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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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ders als biblisch träumen. Dieser Gift-
traum richtete mich völlig hin. Zwar er-
zählte dein lieber Vater eben diesen ersten
Abend, daß er den Pastor L -- und sein
Haus kenne, und hätte sich freilich alles na-
türlich erklären lassen; indessen ist und bleibt
dieser Traum immer was besonderes. Man
sage von den Cometen was man will; sie
sind und bleiben doch Cometen. Mein Blut
siedete auf -- Ich hört' es kochen, wie das
Wasser in einer Theemaschiene, allein deine
Grosmutter hörte nicht sieden, nicht kochen.
Sie nahm die ganze Sache auf die leichte
Schulter, bis sie zu ihrem Erstaunen sahe,
daß mir daß Herz zu brechen anfing. Jetzt
dachte sie auf eine Cur, und diese glaubte
sie mit dem Ringe auszurichten; allein sie
goß Oel zum Feu'r. Ich lag in einer Unge-
witterhitze. Es kam ihr vor, es hätte sich
Etwas abgekühlt, und nun glaubte meine
Mutter wär' es Zeit, die Mediein einzuneh-
men. Sie schenkte mir den Ring und ich
mußt' ihn anlegen, allein sie goß Oel, sie-
dend Oel zum Feu'r. Von dem Spitzchen,
wo der Ring seinen Lauf angetreten, gings
durch alle Adern -- wellenschlagend! und
ich schien außer Hofnung. Man nahm mir

den

ders als bibliſch traͤumen. Dieſer Gift-
traum richtete mich voͤllig hin. Zwar er-
zaͤhlte dein lieber Vater eben dieſen erſten
Abend, daß er den Paſtor L — und ſein
Haus kenne, und haͤtte ſich freilich alles na-
tuͤrlich erklaͤren laſſen; indeſſen iſt und bleibt
dieſer Traum immer was beſonderes. Man
ſage von den Cometen was man will; ſie
ſind und bleiben doch Cometen. Mein Blut
ſiedete auf — Ich hoͤrt’ es kochen, wie das
Waſſer in einer Theemaſchiene, allein deine
Grosmutter hoͤrte nicht ſieden, nicht kochen.
Sie nahm die ganze Sache auf die leichte
Schulter, bis ſie zu ihrem Erſtaunen ſahe,
daß mir daß Herz zu brechen anfing. Jetzt
dachte ſie auf eine Cur, und dieſe glaubte
ſie mit dem Ringe auszurichten; allein ſie
goß Oel zum Feu’r. Ich lag in einer Unge-
witterhitze. Es kam ihr vor, es haͤtte ſich
Etwas abgekuͤhlt, und nun glaubte meine
Mutter waͤr’ es Zeit, die Mediein einzuneh-
men. Sie ſchenkte mir den Ring und ich
mußt’ ihn anlegen, allein ſie goß Oel, ſie-
dend Oel zum Feu’r. Von dem Spitzchen,
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[278/0290] ders als bibliſch traͤumen. Dieſer Gift- traum richtete mich voͤllig hin. Zwar er- zaͤhlte dein lieber Vater eben dieſen erſten Abend, daß er den Paſtor L — und ſein Haus kenne, und haͤtte ſich freilich alles na- tuͤrlich erklaͤren laſſen; indeſſen iſt und bleibt dieſer Traum immer was beſonderes. Man ſage von den Cometen was man will; ſie ſind und bleiben doch Cometen. Mein Blut ſiedete auf — Ich hoͤrt’ es kochen, wie das Waſſer in einer Theemaſchiene, allein deine Grosmutter hoͤrte nicht ſieden, nicht kochen. Sie nahm die ganze Sache auf die leichte Schulter, bis ſie zu ihrem Erſtaunen ſahe, daß mir daß Herz zu brechen anfing. Jetzt dachte ſie auf eine Cur, und dieſe glaubte ſie mit dem Ringe auszurichten; allein ſie goß Oel zum Feu’r. Ich lag in einer Unge- witterhitze. Es kam ihr vor, es haͤtte ſich Etwas abgekuͤhlt, und nun glaubte meine Mutter waͤr’ es Zeit, die Mediein einzuneh- men. Sie ſchenkte mir den Ring und ich mußt’ ihn anlegen, allein ſie goß Oel, ſie- dend Oel zum Feu’r. Von dem Spitzchen, wo der Ring ſeinen Lauf angetreten, gings durch alle Adern — wellenſchlagend! und ich ſchien außer Hofnung. Man nahm mir den

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/290>, abgerufen am 24.11.2024.