[Herder, Johann Gottfried von]: Plastik. Riga u. a., 1778.ist der Paradeplatz mit Statuen umgeben, Grie- O des erstickenden edlen Dampfs, den erscheint,
iſt der Paradeplatz mit Statuen umgeben, Grie- O des erſtickenden edlen Dampfs, den erſcheint,
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0105" n="102"/> iſt der Paradeplatz mit Statuen umgeben, Grie-<lb/> chiſche Helden, mit neuem ſpitzen Knie und der<lb/> Trummel; ich weiß nicht, warum die Ka-<lb/> maſchen und die Grenadiermuͤtze und das praͤſen-<lb/> tirte Gewehr und der Kommißrock fehlen?<lb/> Sonſt halte ichs fuͤr treflich, jeder Schildwache<lb/> Statuen vorzuſetzen: das Geſchoͤpf hat Zeit, an<lb/> ihnen Apollo und Jupiter zu werden.</p><lb/> <p>O des erſtickenden edlen Dampfs, den<lb/> manche neue Griechenlaͤnder ihren kargen Beſol-<lb/> dern ums Taglohn darbringen! Als obs nicht<lb/> mit Haͤnden zu faſſen waͤre, daß in niemand der<lb/> Geiſt des andern uͤbergehen kann, der mit ihm<lb/> nichts <hi rendition="#fr">gemeinſchaftliches</hi> hat, ſo wenig als Le-<lb/> ben in den Stein und Blut in die Pflanze? Je-<lb/> der Juͤngling, der vor’m Griechiſchen Heroen<lb/> ſtand, hatte in den ſchoͤnen Zeiten Griechenlands<lb/> Weg und Hoffnung ſeine Statue zu erhalten.<lb/> Goͤtter und Helden waren alle aus ihrem Ge-<lb/> ſchlecht, ihre Vorfahren, ihres Gleichen. Ein<lb/> Spiel, ein Kampf konnte den Juͤngling neben<lb/> ihn ſtellen und der Kuͤnſtler arbeitete ſo dann fuͤr<lb/> ſeine Stadt, fuͤr ſein Volk, fuͤr den ganzen<lb/> Griechennamen. So ſang Pindar und ſetzte ſei-<lb/> nen Geſang uͤber Statuenlob und Schoͤne. So<lb/> ſahen, ſo hoͤrten die Griechen den Kuͤnſtler und<lb/> den Dichter, und wie ſehen, wie hoͤren <hi rendition="#fr">wir?</hi><lb/> Es iſt wunderſam, wie ſelten uns nur ein <hi rendition="#fr">Menſch</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">erſcheint,</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [102/0105]
iſt der Paradeplatz mit Statuen umgeben, Grie-
chiſche Helden, mit neuem ſpitzen Knie und der
Trummel; ich weiß nicht, warum die Ka-
maſchen und die Grenadiermuͤtze und das praͤſen-
tirte Gewehr und der Kommißrock fehlen?
Sonſt halte ichs fuͤr treflich, jeder Schildwache
Statuen vorzuſetzen: das Geſchoͤpf hat Zeit, an
ihnen Apollo und Jupiter zu werden.
O des erſtickenden edlen Dampfs, den
manche neue Griechenlaͤnder ihren kargen Beſol-
dern ums Taglohn darbringen! Als obs nicht
mit Haͤnden zu faſſen waͤre, daß in niemand der
Geiſt des andern uͤbergehen kann, der mit ihm
nichts gemeinſchaftliches hat, ſo wenig als Le-
ben in den Stein und Blut in die Pflanze? Je-
der Juͤngling, der vor’m Griechiſchen Heroen
ſtand, hatte in den ſchoͤnen Zeiten Griechenlands
Weg und Hoffnung ſeine Statue zu erhalten.
Goͤtter und Helden waren alle aus ihrem Ge-
ſchlecht, ihre Vorfahren, ihres Gleichen. Ein
Spiel, ein Kampf konnte den Juͤngling neben
ihn ſtellen und der Kuͤnſtler arbeitete ſo dann fuͤr
ſeine Stadt, fuͤr ſein Volk, fuͤr den ganzen
Griechennamen. So ſang Pindar und ſetzte ſei-
nen Geſang uͤber Statuenlob und Schoͤne. So
ſahen, ſo hoͤrten die Griechen den Kuͤnſtler und
den Dichter, und wie ſehen, wie hoͤren wir?
Es iſt wunderſam, wie ſelten uns nur ein Menſch
erſcheint,
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