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Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778.

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wieherte zuerst, und die Krone war sein, da-
mit ich sie ihm durch's Recht der Waffen,
welches das besonderste Recht von allen ist,
nehmen könnte. Er nahm die Glückwünsche
an, und da ich bey dergleichen Dingen er-
schrecklich gelehrt war; brachte ich noch so
viel Umstände aus der Geschichte bei, daß
ich nunmehr wiewohl zu spät aus der Bewun-
derung des Bolks einsahe wie ich um eines
Darius wegen, eben kein Pferd hätte wie-
hern lassen, sondern blos meine Zunge tapfer
brauchen dörfen. Einen Alexander durften
wir nicht suchen denn die heilige Taufe hatte
mir dazu ein Recht gegeben -- (Das Glück
ist nicht viel auseinander einen Freund oder
einen Feind zu haben, der uns Ehre macht,
und wenn ich also den Benjamin zu meinem
Feinde anzunehmen kein Bedenken trage, was
wolten denn die Jungen? -- Fast schäme
ich mich, da ich meinen Lesern so spät eröfne,
daß ich Alexander heiße. Um indessen diese
Verspätung gut zu machen, will ich dabey
bemerken, daß meine Mutter mit diesem Na-
men den Alexander Einhorn zwoten Su-
perintendenten
in Curland; mein Vater aber
den würklichen Alexander oder den Alexander
Magnus den Alexander
gegen den alle andere

Alexan-

wieherte zuerſt, und die Krone war ſein, da-
mit ich ſie ihm durch’s Recht der Waffen,
welches das beſonderſte Recht von allen iſt,
nehmen koͤnnte. Er nahm die Gluͤckwuͤnſche
an, und da ich bey dergleichen Dingen er-
ſchrecklich gelehrt war; brachte ich noch ſo
viel Umſtaͤnde aus der Geſchichte bei, daß
ich nunmehr wiewohl zu ſpaͤt aus der Bewun-
derung des Bolks einſahe wie ich um eines
Darius wegen, eben kein Pferd haͤtte wie-
hern laſſen, ſondern blos meine Zunge tapfer
brauchen doͤrfen. Einen Alexander durften
wir nicht ſuchen denn die heilige Taufe hatte
mir dazu ein Recht gegeben — (Das Gluͤck
iſt nicht viel auseinander einen Freund oder
einen Feind zu haben, der uns Ehre macht,
und wenn ich alſo den Benjamin zu meinem
Feinde anzunehmen kein Bedenken trage, was
wolten denn die Jungen? — Faſt ſchaͤme
ich mich, da ich meinen Leſern ſo ſpaͤt eroͤfne,
daß ich Alexander heiße. Um indeſſen dieſe
Verſpaͤtung gut zu machen, will ich dabey
bemerken, daß meine Mutter mit dieſem Na-
men den Alexander Einhorn zwoten Su-
perintendenten
in Curland; mein Vater aber
den wuͤrklichen Alexander oder den Alexander
Magnus den Alexander
gegen den alle andere

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[93/0101] wieherte zuerſt, und die Krone war ſein, da- mit ich ſie ihm durch’s Recht der Waffen, welches das beſonderſte Recht von allen iſt, nehmen koͤnnte. Er nahm die Gluͤckwuͤnſche an, und da ich bey dergleichen Dingen er- ſchrecklich gelehrt war; brachte ich noch ſo viel Umſtaͤnde aus der Geſchichte bei, daß ich nunmehr wiewohl zu ſpaͤt aus der Bewun- derung des Bolks einſahe wie ich um eines Darius wegen, eben kein Pferd haͤtte wie- hern laſſen, ſondern blos meine Zunge tapfer brauchen doͤrfen. Einen Alexander durften wir nicht ſuchen denn die heilige Taufe hatte mir dazu ein Recht gegeben — (Das Gluͤck iſt nicht viel auseinander einen Freund oder einen Feind zu haben, der uns Ehre macht, und wenn ich alſo den Benjamin zu meinem Feinde anzunehmen kein Bedenken trage, was wolten denn die Jungen? — Faſt ſchaͤme ich mich, da ich meinen Leſern ſo ſpaͤt eroͤfne, daß ich Alexander heiße. Um indeſſen dieſe Verſpaͤtung gut zu machen, will ich dabey bemerken, daß meine Mutter mit dieſem Na- men den Alexander Einhorn zwoten Su- perintendenten in Curland; mein Vater aber den wuͤrklichen Alexander oder den Alexander Magnus den Alexander gegen den alle andere Alexan-

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Zitationshilfe: Hippel, Theodor Gottlieb von: Lebensläufe nach Aufsteigender Linie. Bd. 1. Berlin, 1778, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hippel_lebenslaeufe01_1778/101>, abgerufen am 24.11.2024.