fixirt fest seine durch einen weißen Punkt bezeichnete Mitte eine Viertel- bis ganze Minute lang, so bemerkt man nachher im dunklen Sehfelde der geschlossenen und gedeckten Augen einen hellen Streifen. Indem ich nun wieder von den Farben des Streifens und ihrem Wechsel, von etwa vorhandenen schmalen, andersfarbigen Säumen, von der verschiedenen Helligkeit des Nachbildes an verschiedenen Stellen, von seinem Phasenwechsel etc. völlig absehe, betone ich hier nur zweierlei: die unter günstigen Umständen sehr intensive Helligkeit des Nachbildes und das Fehlen eines dem oben (§. 2) beschriebenen Lichthofe entsprechenden dunklen Hofes. Man könnte nämlich nach Ana- logie des Lichthofes der dunkeln negativen Nachbilder jetzt einen entsprechenden dunkeln Hof um das helle negative Nachbild erwarten, ganz besonders in Hinblick auf die psychologische Erklärung, welche von jenem Hofe gegeben wurde. Denn der Contrast zwischen dem hellen Nachbilde und dem dunkeln Grunde ist hier im Allgemeinen noch bedeutender, als bei unserem ersten Versuche und der Grund erscheint keineswegs absolut schwarz, vielmehr in einer mässigen und zuweilen sogar sehr mässigen Dunkelheit, daher denn die Dunkelheit dieses Grundes in der unmittelbaren Nähe des zuweilen sehr hell leuchtenden Nach- bildes sehr wohl durch "Contrast" verstärkt werden könnte. Wenn es nun auch vorkommt, daß Einzelne zwar nicht von selbst, aber doch auf besonderes Fragen, zugeben, daß die aller- nächste Nachbarschaft des Nachbildes etwas andersartig erscheint als der übrige Grund, so ist dies doch bei Laien nur eine Aus- nahme, und sie bestätigen, daß von einem Vergleiche dieser Er- scheinung mit dem lichten Hofe des dunkeln negativen Nach- bildes nur entfernt die Rede sein könne. Und was mich selbst betrifft, so kann ich letzterem nur beistimmen, wobei ich mir jedoch die genaue Erörterung dieses Punktes vorbehalte. Hier will ich eben nur von dem sprechen, was Jeder sozusagen mit Händen greifen kann. Das Wichtigste bei dem ganzen Versuche ist nämlich die große Helligkeit des Nachbildes, welche sich unter günstigen Umständen zu einem intensiven Leuchten steigert.
Sehen wir nun, wie man jetzt dieses Phänomen erklärt. Im Anschlusse an Fechner's Theorie sagt Helmholtz, S. 363: "Was die negativen Bilder im ganz verdunkelten Gesichtsfelde
fixirt fest seine durch einen weißen Punkt bezeichnete Mitte eine Viertel- bis ganze Minute lang, so bemerkt man nachher im dunklen Sehfelde der geschlossenen und gedeckten Augen einen hellen Streifen. Indem ich nun wieder von den Farben des Streifens und ihrem Wechsel, von etwa vorhandenen schmalen, andersfarbigen Säumen, von der verschiedenen Helligkeit des Nachbildes an verschiedenen Stellen, von seinem Phasenwechsel etc. völlig absehe, betone ich hier nur zweierlei: die unter günstigen Umständen sehr intensive Helligkeit des Nachbildes und das Fehlen eines dem oben (§. 2) beschriebenen Lichthofe entsprechenden dunklen Hofes. Man könnte nämlich nach Ana- logie des Lichthofes der dunkeln negativen Nachbilder jetzt einen entsprechenden dunkeln Hof um das helle negative Nachbild erwarten, ganz besonders in Hinblick auf die psychologische Erklärung, welche von jenem Hofe gegeben wurde. Denn der Contrast zwischen dem hellen Nachbilde und dem dunkeln Grunde ist hier im Allgemeinen noch bedeutender, als bei unserem ersten Versuche und der Grund erscheint keineswegs absolut schwarz, vielmehr in einer mässigen und zuweilen sogar sehr mässigen Dunkelheit, daher denn die Dunkelheit dieses Grundes in der unmittelbaren Nähe des zuweilen sehr hell leuchtenden Nach- bildes sehr wohl durch „Contrast“ verstärkt werden könnte. Wenn es nun auch vorkommt, daß Einzelne zwar nicht von selbst, aber doch auf besonderes Fragen, zugeben, daß die aller- nächste Nachbarschaft des Nachbildes etwas andersartig erscheint als der übrige Grund, so ist dies doch bei Laien nur eine Aus- nahme, und sie bestätigen, daß von einem Vergleiche dieser Er- scheinung mit dem lichten Hofe des dunkeln negativen Nach- bildes nur entfernt die Rede sein könne. Und was mich selbst betrifft, so kann ich letzterem nur beistimmen, wobei ich mir jedoch die genaue Erörterung dieses Punktes vorbehalte. Hier will ich eben nur von dem sprechen, was Jeder sozusagen mit Händen greifen kann. Das Wichtigste bei dem ganzen Versuche ist nämlich die große Helligkeit des Nachbildes, welche sich unter günstigen Umständen zu einem intensiven Leuchten steigert.
