſo werdet ihr auch nicht gerichtet,
eine Predigt gehalten haͤtte. In dieſer
Predigt, ſagte meine Mutter, war ſo viel
Salz und Schmalz, daß alles wie Schne-
cken, wenn ſich ein Blaͤdchen ruͤhrt, die Hoͤr-
ner einzog. Sein bluͤtuͤbertragenes Herz
bekam Luft, und er genas. Nach der Pre-
digt ward das Lied: In dich hab ich gehoffet
Herr, geſungen, welchem M. Jacob Daniel
Ernſt, in der Hiſtoriſchen Confecttafel, die
ruͤhrende Befreiung des Herrn Andreas
Steinberg, wolverdienten Pfarren zu Bu-
din in Boͤhmen, zuſchreibet, und wider wel-
ches ich kein Wort habe, außer, daß mir der
dritte Vers zu kriegeriſch vorkommt.
Mein Gott und Schirmer ſteh mir bey,
ſei meine Burg, darinn ich frey
und ritterlich mag ſtreiten —
(Sie ſang die drei letzten Strophen, die
ſich anfangen:)
Mir hat die Welt truͤglich gericht’t,
mit Luͤgen und mit falſchem Gedicht ‒
viel Netz und heimlich Stricke; ‒ ‒
Haͤtte es deinem lieben Vater gefallen,
mich bey dieſer Liederwahl zu Rathe zu zie-
hen; ſo wuͤrden die Lieder einen eben ſo
algemeinen Beyfall gefunden haben, als die
fanden,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 284. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/296>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.