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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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in eins weg träumte. Die Nacht auf den
Abend, da dein Vater die erste Mahlzeit
bey uns aus allen Kräften that, und da er
zu seiner Entschuldigung behauptete, daß man
im Winter bessern Appetit hätte, als im
Sommer, die Nacht auf diesen Abend träumte
mir, daß die jüngste Tochter des Pastor L --
mir Gift eingäbe, und da es würkte, billigt'
ihr Vater dieses Verfahren, und wollte mir
noch eine vergiftete Pille von derselben Art
im Säftchen beybringen, um wie er sich
grosmüthig ausdruckte, mich nicht lange
quälen zu lassen; allein seine Tochter ward
des Landes verwiesen, und er ward Präposi-
tus -- wie besonders doch ein Traum ist --
Er Präpositus! Sie des Landes verwiesen!
Daß ich das Säftchen des Herrn Pastor
L -- verbat, weiß ich! allein ob ich von
dem Gift seiner Tochter gestorben, oder nicht?
konnt' ich mich nicht besinnen. Ich hatte
bis dahin keine andere, als biblische, oder sol-
che Träume gehabt, die in der heiligen Schrift
vorkommen. Die sieben fette und sieben
magere Kühe des Pharao zum Exempel,
und die Sonne, Mond und Sterne des Jo-
sephs, waren offt vorgefallen, und kein ehrli-
ches Mädchen muß, ehe sie Braut wird, an-

ders
S 4

in eins weg traͤumte. Die Nacht auf den
Abend, da dein Vater die erſte Mahlzeit
bey uns aus allen Kraͤften that, und da er
zu ſeiner Entſchuldigung behauptete, daß man
im Winter beſſern Appetit haͤtte, als im
Sommer, die Nacht auf dieſen Abend traͤumte
mir, daß die juͤngſte Tochter des Paſtor L —
mir Gift eingaͤbe, und da es wuͤrkte, billigt’
ihr Vater dieſes Verfahren, und wollte mir
noch eine vergiftete Pille von derſelben Art
im Saͤftchen beybringen, um wie er ſich
grosmuͤthig ausdruckte, mich nicht lange
quaͤlen zu laſſen; allein ſeine Tochter ward
des Landes verwieſen, und er ward Praͤpoſi-
tus — wie beſonders doch ein Traum iſt —
Er Praͤpoſitus! Sie des Landes verwieſen!
Daß ich das Saͤftchen des Herrn Paſtor
L — verbat, weiß ich! allein ob ich von
dem Gift ſeiner Tochter geſtorben, oder nicht?
konnt’ ich mich nicht beſinnen. Ich hatte
bis dahin keine andere, als bibliſche, oder ſol-
che Traͤume gehabt, die in der heiligen Schrift
vorkommen. Die ſieben fette und ſieben
magere Kuͤhe des Pharao zum Exempel,
und die Sonne, Mond und Sterne des Jo-
ſephs, waren offt vorgefallen, und kein ehrli-
ches Maͤdchen muß, ehe ſie Braut wird, an-

ders
S 4
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[277/0289] in eins weg traͤumte. Die Nacht auf den Abend, da dein Vater die erſte Mahlzeit bey uns aus allen Kraͤften that, und da er zu ſeiner Entſchuldigung behauptete, daß man im Winter beſſern Appetit haͤtte, als im Sommer, die Nacht auf dieſen Abend traͤumte mir, daß die juͤngſte Tochter des Paſtor L — mir Gift eingaͤbe, und da es wuͤrkte, billigt’ ihr Vater dieſes Verfahren, und wollte mir noch eine vergiftete Pille von derſelben Art im Saͤftchen beybringen, um wie er ſich grosmuͤthig ausdruckte, mich nicht lange quaͤlen zu laſſen; allein ſeine Tochter ward des Landes verwieſen, und er ward Praͤpoſi- tus — wie beſonders doch ein Traum iſt — Er Praͤpoſitus! Sie des Landes verwieſen! Daß ich das Saͤftchen des Herrn Paſtor L — verbat, weiß ich! allein ob ich von dem Gift ſeiner Tochter geſtorben, oder nicht? konnt’ ich mich nicht beſinnen. Ich hatte bis dahin keine andere, als bibliſche, oder ſol- che Traͤume gehabt, die in der heiligen Schrift vorkommen. Die ſieben fette und ſieben magere Kuͤhe des Pharao zum Exempel, und die Sonne, Mond und Sterne des Jo- ſephs, waren offt vorgefallen, und kein ehrli- ches Maͤdchen muß, ehe ſie Braut wird, an- ders S 4

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/289>, abgerufen am 27.11.2024.