Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.neues Studio ziehen, und ich denke, wir bleiben wohl Ihr könnt auf mich rechnen, Teodoro, sagte der Wollt Ihr nicht die Eltern kennen lernen und neues Studio ziehen, und ich denke, wir bleiben wohl Ihr könnt auf mich rechnen, Teodoro, ſagte der Wollt Ihr nicht die Eltern kennen lernen und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0178" n="166"/> neues Studio ziehen, und ich denke, wir bleiben wohl<lb/> noch ein Stück Zeit zuſammen, wenn ich auch meine<lb/> Arbeiten nachdrücklicher weiterführen und die Freude,<lb/> mit Euch zu ſein, beſchränken muß. Es fügt ſich<lb/> nun, daß mir ein Vorwand kommt, Euch öfter auf¬<lb/> zuſuchen, als ſonſt vielleicht erlaubt wäre; wenn Ihr<lb/> anders darauf eingehen wollt, das neue Studio mit<lb/> einem Werk einzuweihen, an dem mir ſelbſt viel ge¬<lb/> legen iſt. Die Sache iſt die. Eine Familie, der ich<lb/> befreundet bin, hat ſich hier niedergelaſſen, vielleicht<lb/> auf immer. Der Mann, ein Deutſcher, lebte früher<lb/> in England, heirathete eine Engländerin und ſie<lb/> brachte ihm zwei Kinder, einen Sohn und eine Toch¬<lb/> ter. Der Sohn, der an der Schwindſucht litt, ſollte<lb/> hier das Letzte zu ſeiner Rettung verſuchen, und ſo<lb/> ſiedelte die Familie über. Ich habe den jungen Men¬<lb/> ſchen geliebt, wie Alle, die ihn kannten, und kann es<lb/> noch nicht verwinden, daß ich ſo viel Reiz und Adel<lb/> drüben bei der Ceſtius-Pyramide in die Erde ver¬<lb/> ſenken ſah. Das war im vorigen Winter. Nun wol¬<lb/> len die Eltern ihm einen Stein am Hügel aufrichten<lb/> mit einem Bildwerk, das ſein Weſen bezeichnet und<lb/> ſein Andenken ehrt. Ich wüßte Keinen, dem ich dies<lb/> Werk lieber anvertraute, als Euch.</p><lb/> <p>Ihr könnt auf mich rechnen, Teodoro, ſagte der<lb/> Bildhauer. Ich will ſehn was ich kann.</p><lb/> <p>Wollt Ihr nicht die Eltern kennen lernen und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [166/0178]
neues Studio ziehen, und ich denke, wir bleiben wohl
noch ein Stück Zeit zuſammen, wenn ich auch meine
Arbeiten nachdrücklicher weiterführen und die Freude,
mit Euch zu ſein, beſchränken muß. Es fügt ſich
nun, daß mir ein Vorwand kommt, Euch öfter auf¬
zuſuchen, als ſonſt vielleicht erlaubt wäre; wenn Ihr
anders darauf eingehen wollt, das neue Studio mit
einem Werk einzuweihen, an dem mir ſelbſt viel ge¬
legen iſt. Die Sache iſt die. Eine Familie, der ich
befreundet bin, hat ſich hier niedergelaſſen, vielleicht
auf immer. Der Mann, ein Deutſcher, lebte früher
in England, heirathete eine Engländerin und ſie
brachte ihm zwei Kinder, einen Sohn und eine Toch¬
ter. Der Sohn, der an der Schwindſucht litt, ſollte
hier das Letzte zu ſeiner Rettung verſuchen, und ſo
ſiedelte die Familie über. Ich habe den jungen Men¬
ſchen geliebt, wie Alle, die ihn kannten, und kann es
noch nicht verwinden, daß ich ſo viel Reiz und Adel
drüben bei der Ceſtius-Pyramide in die Erde ver¬
ſenken ſah. Das war im vorigen Winter. Nun wol¬
len die Eltern ihm einen Stein am Hügel aufrichten
mit einem Bildwerk, das ſein Weſen bezeichnet und
ſein Andenken ehrt. Ich wüßte Keinen, dem ich dies
Werk lieber anvertraute, als Euch.
Ihr könnt auf mich rechnen, Teodoro, ſagte der
Bildhauer. Ich will ſehn was ich kann.
Wollt Ihr nicht die Eltern kennen lernen und
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