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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Erde besitzet, und gelobet sey Gott der
Höchste, der deine Feinde in deine Hand be-
schloßen hat. Abraham gab dem Seegnen-
den den zehnten von allem, und mehr wißen
wir von Melchisedechs Geschichte nicht. Wol
aber spricht der Psalmist im ein hundert und
zehnten Psalm und dessen vierten Vers:
Du bist ein Priester ewiglich, nach der Weise
Melchisedech. Im Briefe an die Hebräer
im fünften Capittel und dessen sechsten und
zehnten Vers, und im sechsten Capittel und
zwanzigsten, im siebenden und dessen ersten,
zweyten, und dritten Vers entwickelt sich
dieses näher, welches du, wenn dein Vater
nicht dabey ist, weiter nachlesen kannst.

Ich fand die Bemerckung meiner Mutter
sehr bewärt, daß mein Vater weder öffent-
lich noch häußlich diesen Namen ausge-
sprochen. Die Rachreden vom Kannapee,
welche die Frau Schwiegermutter ihrem
Herrn Schwiegersohn getreulich, und oft
wol mit bittern Salsen, wie meine Mut-
ter sagte, vorsetzte, hätten meinem Vater
unfehlbar auf den Kirchhof gebracht, so,
daß sein Tod gewis kein Melchisedechs Tod
gewesen wäre, wenn er sich nicht mit einst
ermannet, und über die Worte: Richtet

nicht,

Erde beſitzet, und gelobet ſey Gott der
Hoͤchſte, der deine Feinde in deine Hand be-
ſchloßen hat. Abraham gab dem Seegnen-
den den zehnten von allem, und mehr wißen
wir von Melchiſedechs Geſchichte nicht. Wol
aber ſpricht der Pſalmiſt im ein hundert und
zehnten Pſalm und deſſen vierten Vers:
Du biſt ein Prieſter ewiglich, nach der Weiſe
Melchiſedech. Im Briefe an die Hebraͤer
im fuͤnften Capittel und deſſen ſechſten und
zehnten Vers, und im ſechſten Capittel und
zwanzigſten, im ſiebenden und deſſen erſten,
zweyten, und dritten Vers entwickelt ſich
dieſes naͤher, welches du, wenn dein Vater
nicht dabey iſt, weiter nachleſen kannſt.

Ich fand die Bemerckung meiner Mutter
ſehr bewaͤrt, daß mein Vater weder oͤffent-
lich noch haͤußlich dieſen Namen ausge-
ſprochen. Die Rachreden vom Kannapee,
welche die Frau Schwiegermutter ihrem
Herrn Schwiegerſohn getreulich, und oft
wol mit bittern Salſen, wie meine Mut-
ter ſagte, vorſetzte, haͤtten meinem Vater
unfehlbar auf den Kirchhof gebracht, ſo,
daß ſein Tod gewis kein Melchiſedechs Tod
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[283/0295] Erde beſitzet, und gelobet ſey Gott der Hoͤchſte, der deine Feinde in deine Hand be- ſchloßen hat. Abraham gab dem Seegnen- den den zehnten von allem, und mehr wißen wir von Melchiſedechs Geſchichte nicht. Wol aber ſpricht der Pſalmiſt im ein hundert und zehnten Pſalm und deſſen vierten Vers: Du biſt ein Prieſter ewiglich, nach der Weiſe Melchiſedech. Im Briefe an die Hebraͤer im fuͤnften Capittel und deſſen ſechſten und zehnten Vers, und im ſechſten Capittel und zwanzigſten, im ſiebenden und deſſen erſten, zweyten, und dritten Vers entwickelt ſich dieſes naͤher, welches du, wenn dein Vater nicht dabey iſt, weiter nachleſen kannſt. Ich fand die Bemerckung meiner Mutter ſehr bewaͤrt, daß mein Vater weder oͤffent- lich noch haͤußlich dieſen Namen ausge- ſprochen. Die Rachreden vom Kannapee, welche die Frau Schwiegermutter ihrem Herrn Schwiegerſohn getreulich, und oft wol mit bittern Salſen, wie meine Mut- ter ſagte, vorſetzte, haͤtten meinem Vater unfehlbar auf den Kirchhof gebracht, ſo, daß ſein Tod gewis kein Melchiſedechs Tod geweſen waͤre, wenn er ſich nicht mit einſt ermannet, und uͤber die Worte: Richtet nicht,

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/295>, abgerufen am 23.11.2024.