Heyse, Paul: Novellen. Berlin, 1855.zurückzulenken. Ihr hattet ein sichres Gefühl, als Ihr mögt sein und thun was Ihr wollt, sagte Ihr kennt die deutsche Gelehrsamkeit nicht. Sie Der Meduse? Ihr müßt sie ja besser kennen als ich. Habt Ihr Ich weiß nicht viel davon. Schon als Knabe zurückzulenken. Ihr hattet ein ſichres Gefühl, als Ihr mögt ſein und thun was Ihr wollt, ſagte Ihr kennt die deutſche Gelehrſamkeit nicht. Sie Der Meduſe? Ihr müßt ſie ja beſſer kennen als ich. Habt Ihr Ich weiß nicht viel davon. Schon als Knabe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0172" n="160"/> zurückzulenken. Ihr hattet ein ſichres Gefühl, als<lb/> Ihr Euch gegen meine Nähe ſträubtet. Denn ich bin<lb/> hier in Rom, um in Pergamenten zu kramen und<lb/> verſchollene Dinge auszugraben, denen Wenige nach¬<lb/> fragen, Geſchichten der alten Städte Italiens, Staats¬<lb/> verhandlungen und Rechtsurkunden. Und ſo ſind wir<lb/> doppelt geſchiedne Leute.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Ihr</hi> mögt ſein und thun was Ihr wollt, ſagte<lb/> Bianchi lebhaft und halb für ſich. Ihr ſeid gut und<lb/> ſchön und ein Deutſcher.</p><lb/> <p>Ihr kennt die deutſche Gelehrſamkeit nicht. Sie<lb/> iſt entſetzlicher, als die römiſche. Mir ſelber graut<lb/> gelegentlich davor. Schwache Seelen kann ſie ſo<lb/> furchtbar anblicken, daß ſie davon verſteinern, wie<lb/> jene armen Schelme, die der Meduſe ins Geſicht<lb/> ſahen.</p><lb/> <p>Der Meduſe?</p><lb/> <p>Ihr müßt ſie ja beſſer kennen als ich. Habt Ihr<lb/> ſie nicht auch dort in den Winkel geworfen, und viel¬<lb/> fach angefangen und halb vollendet in Muſchel ge¬<lb/> ſchnitten auf dem Tiſche liegen?</p><lb/> <p>Ich weiß nicht viel davon. Schon als Knabe<lb/> gab mir mein Vater eine Paſte, danach ich arbeitete.<lb/> Ich liebte den Kopf, weil ich wenig Freude hatte<lb/> und mich der finſtre Tod in dem ſchönen Weibe lockte.<lb/> Hernach ſah ich das Rundbild in Villa Ludoviſi<lb/> und hatte nicht Ruhe, bis ich's zu Haus ſo gut ich's<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [160/0172]
zurückzulenken. Ihr hattet ein ſichres Gefühl, als
Ihr Euch gegen meine Nähe ſträubtet. Denn ich bin
hier in Rom, um in Pergamenten zu kramen und
verſchollene Dinge auszugraben, denen Wenige nach¬
fragen, Geſchichten der alten Städte Italiens, Staats¬
verhandlungen und Rechtsurkunden. Und ſo ſind wir
doppelt geſchiedne Leute.
Ihr mögt ſein und thun was Ihr wollt, ſagte
Bianchi lebhaft und halb für ſich. Ihr ſeid gut und
ſchön und ein Deutſcher.
Ihr kennt die deutſche Gelehrſamkeit nicht. Sie
iſt entſetzlicher, als die römiſche. Mir ſelber graut
gelegentlich davor. Schwache Seelen kann ſie ſo
furchtbar anblicken, daß ſie davon verſteinern, wie
jene armen Schelme, die der Meduſe ins Geſicht
ſahen.
Der Meduſe?
Ihr müßt ſie ja beſſer kennen als ich. Habt Ihr
ſie nicht auch dort in den Winkel geworfen, und viel¬
fach angefangen und halb vollendet in Muſchel ge¬
ſchnitten auf dem Tiſche liegen?
Ich weiß nicht viel davon. Schon als Knabe
gab mir mein Vater eine Paſte, danach ich arbeitete.
Ich liebte den Kopf, weil ich wenig Freude hatte
und mich der finſtre Tod in dem ſchönen Weibe lockte.
Hernach ſah ich das Rundbild in Villa Ludoviſi
und hatte nicht Ruhe, bis ich's zu Haus ſo gut ich's
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |