Es kann nur wenig, sehr wenig dran fehlen, um sie von Angesicht zu Angesicht zu sehen -- Da kann man wohl mit Recht über den be- trübten Sündenfall klagen. Ists denn Sünde so zu lieben als wir? und liebt nicht Gott unsere Liebe? Seine heilige Engel sind ja unsere gute Männer gewesen, und wir sind nicht so verbunden -- (ich wolte nicht ver- heirathet schreiben, allein ich ärgre mich über den Anstand den ich drüber genommen, und schreibs zweymal hin) so verheirathet, wie die verkehrte Welt, sondern wie Adam und Eva. Gott selbst hat uns getraut, und sag hat je ein böser Gedancke dein Herz verfälscht? mir ist keiner vorgekommen. Je frömmer ich bin, je innbrünstiger denck ich an dich. In der Kirche hör' ich deine Stimme unter hundert, und ich singe schnell mit, damit wir beide zu- sammen zu Gott kommen. Aus der ganzen Fülle meines Herzens bin ich dir gut. Bin ich nicht dein Weib, dein treues Weib, du Ein- ziger du Evas Adam! Sag es mir tausend- mal und wieder tausendmal, daß du mein Mann, und ich dein Weib sey. Das lernt man immer schöner aussprechen, je öfterer man es ausspricht. Wenn du es sagst ists mir himmlische Musik, Kirchengesang --
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Es kann nur wenig, ſehr wenig dran fehlen, um ſie von Angeſicht zu Angeſicht zu ſehen — Da kann man wohl mit Recht uͤber den be- truͤbten Suͤndenfall klagen. Iſts denn Suͤnde ſo zu lieben als wir? und liebt nicht Gott unſere Liebe? Seine heilige Engel ſind ja unſere gute Maͤnner geweſen, und wir ſind nicht ſo verbunden — (ich wolte nicht ver- heirathet ſchreiben, allein ich aͤrgre mich uͤber den Anſtand den ich druͤber genommen, und ſchreibs zweymal hin) ſo verheirathet, wie die verkehrte Welt, ſondern wie Adam und Eva. Gott ſelbſt hat uns getraut, und ſag hat je ein boͤſer Gedancke dein Herz verfaͤlſcht? mir iſt keiner vorgekommen. Je froͤmmer ich bin, je innbruͤnſtiger denck ich an dich. In der Kirche hoͤr’ ich deine Stimme unter hundert, und ich ſinge ſchnell mit, damit wir beide zu- ſammen zu Gott kommen. Aus der ganzen Fuͤlle meines Herzens bin ich dir gut. Bin ich nicht dein Weib, dein treues Weib, du Ein- ziger du Evas Adam! Sag es mir tauſend- mal und wieder tauſendmal, daß du mein Mann, und ich dein Weib ſey. Das lernt man immer ſchoͤner ausſprechen, je oͤfterer man es ausſpricht. Wenn du es ſagſt iſts mir himmliſche Muſik, Kirchengeſang —
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Es kann nur wenig, ſehr wenig dran fehlen,
um ſie von Angeſicht zu Angeſicht zu ſehen —
Da kann man wohl mit Recht uͤber den be-
truͤbten Suͤndenfall klagen. Iſts denn
Suͤnde ſo zu lieben als wir? und liebt nicht
Gott unſere Liebe? Seine heilige Engel ſind
ja unſere gute Maͤnner geweſen, und wir ſind
nicht ſo verbunden — (ich wolte nicht ver-
heirathet ſchreiben, allein ich aͤrgre mich uͤber
den Anſtand den ich druͤber genommen, und
ſchreibs zweymal hin) ſo verheirathet, wie die
verkehrte Welt, ſondern wie Adam und Eva.
Gott ſelbſt hat uns getraut, und ſag hat je
ein boͤſer Gedancke dein Herz verfaͤlſcht? mir
iſt keiner vorgekommen. Je froͤmmer ich bin,
je innbruͤnſtiger denck ich an dich. In der
Kirche hoͤr’ ich deine Stimme unter hundert,
und ich ſinge ſchnell mit, damit wir beide zu-
ſammen zu Gott kommen. Aus der ganzen
Fuͤlle meines Herzens bin ich dir gut. Bin
ich nicht dein Weib, dein treues Weib, du Ein-
ziger du Evas Adam! Sag es mir tauſend-
mal und wieder tauſendmal, daß du mein
Mann, und ich dein Weib ſey. Das lernt
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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/244>, abgerufen am 23.11.2024.
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