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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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Dach -- und ich konnt wol aus dem schö-
nen Liede:

Ich Erde was erkühn ich mich

bey jeder Sylbe, die er sprach, mit Recht sin-
gen: Sie sang

ganz feurig wird mir mein Gesicht,
und das, was meine Zunge spricht,
kann kaum mein Ohr vernehmen!
ich bin voll Angst und Schämen --

Ich weiß nicht, ob ich schon an und ausge-
führet habe, daß dein lieber Vater Hofmei-
ster wurde. Man hatt' es ihm sehr nahe
gelegt, ein Frauenzimmer, das der Frau vom
Hause Gesellschaft leistete, schön zu finden;
allein er fand weder sie, noch irgend eine
Dirne, also. Einige glaubten, daß er die sel-
tene Gabe der Enthaltsamkeit hätte, davon
war ich durch sein dringendes feuriges Auge
eines bessern belehrt. Er blieb nicht lange
Hofmeister; sondern im kurzen starb sein seeli-
ger Antecessor, und er bekam das Pastorat, wo
er noch bis diese Stunde Gotteswort rein und
lauter, (das muß man ihm lassen) ver-
kündiget.

Kaum hatt' er diese Stelle, kam er
wieder einen Abend und wusch sich abermals
die Hände. Diesmal konnt es schwerlich

aus

Dach — und ich konnt wol aus dem ſchoͤ-
nen Liede:

Ich Erde was erkuͤhn ich mich

bey jeder Sylbe, die er ſprach, mit Recht ſin-
gen: Sie ſang

ganz feurig wird mir mein Geſicht,
und das, was meine Zunge ſpricht,
kann kaum mein Ohr vernehmen!
ich bin voll Angſt und Schaͤmen —

Ich weiß nicht, ob ich ſchon an und ausge-
fuͤhret habe, daß dein lieber Vater Hofmei-
ſter wurde. Man hatt’ es ihm ſehr nahe
gelegt, ein Frauenzimmer, das der Frau vom
Hauſe Geſellſchaft leiſtete, ſchoͤn zu finden;
allein er fand weder ſie, noch irgend eine
Dirne, alſo. Einige glaubten, daß er die ſel-
tene Gabe der Enthaltſamkeit haͤtte, davon
war ich durch ſein dringendes feuriges Auge
eines beſſern belehrt. Er blieb nicht lange
Hofmeiſter; ſondern im kurzen ſtarb ſein ſeeli-
ger Anteceſſor, und er bekam das Paſtorat, wo
er noch bis dieſe Stunde Gotteswort rein und
lauter, (das muß man ihm laſſen) ver-
kuͤndiget.

Kaum hatt’ er dieſe Stelle, kam er
wieder einen Abend und wuſch ſich abermals
die Haͤnde. Diesmal konnt es ſchwerlich

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[260/0272] Dach — und ich konnt wol aus dem ſchoͤ- nen Liede: Ich Erde was erkuͤhn ich mich bey jeder Sylbe, die er ſprach, mit Recht ſin- gen: Sie ſang ganz feurig wird mir mein Geſicht, und das, was meine Zunge ſpricht, kann kaum mein Ohr vernehmen! ich bin voll Angſt und Schaͤmen — Ich weiß nicht, ob ich ſchon an und ausge- fuͤhret habe, daß dein lieber Vater Hofmei- ſter wurde. Man hatt’ es ihm ſehr nahe gelegt, ein Frauenzimmer, das der Frau vom Hauſe Geſellſchaft leiſtete, ſchoͤn zu finden; allein er fand weder ſie, noch irgend eine Dirne, alſo. Einige glaubten, daß er die ſel- tene Gabe der Enthaltſamkeit haͤtte, davon war ich durch ſein dringendes feuriges Auge eines beſſern belehrt. Er blieb nicht lange Hofmeiſter; ſondern im kurzen ſtarb ſein ſeeli- ger Anteceſſor, und er bekam das Paſtorat, wo er noch bis dieſe Stunde Gotteswort rein und lauter, (das muß man ihm laſſen) ver- kuͤndiget. Kaum hatt’ er dieſe Stelle, kam er wieder einen Abend und wuſch ſich abermals die Haͤnde. Diesmal konnt es ſchwerlich aus

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/272>, abgerufen am 24.11.2024.