Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

Haltet Ihr uns für Kinder, Herr? fuhr ihn der
Schiffer an, daß wir uns vom ersten besten Lassen
einschüchtern lassen? Wenn Ihr ein Mädchen braucht
-- Ihr findet ihrer am Corso für Geld und gute
Worte. Umsonst und mit bösen ist keine zu haben.
Wer zum Teufel heißt Euch hier dreinreden und
mit einer Manier, als hättet Ihr das beste Recht
von der Welt?

Ich hab' es, sagte Theodor laut und entschlossen;
ich hab' es, denn sie ist meine Frau.

Seine Frau! lief es durch den Haufen. Die zu¬
nächst Stehenden wichen einen Schritt zurück.

Eure Frau? das habt Ihr zu beweisen, oder es
könnte -- halt! unterbrach sich der Schiffer. Nennt
ihren Namen, Herr, ihren Namen; den pflegt doch
ein Ehemann von seiner Frau zu wissen, wenn er
auch nicht weiß, was sie in später Nachtzeit auf den
Gassen treibt.

Caterina, sagte Theodor, erkennst du mich?

Ja! antwortete das Mädchen.

Es ist richtig, murmelte der Schiffer. Caterina,
so nannte sie der Andere.

Du wirst mit mir gehn, Caterina, sagte Theodor.
Du wirst mir den nennen, um dessentwillen du mich
verlassen hast, daß ich in Angst und Wuth die Straßen
Roms auf und ab nach dir gesucht habe. So! Nach
Ostia? Und dort wollt' er nach dir sehen? Es ist
genug. Komm!

14 *

Haltet Ihr uns für Kinder, Herr? fuhr ihn der
Schiffer an, daß wir uns vom erſten beſten Laſſen
einſchüchtern laſſen? Wenn Ihr ein Mädchen braucht
— Ihr findet ihrer am Corſo für Geld und gute
Worte. Umſonſt und mit böſen iſt keine zu haben.
Wer zum Teufel heißt Euch hier dreinreden und
mit einer Manier, als hättet Ihr das beſte Recht
von der Welt?

Ich hab' es, ſagte Theodor laut und entſchloſſen;
ich hab' es, denn ſie iſt meine Frau.

Seine Frau! lief es durch den Haufen. Die zu¬
nächſt Stehenden wichen einen Schritt zurück.

Eure Frau? das habt Ihr zu beweiſen, oder es
könnte — halt! unterbrach ſich der Schiffer. Nennt
ihren Namen, Herr, ihren Namen; den pflegt doch
ein Ehemann von ſeiner Frau zu wiſſen, wenn er
auch nicht weiß, was ſie in ſpäter Nachtzeit auf den
Gaſſen treibt.

Caterina, ſagte Theodor, erkennſt du mich?

Ja! antwortete das Mädchen.

Es iſt richtig, murmelte der Schiffer. Caterina,
ſo nannte ſie der Andere.

Du wirſt mit mir gehn, Caterina, ſagte Theodor.
Du wirſt mir den nennen, um deſſentwillen du mich
verlaſſen haſt, daß ich in Angſt und Wuth die Straßen
Roms auf und ab nach dir geſucht habe. So! Nach
Oſtia? Und dort wollt' er nach dir ſehen? Es iſt
genug. Komm!

14 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0223" n="211"/>
        <p>Haltet Ihr uns für Kinder, Herr? fuhr ihn der<lb/>
Schiffer an, daß wir uns vom er&#x017F;ten be&#x017F;ten La&#x017F;&#x017F;en<lb/>
ein&#x017F;chüchtern la&#x017F;&#x017F;en? Wenn Ihr ein Mädchen braucht<lb/>
&#x2014; Ihr findet ihrer am Cor&#x017F;o für Geld und gute<lb/>
Worte. Um&#x017F;on&#x017F;t und mit bö&#x017F;en i&#x017F;t keine zu haben.<lb/>
Wer zum Teufel heißt Euch hier dreinreden und<lb/>
mit einer Manier, als hättet Ihr das be&#x017F;te Recht<lb/>
von der Welt?</p><lb/>
        <p>Ich hab' es, &#x017F;agte Theodor laut und ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
ich hab' es, denn &#x017F;ie i&#x017F;t meine Frau.</p><lb/>
        <p>Seine Frau! lief es durch den Haufen. Die zu¬<lb/>
näch&#x017F;t Stehenden wichen einen Schritt zurück.</p><lb/>
        <p>Eure Frau? das habt Ihr zu bewei&#x017F;en, oder es<lb/>
könnte &#x2014; halt! unterbrach &#x017F;ich der Schiffer. Nennt<lb/>
ihren Namen, Herr, ihren Namen; den pflegt doch<lb/>
ein Ehemann von &#x017F;einer Frau zu wi&#x017F;&#x017F;en, wenn er<lb/>
auch nicht weiß, was &#x017F;ie in &#x017F;päter Nachtzeit auf den<lb/>
Ga&#x017F;&#x017F;en treibt.</p><lb/>
        <p>Caterina, &#x017F;agte Theodor, erkenn&#x017F;t du mich?</p><lb/>
        <p>Ja! antwortete das Mädchen.</p><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t richtig, murmelte der Schiffer. Caterina,<lb/>
&#x017F;o nannte &#x017F;ie der Andere.</p><lb/>
        <p>Du wir&#x017F;t mit mir gehn, Caterina, &#x017F;agte Theodor.<lb/>
Du wir&#x017F;t mir den nennen, um de&#x017F;&#x017F;entwillen du mich<lb/>
verla&#x017F;&#x017F;en ha&#x017F;t, daß ich in Ang&#x017F;t und Wuth die Straßen<lb/>
Roms auf und ab nach dir ge&#x017F;ucht habe. So! Nach<lb/>
O&#x017F;tia? Und dort wollt' er nach dir &#x017F;ehen? Es i&#x017F;t<lb/>
genug. Komm!</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">14 *<lb/></fw>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[211/0223] Haltet Ihr uns für Kinder, Herr? fuhr ihn der Schiffer an, daß wir uns vom erſten beſten Laſſen einſchüchtern laſſen? Wenn Ihr ein Mädchen braucht — Ihr findet ihrer am Corſo für Geld und gute Worte. Umſonſt und mit böſen iſt keine zu haben. Wer zum Teufel heißt Euch hier dreinreden und mit einer Manier, als hättet Ihr das beſte Recht von der Welt? Ich hab' es, ſagte Theodor laut und entſchloſſen; ich hab' es, denn ſie iſt meine Frau. Seine Frau! lief es durch den Haufen. Die zu¬ nächſt Stehenden wichen einen Schritt zurück. Eure Frau? das habt Ihr zu beweiſen, oder es könnte — halt! unterbrach ſich der Schiffer. Nennt ihren Namen, Herr, ihren Namen; den pflegt doch ein Ehemann von ſeiner Frau zu wiſſen, wenn er auch nicht weiß, was ſie in ſpäter Nachtzeit auf den Gaſſen treibt. Caterina, ſagte Theodor, erkennſt du mich? Ja! antwortete das Mädchen. Es iſt richtig, murmelte der Schiffer. Caterina, ſo nannte ſie der Andere. Du wirſt mit mir gehn, Caterina, ſagte Theodor. Du wirſt mir den nennen, um deſſentwillen du mich verlaſſen haſt, daß ich in Angſt und Wuth die Straßen Roms auf und ab nach dir geſucht habe. So! Nach Oſtia? Und dort wollt' er nach dir ſehen? Es iſt genug. Komm! 14 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/223
Zitationshilfe: Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heyse_novellen_1855/223>, abgerufen am 24.11.2024.