Sehen wir nun, wie man jetzt dieses Phänomen erklärt. Im Anschlusse an Fechner’s Theorie sagt Helmholtz, S. 363: „Was die negativen Bilder im ganz verdunkelten Gesichtsfelde
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fixirt fest seine durch einen weißen Punkt bezeichnete Mitte
eine Viertel- bis ganze Minute lang, so bemerkt man nachher im
dunklen Sehfelde der geschlossenen und gedeckten Augen einen
hellen Streifen. Indem ich nun wieder von den Farben des
Streifens und ihrem Wechsel, von etwa vorhandenen schmalen,
andersfarbigen Säumen, von der verschiedenen Helligkeit des
Nachbildes an verschiedenen Stellen, von seinem Phasenwechsel
etc. völlig absehe, betone ich hier nur zweierlei: die unter
günstigen Umständen sehr intensive Helligkeit des Nachbildes
und das Fehlen eines dem oben (§. 2) beschriebenen Lichthofe
entsprechenden dunklen Hofes. Man könnte nämlich nach Ana-
logie des Lichthofes der dunkeln negativen Nachbilder jetzt einen
entsprechenden dunkeln Hof um das helle negative Nachbild
erwarten, ganz besonders in Hinblick auf die psychologische
Erklärung, welche von jenem Hofe gegeben wurde. Denn der
Contrast zwischen dem hellen Nachbilde und dem dunkeln Grunde
ist hier im Allgemeinen noch bedeutender, als bei unserem ersten
Versuche und der Grund erscheint keineswegs absolut schwarz,
vielmehr in einer mässigen und zuweilen sogar sehr mässigen
Dunkelheit, daher denn die Dunkelheit dieses Grundes in der
unmittelbaren Nähe des zuweilen sehr hell leuchtenden Nach-
bildes sehr wohl durch „Contrast“ verstärkt werden könnte.
Wenn es nun auch vorkommt, daß Einzelne zwar nicht von
selbst, aber doch auf besonderes Fragen, zugeben, daß die aller-
nächste Nachbarschaft des Nachbildes etwas andersartig erscheint
als der übrige Grund, so ist dies doch bei Laien nur eine Aus-
nahme, und sie bestätigen, daß von einem Vergleiche dieser Er-
scheinung mit dem lichten Hofe des dunkeln negativen Nach-
bildes nur entfernt die Rede sein könne. Und was mich selbst
betrifft, so kann ich letzterem nur beistimmen, wobei ich mir
jedoch die genaue Erörterung dieses Punktes vorbehalte. Hier
will ich eben nur von dem sprechen, was Jeder sozusagen mit
Händen greifen kann. Das Wichtigste bei dem ganzen Versuche
ist nämlich die große Helligkeit des Nachbildes, welche sich
unter günstigen Umständen zu einem intensiven Leuchten steigert.
Sehen wir nun, wie man jetzt dieses Phänomen erklärt. Im
Anschlusse an Fechner’s Theorie sagt Helmholtz, S. 363:
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Aus pragmatischen Gründen wurde für das DTA die z… [mehr]
Aus pragmatischen Gründen wurde für das DTA die zweite, unveränderte Auflage von 1878 zugrunde gelegt. Diese enthält Herings insgesamt sechs zwischen 1872 und 1876 erschienenen "Mittheilungen" "Zur Lehre vom Lichtsinne" aus den Sitzungsberichten der Akademie der Wissenschaften in Wien, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse.
Hering, Ewald: Zur Lehre vom Lichtsinne. Zweiter, unveränderter Abdruck. Wien, 1878, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hering_lichtsinn_1878/20>, abgerufen am 16.02.2025.
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