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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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wider das Etiquette um vielleicht meinen
Vater zur Erkenntlichkeit in Beschlag zu neh-
men, welche darinn bestehen solte daß er ihr
zu seiner Zeit das Geheimnis des Briefes
und der Feuersbrunst entdecken möchte. Ich
glaub's schwerlich liebe Mutter, wenn du
nicht durch die Künste der Palingenesie -- --

Der Docktor fand mich beym Geräucher-
ten und das war meinem Vater gewonnen
Spiel. So sagt' er solte der Docktor jeden
treffen, gelt! wir würden weniger Patien-
ten und mit Erlaubnis Herr Docktor --
weniger Docktores haben. Der ehrliche
Saft schämte sich dem Puls die Hand zu
geben. Nach einigem Bedencken, nahm er
sein ganzes Docktoransehen zu Hülfe fühlte
wirklich Schande halber nach dem Puls, in-
dessen that er's verstohlen und so ungefehr als
ein Hochwohlgebohrner Herr, wenn er eines
ehrlichen Bürgers Tochter geheirathet, seinem
Herrn Schwiegervater die Hand giebt --
Ich riß mir die Hand loß um das abgeschnit-
tene Stück an seinen Ort zu stellen -- Der
Herr Schwiegervater solt's auch so machen.

Warum aber Geräuchertes fragte der
Docktor "weil ers gewolt" (mein Vater und
meine Mutter) Hierinn war meine Mutter

mit
L

wider das Etiquette um vielleicht meinen
Vater zur Erkenntlichkeit in Beſchlag zu neh-
men, welche darinn beſtehen ſolte daß er ihr
zu ſeiner Zeit das Geheimnis des Briefes
und der Feuersbrunſt entdecken moͤchte. Ich
glaub’s ſchwerlich liebe Mutter, wenn du
nicht durch die Kuͤnſte der Palingeneſie — —

Der Docktor fand mich beym Geraͤucher-
ten und das war meinem Vater gewonnen
Spiel. So ſagt’ er ſolte der Docktor jeden
treffen, gelt! wir wuͤrden weniger Patien-
ten und mit Erlaubnis Herr Docktor —
weniger Docktores haben. Der ehrliche
Saft ſchaͤmte ſich dem Puls die Hand zu
geben. Nach einigem Bedencken, nahm er
ſein ganzes Docktoranſehen zu Huͤlfe fuͤhlte
wirklich Schande halber nach dem Puls, in-
deſſen that er’s verſtohlen und ſo ungefehr als
ein Hochwohlgebohrner Herr, wenn er eines
ehrlichen Buͤrgers Tochter geheirathet, ſeinem
Herrn Schwiegervater die Hand giebt —
Ich riß mir die Hand loß um das abgeſchnit-
tene Stuͤck an ſeinen Ort zu ſtellen — Der
Herr Schwiegervater ſolt’s auch ſo machen.

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Docktor „weil ers gewolt„ (mein Vater und
meine Mutter) Hierinn war meine Mutter

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[159/0167] wider das Etiquette um vielleicht meinen Vater zur Erkenntlichkeit in Beſchlag zu neh- men, welche darinn beſtehen ſolte daß er ihr zu ſeiner Zeit das Geheimnis des Briefes und der Feuersbrunſt entdecken moͤchte. Ich glaub’s ſchwerlich liebe Mutter, wenn du nicht durch die Kuͤnſte der Palingeneſie — — Der Docktor fand mich beym Geraͤucher- ten und das war meinem Vater gewonnen Spiel. So ſagt’ er ſolte der Docktor jeden treffen, gelt! wir wuͤrden weniger Patien- ten und mit Erlaubnis Herr Docktor — weniger Docktores haben. Der ehrliche Saft ſchaͤmte ſich dem Puls die Hand zu geben. Nach einigem Bedencken, nahm er ſein ganzes Docktoranſehen zu Huͤlfe fuͤhlte wirklich Schande halber nach dem Puls, in- deſſen that er’s verſtohlen und ſo ungefehr als ein Hochwohlgebohrner Herr, wenn er eines ehrlichen Buͤrgers Tochter geheirathet, ſeinem Herrn Schwiegervater die Hand giebt — Ich riß mir die Hand loß um das abgeſchnit- tene Stuͤck an ſeinen Ort zu ſtellen — Der Herr Schwiegervater ſolt’s auch ſo machen. Warum aber Geraͤuchertes fragte der Docktor „weil ers gewolt„ (mein Vater und meine Mutter) Hierinn war meine Mutter mit L

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/167>, abgerufen am 25.11.2024.